1965: Untergang und Bergung eines Seebäderschiffs in Bremerhaven
Kleine Bilderserie von den Bergungsarbeiten. Maiausflug in die Seestadt.
Bremerhaven / Westerstede / Wilhelmshaven
Im Frühjahr 1965 erregte eine spektakuläre Schiffshavarie und -bergung in Bremerhaven auch im Oldenburger Land Aufsehen. Die Nordwest Zeitung berichtete damals über den Fortgang der Ereignisse regelmäßig, wie man in ihrem Online-Archiv feststellen kann.
In der Nacht zum des 13. April 1965 lag das Seebäderschiff und Helgolandfahrer „Bremerhaven“ vertäut und scheinbar friedlich an seinem Liegeplatz im Kaiserhafen, bis es sich am sehr frühen Morgen ganz plötzlich zur Seite neigte und dann kenterte. Um kurz nach 5 Uhr befand sich der größte Teil des Schiffes bereits unter Wasser. Einige Aufbauten blieben freilich dabei zerstört an der Kajenkante hängen. Die an Bord in ihren Kojen liegenden Besatzungsmitglieder konnten sich, wenn auch leicht bekleidet, im letzten Moment retten, die Bordhündin ertrank allerdings. Der Zugang zur Kaiserschleuse war durch den Unfall blockiert. Laut NWZ vom 14. April konnten die Ursachen bis dahin noch nicht geklärt werden. Das Bäderschiff war im Jahr 1960 erbaut worden, es war also zum Zeitpunkt der Havarie noch nicht sehr alt.
Im Zeitungsbericht vom folgenden Tag hieß es dann, dass es sich wohl nicht um Sabotage handele. Man vermutete, dass beim Bunkern von Brennstoff sich ein Flutventil verklemmt haben könnte und dort Wasser eingedrungen ist.
Für die Bergung kamen zwei Hamburger Hebeschiffe nach Bremerhaven, zunächst die „Ausdauer“, einige Tage später dann noch die „Energie“. Man plante den Havaristen aufzurichten in flacheres Gewässer zu ziehen und dann mit Hilfe von Trossen anzuheben (NWZ vom 17.4.1965).
Die Vorbereitungsarbeiten gestalteten sich aber als langwierig, wie aus den Berichten der folgenden Tage ersichtlich ist. Und zwei weitere Bergungsschiffe namens „Griep“ und „Hiev“ wurden angekündigt.
Am Sonntag, dem 2. Mai gelang es dann endlich, das Schiff zumindest halb wieder aufzurichten. Es ganz senkrecht zu stellen, wie beabsichtigt, gelang aber nicht. Bei der Aktion gab es regen Zuschauerandrang inklusive Parkplatzproblemen. Gewisse Bereiche hatte die Polizei vorsorglich abgesperrt, um das Publikum vor möglicherweise reißenden Trossen zu schützen, berichtete die NWZ am nächsten Tag.
Im Rahmen eines Verwandtenbesuchs in Bremerhaven von Westerstede aus hatte mein Vater Gelegenheit, von den Bergungsarbeiten Fotos zu machen – vermutlich am 2. Mai. Auf den Abbildungen zu diesem Bericht sieht man den zunächst noch auf der Seite liegenden Havaristen, später ist er dann tatsächlich halb aufgerichtet. Zu erkennen sind auch die genannten Bergungsschiffe „Ausdauer“ und „Energie“ sowie ein Hamburger Schlepper namens „Goliath“ - und, nicht zu vergessen, an der Kajenkante einige Zuschauer.
In der NWZ folgten weitere Berichte über den Fortgang der immer noch komplizierten Arbeiten. Am 12.5. war die Bergung dann offenbar im letzten Stadium. Am letzten Maiwochenende konnte man zum ersten Mal wieder das Schiffsinnere trockenen Fußes betreten, dort bot sich ein Bild großer Verwüstung.
Die Ursache blieb laut Zeitung vom 1.6. weiter rätselhaft, man spekulierte etwa, dass das Schiff von der Bauart her manchmal labil im Wasser liege und dass dann durch die Seitenpforten und Bullaugen, die beim Untergang alle geöffnet waren, überraschend viel Wasser eingedrungen sei.
Auf Fahrten nach Helgoland musste man in Bremerhaven übrigens nicht verzichten. Als Ersatz kam kurzfristig bis zum 1 Juni die „Wilhelmshaven“ aus der gleichnamigen Jadestadt. Die Fahrten sind auch offenbar immer voll besetzt gewesen. Alle waren mit dieser Lösung nícht zufrieden. Denn über die ersatzweise von Wilhelmshaven nach Helgoland eingesetzten kleineren Bäderschiffe gab es einige Beschwerden von Passagieren.
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