Coronazeit - In alten Schriften gestöbert
Deutsche Schrift - Wer kann das noch lesen?
Ocholt
Corona hält uns alle in seinem Bann, in diesen Zeiten ist das große Aufräumen und Ordnen angesagt und somit fand ich in meinen Unterlagen das kleine Heft „ Briefe aus Amerika“. Dieses in „ Deutscher Schreibschrift“ geschriebene Büchlein ist recht interessant. As ich 1941 in die Volksschule Apen kam, erlernten wir dieser Schrift noch im 1. Schuljahr, doch bald ging es daran, die lateinische Ausgangsschrift zu erlernen, wie sie heute noch angewendet wird. Aus dem kleinen Heft habe ich einiges kopiert und übersetzt, damit es alle lesen können. Die Geschichte ist dem Heft „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“ entnommen.
Abschied von der Heimat
Im Dorf ging ich rundherum und sagte Lebewohl. Das ging fix. Dann kam Mutter an die Reihe. Das ging nicht so fix. Sie sprach: „ Nun schick dich auch, und schreib mal, wie es dir gehen tut, und paß auf deine Hemden und Strümpfe und auf dein Geld auf, daß dir da nichts von wegkommt! Und vergiß auch das Beten nicht! „ Dann mein Bruder. Ich sprach: Halt die Mutter gut, wenn sie alt wird. Ich will dir auch Geld schicken, daß du ihr sonntags mal Fleisch kaufen kannst und zum Winter ein wollendes Umschlagetuch.
Er sprach: „ Da sorg dich nur nicht darum. Sorg du erst für dich selbst, daß dir unterwegs kein Wasser in die Holzpantoffel kommt! „
Als das fertig war, schwenkte ich meinen Sack auf die Schulter und nahm meines Vaters eigenen Spazierstock in die Hand. So zog ich fort. Meine Mutter stand an der Katentür, sie hielt die Hände unter der Schürze und sah mir nach.
Jürnjacob Swehn ist ein Tagelöhnersohn und stammt aus einem kleinen Dorfe in Mecklenburg. Von dort ist er im Jahre 1868 nach Amerika ausgewandert und Farmer geworden. Was er in Amerika erlebt hat, schreibt er seinem Lehrer in der Heimat. Seine Briefe sind Winterbiefe, denn im Sommer hat er keine Zeit zum Schreiben. Da muß er schwer und hart auf seinen Feldern Arbeiten. Seine Frau heißt Luise, mit ihrem Kosenamen Wieschen. Berti und Hans sind zwei seiner Kinder, die auch Briefe nach Deutschland schicken.
Nach 1800 war die große Auswanderung angesagt und man wollte über den „ Großen
Teich“ in der neuen Welt sich ein neues Leben aufbauen. Im Deutschen Auswanderer-
haus in Bremerhaven kann man sich ansehen, unter welchen Strapazen die Menschen per Schiff nach Amerika fuhren, diese Überfahrt dauerte bis zu sieben Wochen.
Bearbeitet von
Friedr. Wilh. Henning
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