Westerstede und der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71
Zwei Denkmäler in der Kreisstadt erinnern an den Konflikt und seine Opfer.
Westerstede / Oldenburg / Frankreich
Durch vielfältige Arten den Gedenkens, gerade in den letzten beiden Jahren, sind der Erste und der Zweite Weltkrieg immer noch fest im öffentlichen Bewusstsein verankert. Der Deutsch-Französische von 1870/71 gerät dagegen doch so langsam in Vergessenheit. Ebenso ist vielen wohl nicht mehr so recht bewusst, dass sogar zwei Denkmäler in Westerstede an die Gefallenen der damaligen Kämpfe erinnern.
Frankreich erklärte nach einer Provokation von deutscher Seite am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg. Am Ende standen: der militärische Sieg der verbündeten deutschen Staaten, der Sturz des französischen Kaisers Napoleons III., die Gründung des wilhelminischen deutschen Kaiserreichs ausgerechnet in Versailles und der Verlust Elsass-Lothringens für Frankreich. Der Stachel der Niederlage saß für die Franzosen tief, was mit Sicherheit bis zum Ersten Weltkrieg nachwirkte.
Hermann Ries berichtet in seiner Chronik der Gemeinde Westerstede, dass am 16. Juli 1870 der Mobilmachungsbefehl in Westerstede eintraf. Gemeindevorsteher Carl Baasen hatte dafür zu sorgen, dass die Gestellungsbefehle zu ihren Adressaten gelangten. Je nach Truppenteil hatten sich die Männer zu bestimmten Daten zweite Hälfte Juli in Kasernen in Osternburg bzw. Oldenburg einzufinden. Oldenburger kämpften in Schlachten bei Vionville, Mars-la-Tour, Beaune la Rolande, Le Mans und Metz.
Das Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870-71 der Gemeinde Westerstede befindet sich heutzutage auf dem Städtischen Friedhof nahe dem Eingang von der Straße Am Röttgen her. In der Nähe befinden sich einige Kriegsgräber aus dem Zweiten Weltkrieg. Es ist gestaltet in Form eines neogotischen Türmchens. Es gibt vier Inschriftenseiten. Zu lesen sind vorne die Namen der zehn Gefallenen mit Todesdatum und Alter, ein Gedenkspruch auf der linken Seite, rechts die Schlachtenorte Mars la Tour in Lothringen und Beaune-la-Rolande in Zentralfrankreich und auf der Rückseite ein Zitat aus dem biblischen Buch Jeremia (Kap. 9, Vers 24). Das Denkmal ist nicht ohne Beschädigungen geblieben. Früher stand es übrigens auf dem alten Kirchhof nordwestlich der St. Petri-Kirche, und zwar an der Ecke Kirchenstraße/Alter Markt. Das bezeugen auch alte Fotografien – eine davon ist zur Zeit in Großformat in der Ausstellung zum Stadtbrand im „Alten Stadthaus“ zu besichtigen (geöffnet sonntags 11-18 Uhr bis 19. Juli).
Doch auf dem alten Kirchhof befindet sich südlich der Kirche noch ein weiteres Denkmal, das dieses Krieges gedenkt. Genauer erinnert es an den „einjährigen freiwilligen Dragonergefreiten Bernhard Georg Deye aus Westerstede“, der am 16. August 1870 – gerade einmal einen Monat nach der Mobilmachung – bei Mars la Tour fiel und „auf dem Schlachtfelde beerdigt“ wurde. Es handelt sich um einen nach oben sich verjüngenden Steinpfeiler - quasi ein Obelisk ohne Spitze - auf einem Sockel. Die Vorderseite des Pfeilers ist verziert mit einem Schwert in einem Kranz in Relief. Auf den vier Seiten des Sockels befinden sich die Gedenkinschriften. Das Denkmal wurde von den Eltern des Gefallenen aufgestellt. In den Inschriften geben sie ihrem Verlust, ihrer Trauer und ihrem Schmerz und ihren Hoffnungen Ausdruck (s. Bilder). Der Deutsch-Französische Krieg war kürzer als der Weltkrieg und forderte weniger Opfer. Doch das kann wohl kaum für die Hinterbliebenen der einzelnen Toten ein Trost sein!
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