Von der Postkutsche bis ins moderne Postzeitalter
Ocholt-Howiek / Westerstede
Vor langer Zeit, bevor die gelben Wagen – die Postkutschen – von Pferden gezogen durch das Oldenburger Land rollten, wurden die Nachrichten per Boten übermittelt. Diese Boten waren einst berittene Boten der Kaufleute aus Hamburg und Amsterdamm. Man nannte sie auch die „ berittene Kaufmannspost „. Sie nahmen seinerzeit den beschwerlichen Weg, denn Straßen usw. gab es noch nicht, über Lingen, Südoldenburg, Bremen nach Hamburg. Erst um 1550 wurde eine nördlicher gelegene Route beritten, nämlich die Route Bremen-Oldenburg-Leer-Groningen-Amsterdam. Die damalige genaue Wegführung durch das Ammerland ist nicht mehr benannt. Es wird jedoch vermutet, daß die Strecke durch das Ammerland über Helle , Westerstede, Moorburg in Richtung Ostfriesland, Remels ging ( in Remels ist noch heute die alte Posthalterei zu besichtigen). Im 17 Jahrhundert wurden die ersten Pakete mit größeren Rollfuhrwerken befördert, auch größere Warensendungen waren darunter. Diese Route befand sich zwischen Oldenburg und Apen. Als größere Orte wurden auch die Ortschaften Mansie und Lindern erwähnt. Ocholt wurde damals noch nicht genannt. Späterhin wurde eine sogenannte Fahrpost eingerichtet. Diese Strecke, so liest man in den Geschichtsbüchern, ging über Bremen, Delmenhorst, Oldenburg und weiter nach Ostfriesland , später über Langebrügge, Gießelhorst, Westerstede, Mansie, Lindern, Winkel und Apen. Ocholt wurde wiederum nicht berührt. Im Jahre 1800 übernahm der Staat die gesamte Post im Oldenburger Land. Die Fahrpost ging damals ihrer Blütezeit entgegen. Ocholt – postalisch gemeint- konnte in den Geschichtsbüchern immer noch nicht gefunden werden. Im Jahre 1869 wurde die Eisenbahnlinie Oldenburg - Ocholt-Leer fertiggestellt.
Dies war ein großer Einschnitt. Mit dem Beginn des Eisenbahnzeitaltgers in unserer Region wurden alle fahrenden Posten zwischen Oldenburg und Leer aufgehoben. Die Eisenbahn übernahm nunmehr die gesamte Postsachenbeförderung. Ocholt hatte damals allerdings noch kein eigenes Postamt, die Ocholter wurden immer noch über das Postamt Westerstede beliefert. Nach Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie zwischen Ocholt und Westerstede im Jahre 18786 wurden die Postsachen direkt nach Westerstede über Ocholt befördert. Vorher wurden sie bereits in Zwischenahn ausgeladen und nach Westerstede weitergeleitet. Laut einer Aufzeichnung wurde am 1.4.1889 in Ocholt eine Postagentur eingerichtet. Die Postzustellung für die Orte Ocholt, Ocholterfeld, Karlshof, Howiekerfeld, Voßbarg, Ollenharde, Torsholt, Maxwald, Südholt usw. wurde nunmehr von der Ocholter Poststelle abgewickelt. Die Post wurde damals von dem Vorsteher der Bahnstation, Johann Ahlers, mit verwaltet. Johann Ahlers hatte die Agentur seinerzeit in seinem Hause an der Godensholter Straße, gleich hinter der Bahn , eingerichtet. Heute steht das Gebäude nicht mehr, an dieser Stelle wurde die Volksbank errichtet (seit kurzem befindet sich die Volksbank allerdings am Westring)
Aus den Aufzeichnungen der Bundespost geht hervor, daß bereits im Jahre 1905 35.594 Briefsendungen ausgetragen werden mussten. Schon damals war die Postzustellung ein Zusatzgeschäft. Die älteste Tochter des Bahnhofsvorstehers Ahlers, Johanna Ahlers, übernahm im Jahre 1909 die Postagentur. Gleichzeitig wurde eine Fernsprechumschaltstelle – Fernsprechvermittlungsstelle – angegliedert. Ocholt hatte zu damaliger Zeit vier Fernsprechanschlüsse. In den schlechten Jahren – es waren die Jahre nach dem 1. Weltkrieg tat sich auf dem Postsektor nicht viel. In den 30er Jahren setzte wieder ein allgemeiner Aufschwung ein. Die Post musste ihren Postbeförderungsdienst modernisieren und ausbauen . Ocholt wurde wegen der günstigen Lage an der Eisenbahnstrecke Oldenburg – Leer als Leitpostamt auserkoren. Die gesamte Postversorgung der Poststellen wurde über das Postamt Ocholt abgewickelt. Die Zustellung wurde rationalisiert. Im Jahre 1926 wurden die Posträume in ein neues Haus verlegt. Der damalige Postverwalter – Wilhelm Klausing – (Onkel Klausing) hatte an der Ecke Poststraße/Apener Straße ein Haus errichtet. Im Erdgeschoß stellt er Räume für die Post und für den Fernsprechdienst zur Verfügung. Ich selber habe den alten Postverwalter noch gut gekannt, denn mein Eltern wohnten gleich neben der Post. Als kleiner Junge war ich natürlich von der Poststelle nicht fernzuhalten. Es war schon ein Erlebnis, mit den gelben Postwagen zum Bahnhof mitfahren zu dürfen, Pakete in den Zug zu laden und ebenso Pakete wieder mitzubringen. Nach dem zweiten Weltkrieg kam dann ein erneuter Stillstand in der postalischen Entwicklung. Vieles war durch Kriegseinwirkung zerstört. Der Fernsprech- und Telegraphendienst musste aus kleinsten Anfängen wieder aufgebaut werden. Im Zuge des Neuaufbaus und der gleichzeitigen generellen Umdenkungsprozesses bei der Post wurde das Leitostamt in Ocholt im Jahre 1949 aufgelöst. Westerstede erhielt sein Hauptpostamt wieder. Von diesem Zeitpunkt ab konzentrierte sich alles auf das Hauptpostamt Westerstede. Der Eisenbahnverkehr auf der Strecke Ocholt – Westerstede – Ellenserdamm wurde eingeschränkt und später eingestellt. Auch das trug sicherlich mit dazu bei, daß die Post nunmehr per LKW zwischen Ocholt und Westerstede befördert wurde. Der Postbeförderungsverkehr mit der Bundesbahn wurde später ganz eingestellt. Heute wird alle Post per Post-LKW, zumindest in unserem Bereich, befördert. Die Fernmeldestelle in dem Haus von Wilhelm Klausing mußte ausgelagert werden, denn der Fernsprechverkehr nahm enorm zu, so daß der Platz nicht mehr ausreichte. Die Fernsprechvermittlungsanlage wurde am Westring neu errichtet (gleich hinter dem Bahnübergang) Der Kundenraum für den eigentlichen Postkundendienst reichte nicht mehr aus, so daß das Bürohaus des Auktionators Puls an der Apener Straße angemietet wurde. In diesem Haus befand sich lange Zeit die Poststelle für die Zuständigkeiten für Ocholt und Umgebung. Seit einigen Jahren wurde immer wieder
seitens der Post experimentiert. Mal war die Post bei Grimm untergebracht, mal im Haus von Lammert, mal im Kaffeeladen. Dieses waren die Auswirkungen der Privatisierung der Post. Es gab oft Ärger mit den Auskünften usw. Jetzt ist die Post
in der Raiffeisenwarengenossenschaft untergebracht. Hier ist sie nach meiner Auffassung auch an der richtigen Stelle. Die Genossenschaft hat an allen Wochentagen geöffnet und auch das Personal war bislang freundlich und zuvorkommend .Hoffen wir, daß unsere Poststelle noch lange erhalten bleibt, denn in anderen Orten wird es schon schwierig mit den Postagenturen.
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