Ocholt und seine Eisenbahn
Ocholt - die Bahn gestern und heute -
Ocholt
Der Ort Ocholt war sicherlich bis zum Bau der Eisenbahn nicht so bekannt wie heute. Die Verbindungen zu den Nachbardörfern bzw. zum Hauptort Westerstede waren zwar als Verkehrswege da, aber die Einheimischen mussten sich mit dem Ochsenkarren oder mit dem Pferdewagen auf den Sandwegen fortbewegen. In den Niederlanden hatte man sich bereits 1845 für die Schaffung einer Eisenbahnverbindung aus dem grenznahen Groningen über Leer nach Oldenburg und Bremen Gedanken gemacht. Sicherlich war es in früheren Jahren nicht so einfach, eine Bahnlinie zu schaffen.
Bei der Vorplanung dieses großen geschichtlichen Ereignisses traten bereits Streitpunkte auf. Wie soll die Bahn verlaufen? Oldenburg-Dreibergen-Westerstede-Leer oder die zweite Trasse Oldenburg - Bad-Zwischenahn – Ocholt – Leer. Beide Orte, Westerstede oder Bad Zwischenahn, hatten einiges vorzubringen, was eine Bahnstation rechtfertigte und erforderte. Bad Zwischenahn war als aufstrebender Fremdenverkehrsort natürlich bemüht, durch die neue Verkehrstechnik noch mehr Gäste in den Ort zu holen. Die Westersteder führten bei der Debatte um die Linienführung an, seit 1358 Sitz des Amtes Ammerland zu sein, und Amtssitz ohne Bahnstation gäbe doch wohl ein schlechtes Bild ab
Die Bahnlinie wurde schließlich von Oldenburg- Bad Zwischenahn - Ocholt-Leer gebaut. Die Öffnung der Gesamtstrecke fand schon im Juli 1869 statt. Die Haltestelle in Ocholt bot damals ein bescheidenes Bild. Ein stattlicher Bahnhofsbau war nicht vorhanden. Es wurde hier ein bescheidenes Stationsgebäude errichtet. Das damalige Ocholter Bahnhofsgebäude wurde dem damals in Apen vorhandenen Bahnhof angepasst. Es gab ein Hauptgleis und ein Nebengleis. (Heute zwei Hauptgleise und vier Nebengleise)
1876 wurde der Kopfbahnhof der Kleinbahn nach Westerstede errichtet. Von hieraus ging die Kleinbahn dann während der Zeit von 1876 bis 1904 im Pendelverkehr von Ocholt nach Westerstede. Später wurde dann die Bahnlinie ausgebaut, so konnten dann die Züge von Ocholt bis nach Ellenserdamm verkehren. In südlicher Richtung wurde dann die Bahnlinie Ocholt-Cloppenburg gebaut. Ocholt wurde somit Eisenbahnknoten und wurde von der Bahn weiter ausgebaut. Der Güterverkehr auf den Schienen nahm zu. Hauptsächlich wurde in Ocholt Torf und Holz verladen. Der Bau der Eisenbahnlinie Oldenburg-Leer brachte für den Ort Ocholt auch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Bevölkerung Ocholt stieg z.B. von 420 Einwohnern im Jahre 1895 bis 1939 um 113.5 %
auf 897 Einwohner an. Damit lag Ocholt im Bevölkerungszuwachs deutlich vor dem Hauptort Westerstede, der in gleichen Zeitraum nur eine Bevölkerungszunahme von
67 % erreichen konnte. Ocholt war eben als Wohnort durch die Bahnstation attraktiv geworden. Ebenso wurde der Ort Ocholt als günstiger Standort für Gewerbe- und Handwerksbetriebe gesehen. Dieses brachte auch Arbeitsplätze in den Ort. Auch heute noch, obwohl die Nebenstrecken nahezu stillgelegt sind, ist Ocholt noch ein begehrenswerter Wohnort. (Dieses merken wir auch in den Neubaugebieten, denn neue Wohngrundstücke sind schnell vergriffen) Mit den ersten Zügen am Morgen pendeln sehr viele Arbeitnehmer in Richtung Bad Zwischenahn, Oldenburg oder Bremen.
Der seinerzeit 1911 errichtete eindrucksvolle Bahnhofsneubau mitten im Ort Ocholt musste 1977 einem modernen Zweckbau Platz machen. Die Ocholter sind bis heute darüber nicht glücklich, denn das alte Bahnhofsgebäude war gleichzeitig das Wahrzeichen von Ocholt. Es war übrigens ein sehr schönes Gebäude, und herfür hätte es meines Erachtens in der heutigen Zeit keine Abbruchgenehmigung mehr gegeben. Im Zeitalter der modernen Technik blieben auf der Strecke Oldenburg- Leer Änderungen nicht aus. So wurden die seinerzeit fahrenden Dampfloks auf Dieselbetrieb umgestellt, und nunmehr ist die Strecke Oldenburg –Leer bereits seit 1992 elektrifiziert. Heute haben wir von Ocholt aus sehr gute Verbindungen, Wir können stündlich entweder nach Norddeich oder nach Hannover und darüber hinaus fahren. Dieses hat uns das neue IC-System gebracht. (die IC-Züge können von Bremen bis Norddeich mit einfacher Fahrkarte benutzt werden und halten auf allen Bahnhöfen) Auch haben wir Dank des Bürgerbusses sehr gute Anbindungen zu und von den Zügen nach Westerstede-Halsbek oder Linswege. Diese Verbindungen sind auch wichtig, denn wir haben ja in Westerstede das Krankenhaus und das Bundeswehrkrankenhaus. Vom Bahnhof Ocholt aus sind morgens und abends viele Pendler unterwegs. so daß wir weiterhin für die Modernisierung und für den Ausbau unseres Bahnhofs kämpfen müssen. Laut Aussagen der Politik soll bis zum Jahr 2021 der Bahnhof so umgestaltet sein, so daß die Bahnsteige für alle Menschen zu erreichen sind. Auch sollen Aufzüge gebaut werden, denn für Rollstuhlfahrer , Radfahrer und Menschen mit Gehbehinderungen können die Bahnsteige bislang nur mit Mühe erreicht werden, oder auch nicht. Hoffen wir alle gemeinsam, daß sich in dieser Sache wirklich etwas bewegt. Z.Zt. wird im Bahnhof Ocholt gebaut. Eine Gleisbaufirma ist hier tätig um Schienen und Weichen auszuwechseln . Dieses ist ein gutes Zeichen. Wir alle sollen und müssen uns immer
wieder dafür einsetzen, daß weitere Verbesserungen eintreten, so auch im Güterverkehr. Wer meckert, daß die Bahn laut ist, dem kann ich nur sagen: Die Bahn war zuerst da, dann habt ihr gebaut. – Die Bahn hat unseren Ort groß und bekannt gemacht -
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