Dienstag, 19. April 2016, 14:52 Uhr
Tietjen / Astronom / Stadtarchiv Westerstede

Der Astronom Friedrich Tietjen aus Garnholt – Teil 2

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Ungewöhnliche Karriere eines Ammerländer Bauernsohnes im 19. Jahrhundert – weiterer Werdegang, Krankheit und Lebensende

Westerstede / Garnholt / Dangast Im ersten Teil dieses Artikels habe ich insbesondere über die frühen Jahre des aus Garnholt stammenden Astronomen Friedrich Tietjen berichtet und über die ersten Jahre seiner wissenschaftlichen Karriere in Berlin – bis hin zu Vermessungsarbeiten in Dangast im Jahr 1866 im Rahmen eines großen Projekts, an die dort an Ort und Stelle noch ein Gedenkstein erinnert.
Von Dangast aus konnte Tietjen übrigens auch Garnholt und seine dort lebenden Verwandten gelegentlich besuchen. An der alten Heimat lag ihm offenbar immer viel. Übrigens machten in dem Jahr Tietjen und sein Assistent Wiedfeldt auch Messungen vom Kirchturm in Varel und vom Schlossturm in Jever aus.

Im Jahr 1868 nahm Friedrich Tietjen dann als Leiter an einer Sonnenfinsternis-Expedition nach Indien teil – eine Reise, ihn die offenbar sehr beeindruckte. In den folgenden Jahren bekam er den Professorentitel verliehen, er wurde Direktor des Rechen-Instituts der Berliner Sternwarte und damit zugleich Herausgeber einer Fachzeitschrift (des „Astronomischen Jahrbuchs“).

Seine letzte Zeit war allerdings von Krankheit geprägt, im November 1894 unternahm er zur gesundheitlichen Erholung eine Reise nach Italien, die bis April 1895 andauern sollte. Etwa zwei Wochen vor seinem Tod war er noch einmal in der alten Heimat, wo man besorgt feststellte, dass sich sein Zustand nicht wie erhofft gebessert hatte.
Friedrich Tietjen verstarb fast 63-jährig am 21. Juni 1895, als er wieder zurück in Berlin war, in seiner dortigen Wohnung. Nach dem Eintrag im Berliner Sterberegister hat „der Möbelfabrikant Georg Tietjen, wohnhaft zu Varel in Oldenburg“ den Sterbefall beim Amt gemeldet - wohl ein Verwandter.
In der damaligen Heimatzeitung „Der Ammerländer“ vom vom 25.6.1895 finden sich eine Traueranzeige der Angehörigen sowie ein Nachruf mit ausführlicher Beschreibung seines Lebens. Vier Tage später gibt es noch einmal einen Bericht über seine feierliche Beisetzung. Diese fand am 26. des Monats statt, der Ankündigung nach „nachmittags 12 Uhr 40 Min., vom Bahnhof Westerstede aus“. Von da bewegte sich der Leichenzug, der sicherlich nicht klein war, zum Friedhof hin. Im “Ammerländer“ ist neben den Angehörigen von einer „Zahl von Freunden und Verehrern desselben aus unserm Kirchspiel, aus Oldenburg, Wilhelmshaven“ usw. die Rede. Es war Friedrich Tietjens eigener Wunsch, in der alten Heimat seine letzte Ruhestätte zu finden.

Eine Trauerfeier für Friedrich Tietjen gab es aber auch in Berlin im Gebäude des astronomischen Rechen-Instituts, das er ja geleitet hatte. Im Westersteder Stadtarchiv findet sich ein ungewöhnliches Erinnerungsfoto an diese Feier in Berlin. Es zeigt einen Teil der Kranzschleifen, z.B. von der „Philosphischen Facultät“ der „Königlichen Universität Berlin“. In Fachzeitschriften erschienen ebenfalls Nachrufe auf Friedrich Tietjen. So findet man im Internet die zwei solche Texte aus den „Astronomischen Nachrichten“ und aus der „Vierteljahresschrift der Astronomischen Gesellschaft“, beide verfasst von Wilhelm Foerster. Dieser war von 1865 bis 1903 Direktor der Berliner Sternwarte und somit Friedrich Tietjens Vorgesetzter. Er betont u.a. darin, dass seine oldenburgischen Landsleute zu Recht große Stücke auf ihn hielten.

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