Mittwoch, 26. Februar 2014, 18:36 Uhr
1. Weltkrieg / 1914 / Kriegsbeginn

Kriegsbeginn 1914 in der Gemeinde Westerstede.

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Schilderung auf Plattdeutsch eines Zeitzeugen.

Westerstede / Moorburg Kriegsbeginn 1914 in der Gemeinde Westerstede.

Mein Großvater Karl H. Oltmanns (1900-1978) schrieb vor ca. 60 Jahren nieder, wie er als 14jähriger den Kriegsbeginn hier in der Gemeinde erlebte und wie die daheim gebliebene Bevölkerung lebte:

„1914. Dat weer de letzte Sonnabend in’ Juli namiddags, jüss so’n Dag at jeden annern, heet un swoel. Kunn wolln Gewitter gäben, in Serajevo harrn se den östriekschen Tronfolger dootschaten. In Westerstär gung de Böllers, de Krieg weer uutbraken twüschen Serbien un Östriek-Ungarn. Preussen harr mobil makt, Rußlands Truppen stunn in Polen un wolln inmarschieren.

All Kirls un Jungs wurn uppropen to’n Wehrdeenst, in Dörp mösen de meisten sick in Ollnborg stellen. De letzte Rog weer meiht, wi harrn Hülp, de Frucht wur noch mit’e Seis meiht, de Deerns bunn de Garben. Se weern bi’t letzte Pand an’n Melkweg. Een Müürmann, Pophanken ut Burgfor harr de letzten Pann insmärt van’e Fast upp’t Huus. Een van de Westerstärder Gemeen broch üm den Gestellungsbefehl upp’t Dack. He mös sofort no de Kasern. Us Naber Hermann Sieling menn, nu smiet de Seis man öwern Wall.

Annern Dag weer Söndag un in Westerstär Schützenfest. Wi Kinner weern upp’n Schützenfest, abends weer uk noch Ball vör’t Jungvolk. Dat seeg noch gornich na Krieg ut. Dat weer woll bi Klocke veer, mien Mester Jüchter holln Rede, „wir wollens ihm zeigen, dem Franzmann.” He is in Frankriek bläben un nich weller trög kamen.

Den annern Dag mösen use beiden Päär weg, se weern at Stangenpäär utmustert, keem vör de Geschütze. Use Frucht stunn in Hocken. Wi duschen mit’n Breet-Maschin, buten weern Göpel, dree Pär kunn’t jüss rieten, owerlang bleew de Maschin stahn, den seet’n Garv fass. Harn sülm bloos noch een Pärd, een weer lehnt van usen Naber Hellmers, een hör Boünnernehmer Ziese van Westerstär. Harn mit Zieses Pärd den ganzen Rog mit Müh un Not binnen holt, un woln flink een Föhr döschen. Wi harn’t jüss kloar, dor keem Zies sien Fohrmann un holt Pärd aff. Grüßing van Halsbek hett naher den ganzen Rog mit’n Damper duschen un wi hebbt to eenmal 13000 Pfund no Westerstär an’e Bahn affläwert.

De Lüe mösen de Frucht all affläwern, Kartuffeln mösen no de Stadt. In’ Winter seegt mit us bös ut, wat up Brotkorten geew, weer ganz knapp. Us Mutter kakt sogar de Brotkrömmels to Brotzopp. De Swien wurn uck in’ korte Tied all affläwert, domals stunn in’e Zeitung, dat Swien weer de 7. Feind Dütschlands. Dat eenzige wat wi genog harn, weer Melk, Eier un Botter. Ower do keem se all ut de Stadt, van Wilhelmshaben. Van’ Bahnhof in Eggelog un Westerstär weern de Straaten swart van Lü de hamstern, all harn se Smach, weern erbarmliche Joahrn. All de Jungs un Keerls weern bi’t Militär, wi Kinner un de olen Lüe up’n Lann harnt stur, kunn de Arbeit nich winnen. Wi mösen bi de Nabers mithelpen, Plögen un Meßföhrn, Kartuffeln planten, Frucht mit affdöschen, Gras meihn.

In’ Mai kreegen wi Inquartierung. 2. Seebataillon ut Wilhelmshaben mak Mannöver in’t Nee-Engländer Moor. Wi harrn 4 Mann, sleepen in use Betten. Wi leegen upp’n Böen in’t Stroh un upp Säck. In Moorborg weern 32 Mann, Scheetkommando, in Hollwäg ‘n ganze Kompanie in Heinemanns Sool, de Rest in Westerstär, tohop weern’t 1000 Mann. Eenmal stunn se all in Reih un Glied. Heb in Westerstär nie sone Truppe weller seehn. De Tommies 1945 stunn upp’n Hermannsplatz, weer owerhaupt kien Vergliek.

Dat Seebataillon harr eenmol Übungsscheeten in’t Lengener Moor. Dat Moor weer düchtig week, dich an’t Lütje Bullnmär harr de Feind sick verschanzt, use Moorbörger Soldaten harrn dor Schieben uppstellt, Puppen usw. In Heinemanns Gorn weer to’n Schluss’n Militärkonzert un uk in Willers Gorn upp Moorborg. 25 Mann speeln dor, dat ganze Dörp weer dor anwesend, Soldaten un de Lüe seeten all dörnanner. Dischen un Stöhl weern uppstellt. Groote Died un een Offizier holn Rede, gung ganz lustig her, 2 Fatt Beer hebt se upp drunken.

Poar Dag later marschieren use Moorborger Soldaten aff no Westerstär, Bloom in’t Gewehr un an’e Mütz. In Heinemanns Sool wurn poar Wäken later französische Kriegsgefangene inquartiert. Twee Jungs hebt us bi de Rogarnt hulpen 1915. Ut’n Dörp wurn de letzten Jungs un Kirls no’t Militär intrucken. No’n Hars to keem hier russische Gefangene. Ik weer do 15 Joahr un möss no de Jungendwehr. Wi mösen sogor Felddienstübungen maken, mit Handpistolen kropen wi owerlang hunnerte van Metern öwer de Weiden. Eenmal weernt woll ower 1000 Mann. Toletzt 1917 hebt se de Jugendwehr upplöst. De 17 un 18johrigen mösen all Soldot weern.

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