Freitag, 15. November 2019, 13:59 Uhr
Familiengeschichte / Landesbibliothek Oldenburg / Landwirtschaft

Ein Bauernhof in Goelriehenfeld

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Familiengeschichte: Recherchen in der Oldenburger Landesbibliothek vom heimischen Rechner aus.

Goelriehenfeld / Astederfeld / Oldenburg Die Landesbibliothek in Oldenburg ist seit 2009 dabei, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften aus ihren Beständen zu digitalisieren und auf ihrer Website verfügbar zu machen (bitte dem Link folgen). Dabei kann man jetzt bereits einige interessante Entdeckungen, z.B zur eigenen Familiengeschichte machen.
So habe ich kürzlich einfach einmal testweise das Suchwort „Goelriehenfeld“ eingegeben und bin so prompt auf mehrere Einträge zur damals dort ansässigen Familie Rickels gestoßen.
Goelriehenfeld ist am äußersten Rand der Stadtgemeinde Westerstede gelegen. Genau genommen, gehören Teile des Dorfes politisch zu Bockhorn. Mein Urgroßvater Johann Diedrich Rickels bewirtschaftete dort einen Bauernhof. Er fiel im Ersten Weltkrieg im Jahr 1915. Darüber wurde hier auf „Mein Westerstede“ bereits einmal berichtet (Artikel vom 19.8.2014).
Johann Diedrich Rickels hinterließ seine Frau Marie Gesine Rickels geb. Cassens und 6 Kinder. Er ist verzeichnet auf den Gefallenendenkmälern in Linswege, Jührdenerfeld und auf dem Friedhof in Westerstede. In einer Ausstellung über den Ersten Weltkrieg 2016 im Evangelischen Haus in Westerstede wurden beispielhaft die Biografien von mehreren Weltkriegssoldaten aus der Gemeinde vorgestellt, darunter war auch die von Johann Diedrich Rickels.
Seitdem ihr Mann in den Krieg gezogen war, war es an Marie Rickels, den landwirtschaftlichen Betrieb in Gang zuhalten. Dabei bekam sie verschiedenerlei Unterstützung, u.a. von Verwandten.

Drei unterschiedliche Anzeigen, die „Frau M. Rickels“ in der Lokalzeitung „Der Ammerländer“ aufgab, geben einen, wenn auch sehr kleinen Einblick in ihren Alltag und überhaupt in die landwirtschaftliche Arbeit zu der Zeit.
So suchte sie 1918 über die Zeitung „auf November ein zuverlässiges Mädchen, welches melken kann“: Die Anzeige erschien zwei Mal in aufeinanderfolgenden Ausgaben am 25. und am 26.7. des Jahres.
Ein knappes Jahr später gab Marie Rickels in einer Annonce im „Ammerländer“ vom 13.7.1919 bekannt, dass sie ein 14 Tage altes Bullkalb zu verkaufen habe.
Andererseits hatte sie zu der Zeit offenbar durchaus noch Platz auf ihren Weidegründen und wollte damit gerne Einkünfte erzielen. So bot sie in zwei gleichlautenden Anzeigen vom 24. und 25. desselben Monats an, „noch zwei bis drei Stück Hornvieh in gute Weide“ zu nehmen.
Wie erfolgreich die jeweiligen Annoncen waren, ist nicht überliefert. Alle drei stehen jedenfalls im Zusammenhang mit Rinderhaltung.
Übrigens finden sich die meisten Ausgaben des „Ammerländers“ auch im Stadtarchiv Westerstede.

Letztendlich entschlossen sich jedoch die Erben von Johann Diedrich Rickels, wozu auch dessen Geschwister gehörten, den Hof zu verkaufen. Seine Witwe war zu diesem Zeitpunkt schon wieder verheiratet, nämlich mit dem aus Osternburg stammenden Joseph Kruse. Mit ihm hatte sie auch bereits zwei weitere Kinder, geboren am 18. August 1919 und am 19. Februar 1921.
Es wurden, um den Hofverkauf zu bewerkstelligen, insgesamt drei Auktionstermine „in Hamjediers Wirtshause zu Linswege“ (siehe auch Abb.) angesetzt – und zwar am Sonnabend, dem 11 Juni 1921, am Dienstag, dem 21. Juni 1921 und schließlich am Freitag, dem 1. Juli desselben Jahres, jeweils um 4 Uhr nachmittags. Zugehörige Annoncen erschienen in der Zeitung „Nachrichten von Stadt und Land“ vom 6., 9., 14., 19., 23. und 29. Juni 1921. Durchgeführt wurden die Auktionen durch den amtlichen Auktionator G. Koch aus Westerstede.
In den Anzeigen wird der Bauernhof recht anschaulich beschrieben, Es handelte sich demnach um eine „unmittelbar an der Chaussee gelegene schöne Landstelle, bestehend aus der neuen geräumigen Scheune mit Wohnhaus, Düngerhaus nebst angebautem Schweinestall, Viehhaus und 18,1038 Hektar (213 Sch.-S.) Garten- Bau-, Weide- und Moorländereien“. Die Abkürzung Sch.-S. steht für Scheffelsaat, ein altes Flächenmaß. Außerdem heißt es: „Die Ländereien sind sämtlich bester Bonität und sehr ertragreich, sie liegen, bis auf 10 Sch.-Saat Moorländereien geschlossen bei den Gebäuden.“.
Der Hof konnte am 1. Mai 1922 übernommen werden, das Land schon im Herbst des laufenden Jahres. Eventuell waren gemäß der Anzeigen auch einzelne Landflächen zu erwerben.

Die Familie Kruse/Rickels war von dem ihr zugekommenen Anteil des Erlöses in der Lage, ein Haus und etwas Grund in Astederfeld zu erwerben. Dort siedelte sie sich dann auch an. Es sollen aber auch Teile des Verkaufserlöses durch die Inflation verloren gegangen sein.

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