Mittwoch, 10. Juni 2009, 20:08 Uhr
Brandschutzerziehung

Brandschutz beginnt im Kindergarten

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Kinder sind zugleich Verursacher und Opfer vieler Brände. Die Brandschutzerziehung sollte deshalb nicht erst in der Schule, sondern schon im Kindergarten beginnen.

Edewecht Die Erfahrungen vieler Feuerwehren belegen die positiven Effekte der Brandschutzunterweisung für Kinder und Räumübungen in Kindergärten. Nicht zuletzt weckt der frühe Kontakt mit der Feuerwehr bei vielen Kindern eine Begeisterung für die Feuerwehrarbeit. Brandschutzerziehung: Kinder vom Feuer ganz fernzuhalten, ist der falsche Weg So hilft die frühzeitige Brandschutzerziehung letztlich auch der Nachwuchswerbung. Doch auch die Erzieherinnen, die Erzieher und die Eltern dürfen beim Thema Brandschutzerziehung nicht vergessen werden. Brandschutzerziehung statt Verbote Denkt man an die Gefahren durch Brände und die Faszination der Kinder für Feuer, so würde man als Mutter oder Vater am liebsten den Kleinen den Umgang mit Feuer völlig verbieten. Doch das ist der falsche Weg. Kinder experimentieren gerne, ahmen die Erwachsenenwelt nach und finden auch dann eine Gelegenheit, ein Feuerchen zu entfachen, wenn Vater oder Mutter nicht damit rechnen. Spätestens im Kontakt mit älteren Kindern oder bei einer Adventsfeier im Kindergarten ist die so interessante Flamme plötzlich in greifbarerer Nähe. Brandschutz und der richtige Umgang mit Feuer sind also wichtige Bestandteile der Erziehung und gehören deshalb bereits in den Kindergarten. Feuerwehren zur Brandschutzerziehung in die Kindergärten Viele Feuerwehrkameraden sind begeisterte Brandschutzerzieher und praktizieren bereits die Unterweisung von Kindern in Schulen und in Kindergärten. Dabei zeigen sie den Kindern, wie ein Feuer entstehen kann, erklären anschaulich die Gefahren von Flammen und Rauch und zeigen die Arbeit der Feuerwehr an praktischen Beispielen. Dazu gehört insbesondere auch die Erläuterung, wie ein Notruf richtig abgesetzt wird und dass der Anruf immer von der Feuerwehr beendet wird und nicht durch den Anrufer, der ansonsten wichtige Informationen vergessen könnte. Diese Inhalte sollten bei der Brandschutzerziehung behandelt werden Im Bereich Brandschutzerziehung gibt es bereits ein großes Repertoire an kindgerechten Unterlagen, die ein umfangreiches Programm behandeln, darunter ? richtiges Verhalten in Brandfall ? Notruf und Alarmierung ? Umgang mit Streichhölzern und Feuerzeugen ? Gefahren durch Flammen und Rauch ? Ausbreitung von Feuer und Rauch ? Arbeit der Feuerwehr Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas ist die spielerische Umsetzung beim Thema Brandschutzerziehung zu empfehlen. Gute Erfahrungen gibt es zum Beispiel mit Handspielpuppen. Wichtig ist dabei, dass die Unterweisung weder zu lang noch die Gruppe zu groß ist. Ebenso sollten mehrere Unterweisungen pro Jahr im Kindergarten vorgesehen werden, damit alle Kinder die Chance haben teilzunehmen und die wichtigen Inhalte des Brandschutzes wiederholt werden können. Verhalten der Kinder berücksichtigen Feuerwehrleute wissen aus ihrer Einsatzerfahrung, dass Kinder ohne Brandschutzerziehung meist anders im Brandfall reagieren als es die Gefahrenlage erfordert. Sie neigen dazu, sich zu verstecken anstatt zu flüchten, sie wollen ihr Spielzeug retten anstatt sich selbst und sie haben mitunter Angst vor den Feuerwehrleuten in ihren Schutzanzügen. Auf diese besonderen Umstände geht die Brandschutzerziehung ein. Aber auch Kindergärten zur Feuerwache Dazu ist es auch hilfreich, wenn die Brandschutzerzieher nicht nur mit Ausrüstung und Einsatzfahrzeug zum Kindergarten kommen, sondern dass es umgekehrt nach Möglichkeit auch einen Besuch in der Feuerwache gibt. Dort lernen die Kinder die Feuerwehr als Helfer kennen, entdecken spannende Brandschutzeinrichtungen und wollen vielleicht sogar selbst einmal Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann werden, ein schöner Nebeneffekt. Räumungen bei der Brandschutzerziehung spielerisch einüben Damit im Ernstfall die bei Kindergärten oftmals besonders komplizierte Räumung schnell gelingt, empfiehlt sich eine regelmäßige Räumübung. Im Vorfeld sollten dazu die Erzieherinnen und Erzieher eine ausführliche Brandschutzunterweisung erhalten. Besonderer Stellenwert kommt dabei der Prüfung auf Vollständigkeit der Kindergartengruppe, einem kindgerechten, aber schnellen Verlassen des Gebäudes (zum Beispiel als Polonaise) und dem Ausweisen eines Sammelplatzes zu, der auch allen Kindern bekannt gemacht werden muss. Fluchttüren und -wege dürfen nicht durch herumliegendes Spielzeug oder Bastelkisten verstellt werden. Auch Erzieher und Eltern sind bei der Brandschutzerziehung gefragt Die Brandschutzerziehung kann jedoch nicht alleine von den Feuerwehren gestemmt werden. Hier sind auch die Erzieherinnen und Erzieher gefragt, die mit entsprechenden Lern- und Spielmaterial die Brandschutzunterweisung vor- und nachbereiten sollten und auch selbst eine Räumübung einplanen können. Brandschutz sollte zudem Thema bei den Elternabenden werden. Hierzu bieten viele Feuerwehren ihre Unterstützung an und informieren gerne die Eltern, die letztlich den Brandschutz daheim ihren Kindern vorleben müssen. Denn Erzieherinnen, Erzieher und Feuerwehr sind fast machtlos in der Brandschutzerziehung, wenn die Eltern ihre Kindern nicht ebenfalls auf die Gefahren von Feuer und Rauch und das richtige Verhalten im Brandfall hinweisen. Dazu müssen aber auch die Erwachsenen unterwiesen sein, bei den Elternabenden besteht dazu eine gute Gelegenheit. Oliver Schonschek, Diplom-Physiker und Fachjournalist

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