Die alte Schweinemästerei
Einstiges stadtbildprägendes Wohnquartier in der Westersteder Norderstraße. Mit umfangreicher Bildergalerie.
Westerstede
So mancher im Ort hat schon einmal von der alten Schweinmästerei an der Norderstraße gehört, ihm fehlt aber eine bildliche Vorstellung davon. Dem soll die umfangreiche Bildergalerie zu diesem Beitrag abhelfen. Und diejenigen, die den Gebäudekomplex noch aus eigener Anschauung kennen, können hier ihre Erinnerungen auffrischen.
Das Gebiet um die die Straßen Am Röttgen und Norderstraße gehörte nicht zum alten Ortskern von Westerstede. Es war noch lange unbebaut, galt auch als etwas abgelegen und wurde gar als Westerstedes Nordpol bezeichnet. So ändern sich die Zeiten.
Joachim und Traute Range haben in einem unveröffentlichten Manuskript eine ganze Reihe von Information über die Geschichte des Röttgen-Gebiets zusammengestellt. Dort erfährt man auch, dass die Schweinmästerei das allererste Gebäude war, das hier überhaupt entstand. Errichtet wurde es demnach um 1897 direkt an der Norderbäke. Und in der Tat diente es zunächst der Mast von angeblich bis zu 1000 Schweinen – und zwar für die Fleischwarenfabrik Heintzen an der Langen Straße.
Nach dem Ersten Weltkrieg jedoch (wohl 1919) erwarb der Bauunternehmer Gerhard Ziese die Schweinemästerei. Teile wurden in Wohnungen für seine Arbeiter umgewandelt. Und in den 1930ern entstanden, wie die Ranges berichten, dann weitere Wohnungen. So ist letztlich den meisten, die sie noch selbst gesehen haben, die Schweinemästerei als ein Wohnquartier bekannt.
Sie bestand aus zwei Teilen, einem größeren zusammenhängenden Komplex mit sechs Wohnungen und noch einem einem Einzelhaus ursprünglich direkt an der Bäke mit zwei Wohnungen.
In ihren Anfängen hatte die Norderstraße, die diesen Namen damals noch gar nicht trug, bei der Schweinemästerei einen anderen Verlauf. Sie führte aus heutiger Perspektive gesehen hinter den Gebäuden entlang. Sowohl der alte Straßenverlauf als auch zumindest Teile des alten Straßenpflasters waren bis zuletzt erhalten, sie dienten als Zufahrt zu den nach hinten herausgehenden Wohnungen. Die Norderstraße erhielt übrigens offiziell, diesen Namen im Jahr 1952 – laut einem Bericht in den „Ammerländer Nachrichten“ vom 30. August des Jahres.
Auch die Bäke verlief ursprünglich anders, wie gesagt, direkt bei der Schweinemästerei (hinter deren letztem Gebäude), ungefähr dort, wo jetzt die Zufahrt zur Robert-Dannemann-Schule ist.
Das Ende kam dann in den frühen 1990er Jahren, von 1991 bis 1994. Ein ausführlicher und gut bebilderter Bericht in der NWZ vom 1.8.1991 kündigte die Arbeiten an. Schrittweise wurde die ehemalige Schweinemästerei abgerissen und durch große, ansehnliche Mehrfamilienhäuser ersetzt, die jeder kennt, der ab und zu einmal durch die Straße kommt.
Für das Bauprojekt musste eine Fernwasserleitung gesichert, d.h. mit einem Schutzrohr versehen werden (vgl. Abbildungen). Außerdem schreibt die NWZ am 9.8.1991, dass ein neuer Schmutzwasserkanal gebaut werden musste, da der alte den Neubauten im Wege war.
Leider ist durch den Abriss ein pittoresker, das Stadtbild prägender Gebäudekomplex verloren gegangen, wenn auch das Wohnen in den neuen Häusern sicherlich bequemer ist.
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