Jüdisch-Westersteder Spuren in Varel
Gräber eines Ehepaars auf dem jüdischen Friedhof in Hohenberge - Mutter von Philipp Goldschmidt
Westerstede / Varel
Wenn man sich auf dem jüdischen Friedhof von Varel im Dorf Hohenberge (unweit vom Vareler Hafen) umschaut, entdeckt man etwas am Rand unter einer Eiche die Grabsteine zweier Westersteder Mitbürger des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um Levi Ahrens (1779-1850), geboren und verstorben in Westerstede, und Minna Ahrens geb. Cohn (1784-1855) "aus Westerstede". Aber wieso liegen sie auf der Begräbnisstätte der jüdischen Gemeinde von Varel begraben und wer waren sie? Es gab in Westerstede nie genug Juden, so daß es zu einer eigenen Synagogengemeinde gereicht hätte. Die Einwohner jüdischen Glaubens gehörten somit zur Gemeinde in Varel. Nun gibt es zwar in Westerstede einen kleinen jüdischen Friedhof, doch der wurde erst um 1890 angelegt. Folglich wurden Minna und Levi Ahrens dort noch nicht bestattet, sondern in Varel.
Wer mehr über die beiden erfahren möchte, wird in dem Band "Die Geschichte der Westersteder Juden" von Werner Vahlenkamp fündig. Levi Ahrens (auch Levi Aaron) war Sohn des Kaufmanns und Schlachters Aaron Levy, der schon seit 1777 in Westerstede ansässig war. Der wiederum war Schwiegersohn des ersten jüdischen Westersteders Michael Salomon. Levi Ahrens heiratete nach 1815 Minna geborene Coh(e)n. Sie war vorher mit einem Meier Philipp verheiratet gewesen. Ihr 1812 in Norden/Ostfriesland geborener Sohn, also Levi Ahrens' Stiefsohn, hieß Philipp Goldschmidt. Und der war nun - so klein ist die Welt - einer der bekanntesten Bürger Westerstedes. Es wurde schon des öfteren betont, daß er seine Kindheit in Westerstede wohl sehr genossen haben muß. Später ging er nach England, kam dort zu Ansehen und Wohlstand. Zwei Mal, 1883 bis 1884 und 1885 bis 1886, war er sogar Bürgermeister von Manchester; vermutlich handelte es sich dabei für einen jüdischen Ausländer schon um eine besondere Errungenschaft.
Vorher im Jahr 1865 spendete dem Ort seiner Kindheit aus Dankbarkeit und im Zeichen der Brandbekämpfung zwei Feuerspritzen und einen Brunnen. Ein Nachbau des "Philippsbrunnens" befindet sich nahe des alten Standorts an der Ecke Wilhelm-Geiler-Straße/An der Krömerei/Grüne Straße.
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