Mittwoch, 11. Januar 2012, 15:25 Uhr
Meisterkonzert / Duo: Trompete-Orgel / Barockmusik

Meisterkonzert in Ohmsteder Kirche

2005
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Klassisches DUO "Trompete - Orgel" -  Ludwig Güttler / Friedrich Kircheis / 10. Januar  2012

Westerstede / Ohmsteder Kirche Oldenburg Gleich zu Beginn des neuen Jahres verlosten NWZonline und die Nachbarschaftsportale Karten für ein hochkarätiges musikalisches Ereignis am 10.Januar 2012 in der Ohmsteder Kirche am nordöstlichen Stadtrand Oldenburgs.

Wir gehörten zu den glücklichen Gewinnern und genossen ein Meisterkonzert der Extraklasse.

In der 1901 geweihten, neugotischen Kirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war, erlebten wir zwei der größten deutschen Kammermusiker, das erfolgreiche DUO: „Trompete – Orgel“, den bekannten Bachtrompeter und Dirigenten Professor Ludwig Güttler und seinen langjährigen Partner Friedrich Kircheis an der Orgel, der bis 2005 als Organist und Kantor an der Dresdener Diakonissenhauskirche agierte.

Der 1943 im erzgebirgischen Sosa geborene Ludwig Güttler studierte an der Leipziger Musikhochschule „Felix Mendelssohn-Bartholdy“. Neben vielfachem Interesse für alle Blechblasinstrumente fasziniert ihn jedoch lebenslang die Trompete am intensivsten. Maßgeblich hat er auch mitgewirkt an der Neuentwicklung des Corno da caccia, dem Blechblasinstrument, das der Gruppe der Horninstrumente zugeordnet wird( ital. „Jagdhorn“), und welches wir an diesem Abend gleich zweimal live in Choralvorspielen mit der Orgel erleben konnten.

Engagements als Solist für Trompete des Händel-Festspiel-Orchesters in Halle/Saale und bei der Dresdener Philharmonie führten zu Verpflichtungen als Bachinterpret, bei Barockkonzerten und als Hochschullehrer für Trompete in Dresden.

Durch seine Leidenschaft für das Singen avancierte er zudem zum künstlerischen Leiter von Kantatenaufführungen und Chorkonzerten in Leipzig.

Der erfolgreiche Virtuose leitet Opernproduktionen, Meisterkurse, forscht über die sächsische Hofmusik des 18. Jahrhunderts, über Konzertliteratur und hat mehr als 60 hochgelobte Platten- und CD-Produktionen veröffentlicht.

Für seine außerordentlichen künstlerischen Leistungen, seine Forschertätigkeit und für sein gesellschaftliches und soziales Engagement (z.B. für den Aufbau der Dresdener Frauenkirche) erhielt Ludwig Güttler mehrfache nationale und internationale Auszeichnungen und Preise.

Sein langjähriger Orgel- und Cembalopartner Friedrich Kircheis wurde 1940 in Aue / Sachsen geboren und studierte ebenfalls an der Leipziger Hochschule für Musik.

Als 16-jähriger Schüler konnte er bereits nach frühem Orgelunterricht die erste Kantorenstelle übernehmen.

Anschließend studierte er Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Orgel und schloss sein Examen mit Bestnote ab.

Der mehrfach ausgezeichnete Friedrich Kircheis, u.a. tätig bei den Dresdener Kammersolisten und im Leipziger Bach-Collegium am Cembalo erlangte überregionale Bekanntheit als Partner von Ludwig Güttler und fühlt sich bis heute traditioneller sächsischer Kirchenmusik verpflichtet.

Das außergewöhliche Duo präsentierte uns an diesem Abend Kompositionen des Barock, sogenannte „Alte Musik“. Als Kunstform des Absolutismus und der Gegenreformation ist der Barock – von Italien ausgehend – durch üppige Prachtentfaltung gekennzeichnet. Heute sind sich die Kunstwissenschaftler einig, der Barock gilt als die Zeit zwischen Renaissance und Klassizismus, hat mittlerweile den Status einer kunstgeschichtlichen Epoche erreicht, und damit auch der „musikalische Barock“, der  seine zeitliche Einordnung etwa mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts findet.

In dieser Zeit emanzipierte und verselbständigte sich die Instrumentalmusik (ohne die vorherige Anlehnung an den Gesang) und schaffte die Möglichkeit, Gegensätze und Spannungen  auszudrücken.

An diesem Abend, im passenden Ambiente, erfuhren wir, dass leidenschaftliches Gegeneinander der Instrumente in ihrer ureigenen Klangsprache zum Gewinn einer höheren Einheit, zu einer gelungenen Klangsymbiose wird. Die gefühlsamen, ausbalancierten Kompositionen sind nie vordergründig oder auf Bedeutsamkeit zelebriert. Sie erscheinen nicht zu sehr aufgeladen, drücken jedoch eindrucksvoll die gesamte Tiefe der musikalischen Emotionen des „goldenen Zeitalters“ des Barock aus.

Ohne Idealisierung des eigenen Instrumentes führte die vielschichtige Musik des einzigartigen Duos zu intensivem Hören und Erleben, souverän die Technik, spannend die Gestaltung.

Die Künstler baten darum, Beifall erst am Ende der Programmfolge zu spenden und das ambitionierte Publikum „lauschte“ und hielt sich an diese Bitte. Doch nach vereinnahmendem Finale (Konzert D-Dur für Trompete und Orgel von G.P. Telemann) überwog die Begeisterung, Beifall brauste auf. Nach geforderten Zugaben und „standing ovations“ machten sich die beeindruckten Zuhörer auf den Heimweg, eher tief ergriffen als jubelnd.

 


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