Donnerstag, 13. April 2017, 16:40 Uhr
Hol du to mi / ick hol to di

Der Heimatverein Ocholt-Howiek wird 70 Jahre alt

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Dat versteeken Stück Heimat hett veel Kultur to sehn kregen

Ocholt-Howiek
Der große Weltkrieg war damals gerade zwei Jahre vorbei. Auch hier bei uns im Ammerland waren viele Heimatvertriebene aus den Ostgebieten gekommen. Sie fanden
bei uns eine neue Heimat, auch wenn es manchmal für alle  schwer war. Aber es waren unsere eigenen Landsleute, sie mussten geholfen werden und so gab es schnell eine neue Hoffnung und natürlich auch ein Miteinander. 1947 erlaubte es die damalige Militärregierung einen Heimatverein zu gründen. Es war übrigens der erste Verein im Dorf der gegründet werden durfte. Der Verein hatte naturgemäß einen starken Zulauf.
Als erster Baas wurde damals Friedr.Wilhelm Rüther gewählt, dann folgte G. Hemmieoltmanns (Snieder Vadder). Als zweiter Baas fungierte damals schon mein Vater, Erich Harms. Sämtliche Organistionen usw. musste er schon damals übernehmen, auch die Festansprachen  und Begrüungen machte er schon. 1949 wurde das erste Erntedankfest in Ocholt-Howiek und Karlshof auf die Beine gestellt. Dieses Fest wurde auf dem Schulgelände gefeiert. Viele Gäste waren gekommen. Gleich nnach dem Krieg war noch viel an Feierlichkeiten nachzuholen. Große Erntewagen fuhren auf, so was hatte man noch nicht gesehen. 1948 gingen die Pfingstkonzerte wieder los. Es war alles einfach und schlicht, aber es war gemütlich. Es wurde eine Bühne gebaut und schon ging auch das Theaterspielen an der Howieker Wassermühle los. Nach und nach wurde das Gelände verschönt. In den weiteren Jahren wurde die Zuschauertribüne  aufgeschüttet und nach und nach erweitert, bis sie so war, wie sie heute ist. Hier war Heinrich Petershagen federführend. Er war übrigens ein sehr eifriger Heimatfreund und Gönner.
1949 wurde bereits das erste Theaterstück an der Wassermühle aufgeführt. Es waren noch keine Bühnenhäuser vorhanden, das kam alles später. Auch war kein Strom vorhanden ebenfalls fehlte das Trinkwasser. Der Strom wurde mit einem Generator der Firma Strenge hergestellt, Das Trinkwasser musste mit Kannen, später mit Tankwagen herangeschafft werden. Immer wenn Pfingsten im Anmarsch war, dann drehte sich bei uns in der Familie alles um die Wassermühle. Unser Vater war manchmal Tage nur für dieses Spektakel unterwegs. 1967 erhielten wir endlich elektrischen Strom. Mit Hilfe von Heimatfreunden wurde eine Leitung vom Voßbarg zur Wassermühle gelegt. Später kam dann auch der Wasseranaschluß, so daß wir diese Sorgen nicht mehr hatten. Zwischendurch hat August Krieger ( der Vater von August Krieger, den wir alle noch gut gekannt haben) ein Tolilettenhaus gebaut. Ja, so ging es dann immer weiter aufwärts
Das große Pfingstfest, weit über das Ammerland hinaus bekannt geworden, gab uns immer neue Aufgaben und Herausforderungen. So wurde dann mit Hilfe von den Behörden und mit viel Eigenleistung das große Bühnenhaus gebaut. Mein Vater hatte gute  Kontakte zur Rostruper Bildungsstätte des Handwerks. Die Lehrlinge des Bauhandwerks haben uns dann unter der Aufsicht von Meister Kirchmann die Holzarbeiten fertiggestellt. 1980 wurde das Haus mit vielen Ehrengästen eingeweiht.
Dreißig Jahre war mein Vater Vorsitzender des Heimatverein, dann habe ich den Verein
als Vorsitzender weitergeführt. Während meiner Zeit wurde die Grillhütte gebaut, es wurden zusammen mit der Volkstanzgruppe, die übrigens in diesen Jahren sehr stark war, Verbindungen zur Schweiz geknüpft. An diese Pfingstfeste mit den Schweizer Tänzern, Fahnenschwingern, Alphornbläsern und Jodlern denke ich gerne zurück.
Mit der Volkstanzgruppe war ich auch in Zürich zum internationalen Tanzgruppen-treffen. Es war ein sehr schönes Erlebnis mit Holzschuhen und großen Blaskapellen in Tracht unter Mitführung unserer Fahnen und natürlich auch der Oldenburgfahne durch Zürich zu marschieren. Ja, wir waren häufig in der Schweiz. So haben wir dann auch die
Kaiserstühler Musikanten dort angeworben. Sie waren dann anschließend bei uns an
Der Wassermühle zu Pfingsten als Gäste eingeladen. Vorher hatten wir aber auch andere große bekannte Musikkapellen vor Ort. Die Bundeswehrkapelle aus Bremen Grohn hat einige Jahre gespielt, dann die große Kapelle aus Wildeshausen oder aus Bösel, ja es  waren tolle Zeiten, die Zuschauerränge waren immer voll besetzt. Auch die Theateraufführungen, und da gab es viele, kamen immer gut an. 1989 habe ich dann den Vorsitz des Heimatvereins abgeben, jetzt war Friedrich Wilhelm Henning am Ruder. Auch er hat viele Projekte ins Leben gerufen, so hat er in seiner Zeit die Scheune an der Wassermühle bauen lassen. Auch hier steckte sehr viel Arbeit drin. Jetzt hat Frauke Rosendahl den Vorsitz im Heimatverein. Auch sie hat viel für den Verein übrig und leitet ihn hoffentlich noch viele Jahre. Leider ist in den letzten Jahren merklich zu spüren, daß
die kulturelle Schiene, gerade zu Pfingsten,  weiter heruntergefahren wird. Es ist aber auch ein Trend, denn die Zeiten haben sich geändert. Familien machen Pfingsten Ausflüge in die Ferne, andere fahren grundsätzlich in Urlaub usw.  Ich hoffe, daß wir hier
nochmals gegensteuern können. Übrigens, Pfingsten an der Wassermühle findet auch in diesem Jahr statt mit kleinen Sketschen der Plattdeutsch-AG der Grundschule Ocholt und natürlich ist auch die Volkstanz- und Trachtengruppe des Vereins wieder dabei. Es geht schon früh los mit Frühstück in der Scheune, dann auf der Bühne und auch Blasmusik ist wieder dabei..  Übrigens, abends findet wieder das große Möhlenspektakel statt. Dieses ist aber wohl mehr für die jüngere Generation gedacht. Hoffen wir, daß sich wieder viele Heimatfreunde aus allen Regionen einfinden. Am 2. Pfingsttag  ist übrigens im Rahmen des Mühlentages ein  plattdeutscher Gottesdienst an der Wassermühle geplant.
Dem Heimatverein wünsche ich noch viele Jahre eine glückliche Hand.

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