Mittwoch, 08. März 2017, 11:41 Uhr
Geschichte / Torf / Gebhard Strenge

Franz Kruse erzählt aus seinem Arbeitsleben bei Strenge

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Mit leuchtenden Augen erzählte Franz Kruse

Ocholt-Howiek
Der Moorpionier Gebhard Strenge hat für das damalige Dorf  und der heutigen  Ortschaft Ocholt sehr viel getan. Er ist noch bei vielen älteren Mitbürgern in sehr guter Erinnerung.
Gebhard Strenge begann zusammen mit seinem Vater Oltmann Wurp Strenge Torfmaschinen und Torfbagger zu entwickeln. Sie hatten zusammen frühzeitig begonnen die großen Moore abzutorfen und Brenntorf zu verkaufen.

1910 begann Strenge mit dem Torfabbau in der Gemeinde Westerstede. Mit Großbaggern, die er selber entwickelt hatte, lief  zunächst  alles wie am Schnürchen. Viele Menschen fanden damals Arbeit im Fintlandsmoor. Die entwickelten großen Torfbagger waren schnell weltweit gefragt. Es wurden Torfbagger in viele europäische Länder geliefert. Auch nach Russland wurden Torfbagger verkauft. Strenge reiste nach Russland und wurde dort vom 1. Weltkrieg überrascht und natürlich festgesetzt. Fünf Jahre später kehrte er zurück und machte sich 1919 mit einem von ihm konstruiertem Torfbagger selbständig. 1927 übernahm Gebhard Strenge die Torf - Maschinenfabrik in Ocholt. Das Fabrikgebäude steht noch heute an der Godensholter Straße.

Hier in Ocholt wurden die Torfbagger immer weiter entwickelt. Auch andere Torfmaschinen wurden in Ocholt entwickelt und immer weiter verfeinert. Ob Torfumsetzmaschinen oder Sodensammler oder Bagger usw., alles wurde beackert. Auch in der Ocholter Fabrik waren viele fleißige Handwerker , wie Schlosser, Schmiedegesellen, Dreher oder Schweißer beschäftigt. Alle haben zusammen mit Gebhard Strenge Maschinen gepflegt und nach Vorgaben von Strenge Weiterentwicklungen erstellt. Ich selber kannte noch einige der Mitarbeiter der Firma Strenge, die Franz mir aufzählte. So z.B. den damaligen Werkstattleiter Anton Schröder oder Fritz Krause, Willi Schulz, Eduard Lubinus , Georg Pastor. oder Paul Büttner.

Franz Kruse erzählte mir, daß er 1962 in der Firma Strenge angefangen habe und bis zum Schluss dort tätig war. Wenn er erzählt, dann leuchten die Augen, denn bei Strenge, so Franz, war ein schönes Arbeiten. "Wir haben in meiner Zeit", so Franz, "noch einige große Torfbagger, Sodensammler und Umsetzmaschinen gebaut." Er habe von den älteren Beschäftigten noch sehr viel gelernt. Wenn der alte Herr Strenge kam und auf einer Streichholzschachtel eine Zeichnung gemacht hatte, dann wurde es spannend. Aber, so Franz Kruse, "es hat immer gepasst. Wir haben das gewünschte Teil gefertigt. Herr Strenge bat dann darum mit ihm ins Moor zu fahren um dieses neue Teil zu testen. Ob Feierabend oder nicht, es war egal. Strenge sagte dann immer: maakt jo nicks, Fieravend, wat is dat? So ging es dann oft ins Moor und dann wieder in die Fabrik. Aber wir waren alle glücklich wenn dann die neue Errungenschaft lief. Dieses passierte nicht nur im Fintlandsmoor,  nein wir sind auch oft zu dritt, Eduard Lubinuns, Herr Strenge und ich , nach Versen gefahren um zusammen mit Herrn Strenge dort an den Torfmachinen zu tifteln."

Ja, so erzählte mir Franz immer wieder mit leuchtenden Augen beim Tee auch, daß er zusammen mit Eduard Lubinus damals auch oft nach Harkebrügge oder Husbäke fuhr. Dort haben sie auch zusammen mit dem Chef  Verbesserungen an den Maschinen vorgenommen. Eigentliche Zeichnungen, nach der wir Verbesserungen an den Maschinen vornehmen sollten, gab es damals noch nicht. Mit diesen Gegebenheiten mussten wir einfach leben. So erzählte Franz auch, daß Herr Strenge immer selber mit angepackt habe. Auch wenn er im Anzug ins Moor fuhr, es  war immer wichtig, daß alles lief und summte. Es kam auch vor, daß er den Arbeitern zurief:  „ Ji mööt beter smeern.“  Notfalls, so Franz, legte er sich selber mit seinen besten Kleidern unter den Bagger.

Später war ich oft in Versen, so Kruse. In meiner Zeit, so Franz, wurde noch in Husbäke, Elisabethfehn, Harkebrügge, Versen und Stapel in den Mooren gearbeitet. In Versen, so Franz, begann zu meiner ersten Zeit bei Strenge erst so richtig die Torfgewinnung.  Strenge war und blieb bis zuletzt ein ruhiger und besonnener Chef.  Für seine Mitarbeiter hatte er immer ein Gehör. Nach dem Tod von Gebhard Strenge ( 1967 ) liefen die Maschinenfabrik und die Torfwerke noch einige Jahre weiter. In Ocholt wurden dann allerdings nur noch Maschinen repariert. Die Torfbetriebe Versen und Stapel wurden von Ocholt aus gesteuert.

Franz Kruse erzählte mir weiter, daß er in den letzten Jahren hauptsächlich in Stapel eingesetzt war um dort die Fahrzeuge und Maschinen zu pflegen bzw. zu reparieren, denn im Moor wurde viel von den Maschinen verlangt. Schade, so Franz, daß  eine solche Firma mit viel Erfindergeist und Herzblut aufgeben wurde. Aber, so meinte er, der frühere Motor –Gebhard Strenge – und der Kaufmann und Prokurist Fritz Bruns fehlten. Leider kam keiner, der von Torfgewinnung Ahnung hatte, nach. Ja meinte Franz dann mit leuchtenden Augen, es war eine schöne Zeit in meinem Berufsleben. Ich erinnere mich sehr gern an diese Zeit.

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