Donnerstag, 17. August 2017, 09:16 Uhr
Handwerker und Heinatfreund

Herbert Stamer ist am 14. Juni 2017 verstorben

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Herbert Stamer war Handwerker, er ist kurz vor seinem 90. Geburtstag vertstorben -

Ocholt
Die Schuhmacherwerkstatt Stamer und das dazugehörige Schuhgeschäft, wer hat das wohl  nicht gekannt. Jeder ältere Bürger in Ocholt und Umgebung kennt dieses Geschäft noch heute. Es war an der Westersteder  Straße. Heute befindet sich dort ein Geschäft für Grillgeräte. In meiner Kinderzeit waren wir oft in der Schuhmacherei. Damals war das Geschäft verpachtet an Georg Meyer und Frau Martha. Die Werkstatt war ziemlich groß, es kam uns als Kinder jedenfalls so vor. Die Fensterfront der Werkstatt war zum Süden ausgerichtet und hatte große Fenster. Wenn man die Werkstatt betrat, dann kam einem schon der Geruch von Leder und Klebstoff entgegen. Ein Typischer Werkstattgeruch , so wie er überall in den Schuhmacherwerkstätten zu finden war. Es standen mehrere große und kleinere Schuhpressen, große Nähmaschinen und anderes Gerät in der Werkstatt. Auch große Borten mit Leisten in verschiedenen Größen standen den Wänden. Besonders beeindruckend war die große  Putzmaschine. Wenn die in Betrieb war, dann dröhnte und staubte es gewaltig. Wir waren oft dort und haben
geschaut. Die Schuhmacherwerkbank war vor der Fensterfront. Dort standen die
Schemel für die Gesellen und für den Meister und auch die  Ständer für das Schuhwerk.
Es wurde immer fleißig gehämmert, geklebt, genäht usw.
Ja, so war es Früher für uns, Wir hatten nicht so wie heute alle ein Handy oder Spielzeug in Hülle und Fülle. Wir vermachten uns die Freizeit auf eine andere Art. Spielten in den Büschen oder besuchten, wie beschrieben,  auch Handwerker.
Ich weiß auch noch ganz genau, jedes Jahr zu Pfingsten durften wir uns bei Stamer neue  Schuhe oder Sandalen aussuchen. Für uns war es wie Weihnachten. Ja, aber das alles wollte ich eigentlich gar nicht erzählen, ich wollte davon berichten, was mir Herbert Stamer von damals erzählt hat. Bei einer Tasse Tee haben wir uns zunächst unterhalten. Herbert hat mit viel erzählt und ich habe gespannt zugehört. Ja, er hatte einen Lebenslauf  vorbereitet, den ich jetzt wiedergeben möchte:
Herbert Stamer wurde am 15. August 1927 als Sohn des Schuhmachermeisters Hermann Stamer und seiner Ehefrau Anna Stamer, geb.. Oltmanns, in Ocholt geboren.
Mit noch vier Schwestern ist Herbert Stamer in Ocholt aufgewachsen. Das Elternhaus
an der Westersteder Straße steht noch heute und beherbergte damals auch die Schuhmacherwerkstat seines Vaters. Der Vater von Herbert ist bereits 1935 in einem frühen Alter an einer schweren Krankheit verstorben. Die Mutter konnte die Werkstatt nicht weiterführen, so daß es zu einer Verpachtung kam. Der Pächter war damals der noch allen bekannte Schuhmachermeister Georg Meyer. Meyer bekam ein kleines Zimmer bzw. eine kleine Wohnung und die Werkstatt.  Herbert wurde 1934 in Ocholt eingeschult. 1942 wurde er konfirmiert. Es war eine karge Zeit, denn es war die Zeit des zweiten Weltkrieges. Auch der Schulbesuch wurde durch  Kriegseinwirkungen laufend unterbrochen. Da auch der Pächter, Georg Meyer, eingezogen wurde, musste die Ehefrau von Georg Meyer . Martha Meyer, sich nach Hilfe umsehen. Es kamen zwei Kriegsgefangene zu ihr in die Werkstatt. Ein Pole und ein Belgier. Beide waren Schuhmacher, so daß die Werkstatt weitergeführt werden konnte. Herbert Stamer besuchte zwischenzeitlich die Anton-Günther-Schule in Oldenburg. Auch wurde er noch von der Wehrmacht eingezogen. 1945 begann Herbert seine Lehre beim Schuhmachermeister Sieling in Westerstede. Nach der Gesellenprüfung , so Herbert, wechselte er  zur Firma Thien nach Bad Zwischenahn um Gesellenjahre zu sammeln. 1951 legte er vor der Handwerkskammer seine Meisterprüfung ab. 1951 machte er sich auch selbständig und übernahm die  elterliche Schuhmacherwerkstatt. Der vorherige Mieter, Georg Meyer, ging dann in eine andere Werkstatt und zwar gegenüber der Firma Grimm. Herbert erzählte mit, daß er am 4.10.1952 geheiratet habe. Zusammen mit seiner lieben Frau Elfriede, geb. Röben,
bekamen sie zwei Kinder. (Irma und Petra). 1957 kam dann die Nichte Ursel Ruth auch zur Familie, die Eltern waren verstorben. Zusammen mit seiner Ehefrau Elfriede bauten sie das Geschäft weiter aus. Das Schuhgeschäft wurde weiter vergrößert und modernisiert. Zusammen mit seiner Familie verlebte er  noch einige schöne Jahre.
Herbert erzählte mir, daß er in fast allen Ocholter Vereinen unterwegs und tätig war.
So. z.B. der Heimatverein oder der Schützenverein. Im Heimatverein war er einer der ersten Mitglieder. Er setzte sich für seine Heimat ein. Er erzählte voller Stolz, daß er auch einmal Schützenkönig war.
1994 ging Herbert Stamer in den wohlverdienten Ruhestand. 1994, so Herbert, haben sie das Geschäftshaus verkauft und sind dann in den Bungalow am Howieker Ring gezogen. Dort konnte er zusammen mit seiner Frau Elfriede noch einige schöne Jahre
verbringen. Sie haben den Garten bepflanzt, Blumenrabatten gepflegt, den Rasen gemäht
usw. Es war eine schöne Zeit , so Herbert . Leider ist seine Ehefrau Elfriede im Jahr 2000 verstorben, so daß er das Haus alleine bewohnen musste. Wenn Herbert so erzählte, dann ist es ihm auch schwer ums Herz geworden, denn es ist nicht leicht alleine zu sein. Aber Herbert hatte ja Ablenkung, denn wie bereits oben geschildert , hatte er noch seine Töchter Irma und Petra und dann auch noch die vielen Vereine. Auch bei der Ocholter Herrenrunde war er immer dabei.  Ja, so ist es, die Jahre gehen dahin. Leider sind  in Ocholt in den vergangenen Jahren auch viele Handwerker und Kaufleute und Gaststäten verschwunden.  Dieses liegt wohl an der modernen Zeit.
Herbert Stamer hatte seine Maschinen in sein neues Haus mitgenommen und pflegte den Beruf Schuhmacher noch bis zu seinem Tode.. In der kleinen bescheidenen Werkstatt habe ich im März 2017 noch einige Aufnahmen gemacht. Sie zeigen Herbert auf dem Schuhmacherschemel bei der Arbeit. Wenige Monate später bekam ich dann die traurige Nachricht, daß Herbert Stamer kurz vor seinem 90. Geburtstag verstorben sei.

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