"Neue Planung erhält Konturen"
Eine Stellungnahme zum NWZ-Artikel vom 6. Februar 2013
Edewecht
Die Hilflosigkeit und Ohnmacht der Gemeinde Edewecht auf Grund des nicht ausgeübten Vorkaufsrechts im Sanierungsgebiet "Edewecht Ortsmitte" auf dem ehemaligen Gelände der Kornbrennerei ist kaum noch nachvollziehbar!
Der Garten dieses Industriedenkmals wurde vom NWP-Planungsbüro im Gutachterverfahren 120807 im Schaubild eindeutig (!) einbezogen in die Konzeption des neuen Marktplatzes. Wieso wird nun von der NWP festgestellt, dass dieser "nie zum Projekt des Marktplatzes gehört habe" und, ganz im Gegenteil, man "vielmehr darüber nachgedacht habe, im Rahmenplan zur Städtesanierung (auf diesem Gebiet) Baulücken zu schließen"? Woher dieser Sinneswandel? Offensichtlich ist dem Bürger hier von vorneherein etwas präsentiert und vorgegaukault worden, was so nie werden sollte.
Mit dem Abriss des Industriedenkmals "Kornbrennerei" ist nicht nur dieses verloren, durch den vollkommen überdimensionalen Profanbau zugleich auch noch der Gartenbereich Richtung Marktplatz! Kurzum, das gesamte Gebiet ist in Fläche und Höhe durch die Profitinteressen des Investors wirtschaftlich auf jeden Meter ausgenutzt - und die Gemeinde schaut hilflos zu, wie sich dieser monströse Baukörper im Herzen Edewechts erhebt.
Die NWP mag Recht haben, wenn die Optik aus baurechtlichen Gründen keine Rolle spielt, aber so etwas ist im Normalfall jedem Bauamt bekannt. Mit der Ausübung des Vorkaufsrechts hätte dieses Gebiet, auch im Falle des Abrisses der Kornbrennerei, einer vernunftsbezogenen und optisch ansprechenden Lösung im Rahmen einer dem Ortsbild angepaßten Architektur zugeführt werden können, ganz einvernehmlich zwischen Gemeinde, Investor und dem Mitbürger. Mit der Nichtausübung ist jegliche Einflussnahme auf die Optik verloren, man hat noch eine Abbiegerspur durchgesetzt und es wird um Kosmetik gebeten an der Rückseite des Pultdachs - ein beschämendes Armutszeugnis!
Wenn, wie Herr Kahlen vom Bauamt richtig feststellt, die Ausübung des Vorkaufsrechts nur gerechtfertigt werden kann durch das "Wohl der Allgemeinheit", so stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Sanierung des Industriedenkmals bzw. eine beim Abriss historisch angelehnte Folgebebauung nicht dem Wohle uns Edewechtern entsprochen hätte. Gerade für die älteren Mitbürger ist dieser seit Jugendjahren prägnante Gebäudekomplex ein Stückchen "Heimatgeschichte" gewesen, mit dem man sich sehr verbunden fühlte, aber das ist für das Allgemeinwohl offenbar nicht genug, wie auch nicht der im Hintergrundstück geplante und nunmehr ersatzlos gestrichene Spiel- und Bürgerpark.
Mithin ist die massiv abgängige und kaum noch vorhandene Edewechter Historie in Chroniken nachlesbar, damit wenigstens ein bißchen Heimat bleibt. Diesen Autoren sei gedankt!
Was im bisherigen Planungsverlauf gänzlich fehlt, ist die klare Stellung- und für unseren Ort sicherlich hilfreich gewesene Einflussnahme unseres Bundestagsabgeorneten Herrn Kossendey in seiner Funktion als Präsident der Oldenburgischen Landschaft, zu deren drei Säulen "Kultur fördern - Tradition pflegen - Natur schützen" die Leitlinien seines Wirkens bestehen und der er, wie er schreibt, "einer zeitgemäßen Aufarbeitung der regionalen Geschichte neue Möglichkeiten und mehr Aufmerksamkeit sichern möchte". Aber das Interesse an unserem historischen Ortsbild scheint auch hier vorbeigegangen.
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