Dienstag, 27. Juni 2023, 16:20 Uhr
Sandgrube / Naturschutz / Verkehr

Sandabbau in Ihorst?

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Ökologische Folgen, Verkehr und mehr - Befürchtungen der Anwohner zu einem Projekt an der Hollwegerfelder Straße.

Ihorst / Westerstede Im Dorf Ihorst in der Stadtgemeinde Westerstede sind Anwohner besorgt wegen eines geplanten Sandabbaus wohl für die nächsten 30 Jahre auf einem Gelände von knapp 14 ha Fläche an der Hollwegerfelder Straße unweit des Dorfkerns. Auch das Naturschutzgebiet Hollweger Moor und der Ihorster Busch befinden sich jeweils nur ein paar hundert Meter entfernt.
Den Antrag einer ostfriesischen Firma ist bis zum 11.7. einzusehen auf der Website des Landkreises Ammerland sowie der Internetseite „UVP Verbund. Umweltverträglichkeitsprüfungen der Länder“ (bitte den Links folgen), und zwar unter dem Titel „Herstellung eines Gewässers durch den Nassabbau von Sand in Ihorst, Stadt Westerstede“.

Im Rahmen der Bekanntmachung des Projekts heißt es u.a.: „Jeder, dessen Belange von dem Abbauvorhaben berührt sind, kann bis spätestens einem Monat nach Ende der Auslegungsfrist bei der Stadt Westerstede (…) oder beim Landkreis Ammerland (…) Einwendungen schriftlich oder zur Niederschrift erheben. (…) Werden gegen das Vorhaben Einwendungen erhoben, so werden diese in einem Termin erörtert.“. Das ist vielleicht ein Weg, den besorgte Ihorster gehen können. Der ausführliche Text dazu unter den obigen Links.

Vor gut 30 Jahren hat es schon einmal Pläne zu einem Sandabbau auf diesem Gelände gegeben. Manche Ihorster erinnern sich wohl noch daran. Wenn man danach im NWZ-Archiv sucht, stößt man auf drei Artikel zu dem Thema aus dem Mai bzw. Juni 1991. Damals hat man insbesondere Bedenken wegen des dadurch zunehmenden Schwerlastverkehr, aber auch wegen der ökologischen Auswirkungen. Damals kam es letztendlich nicht zu dem Projekt. Es wurde auch offenbar von Seiten des NABU ein Gutachten angefertigt, das dem Hollweger Moor eine hohe Priorität zugewiesen hat. Dorfbewohner konnten beim Landkreis feststellen, dass dort dieses Gutachten nicht mehr vorhanden ist, dass es es aber definitiv gegeben hat.

Heutzutage sind die ökologischen Bedenken eher größer geworden. Moore wie das 1996 renaturierte Hollweger Moor sind aktuell ja heiß diskutiert als Speicher von Treibhausgasen aber auch als Wasserspeicher. Man möchte auch gerne mehr Moorflächen renaturieren. Trockene Wetterphasen nehmen zu, auch in diesem Sommer festzustellen, worunter die Moorgebiete leiden. Anwohner befürchten außerdem, dass nicht nur das Moor und der genannte Wald, sondern auch ihre Gärten durch die Sandgrube trockener werden.
Das Hollweger Moor erreichte lokal größere Bekanntheit, als der damalige Schüler Justin Müller es intensiv erforschte und damit erfolgreich beim Wettbewerb „Jugend forscht“ teilnahm. Die NWZ berichtete zwischen 2009 und 2012 wiederholt darüber. Der junge Forscher untersuchte unter anderem die (seinem Urteil nach geglückte) Renaturierung des Moores und seine Rolle als Kohlenstoffdioxid-Speicher.

Bedenken gibt es weiterhin - wenn auch mittlerweile im Umfeld neue Radwege hinzugekommen sind bzw. hinzukommen - wegen des Verkehrs und wegen der Schulwegsicherheit. Es würden wohl dort nicht nur ein paar LKWs unterwegs sein, sondern auch Treckergespanne, die nach Bedarf des öfteren hin- und herfahren würden. (Deswegen mag freilich auch der eine oder andere Anwohner in der näheren Umgebung zu dem Projekt verständlicherweise eine zwiegespaltene Meinung haben, da er als Lohnunternehmer von dem Projekt auch profitieren könnte)

Der Abtransport soll über die Hollwegerfelder Straße Richtung Ihausener Straße erfolgen. Da wäre aber ein Straßenausbau notwendig. Bis jetzt ist nämlich die Hollwegerfelder Straße zum einen auf ein Gewicht von 5 Tonnen begrenzt, zum anderen ist sie sehr schmal. LKWs bzw. Traktorengespanne können sich dort nicht begegnen, auch für PKWs ist es knapp und selbst bei einem entgegenkommenden Radfahrer, weichen PKW-Fahrer weichen PKW schon einmal auf den Seitenstreifen aus. An der Hollwegerfelder Straße stehen Eichen, besonders schöne und große an der engen Einmündung zur Ihausener Straße. Da ist die Befürchtung, dass mindestens eine, wenn nicht mehrere, dem Ausbau zum Opfer fallen würden. Der Verkehr soll dem Vernehmen nach wohl Richtung Ihausen abfließen. Wenn es so weit ist, erscheint es aber auch nicht ausgeschlossen, dass über die Eibenstraße und Richtung Westerloy gefahren wird.

Unter dem Sand befindet sich offenbar gar nicht so weit unten eine Kiesschicht. Wenn man in der Folge diesen abbauen würde, befürchten die Ihorster spätestens dann um die Standsicherheit auch der Häuser, so dass sich Anwohner sogar wohl auch mit dem Gedanken tragen, für ihre Gebäude Gutachten in Auftrag zu geben.

Sollten die hier geschilderten Befürchtungen ganz oder teilweise nicht zutreffen, so ist auf jeden Fall noch dringender Aufklärungsbedarf vorhanden.

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