Mittwoch, 17. September 2014, 20:03 Uhr
einmal Schauspieler sein

"Von jetzt an kein Zurück" 21. Internationales Filmfest Oldenburg

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Wir und Ben Becker

Oldenburg Vor einem Jahr, im September 2013, waren wir als Komparsen für den Film "Von jetzt an kein Zurück" eingeladen worden. Es war für uns ein aufregendes Erlebnis. Nachdem wir uns beworben hatten, wurden wir zum Casting und zur Kostümprobe bestellt. Ein Blick der Kostümbildnerin und schon hatte sie das Passende für uns bereit. Werner bekam einen schlicht gearbeitenden Tweed Mantel, für mich hatte sie einen auf Taille geschnittenen und mit vielen Knöpfen besetzten Mantel herausgesucht. Die Krönung war der Hut. Spaßeshalber hatte ich ihn mir "platt" auf den Kopf gesetzt und wollte ihn anschließend hübscher zurechtrücken. Aber sie war so begeistert, ich durfte den Sitz nicht verändern.
Am 30.09.2013 war der Drehtag in der Dreifaltigkeitskirche. Wir Komparsen hatten uns eingekleidet und waren zurückversetzt in die Zeit der 50er Jahre. Die Zeit ist uns lebhaft in Erinnerung geblieben. Für unsere Mütter und die weibliche Verwandtschaft war das die aktuelle Mode. "Mein Hut" war in. Christian Frosch, der Regisseur, bestätigte es mir ebenfalls- "Ja, Sie verkörpern wirklich die Frauen aus dieser Zeit." Unsere Sitzplätze in der Kirche wurden uns zugewiesen, wir warteten gespannt auf Ben Becker. Es war nur eine kurze Szene, im fertigen Film war von der von uns gespielten Kirchengemeinde fast nichts zu sehen.

Und nun bekamen wir die Möglichkeit auf dem diesjährigen 21. Internationalen Filmfest Oldenburg den fertigen Film zu sehen. Er wurde als Weltpremiere angekündigt und für uns und viele Mitstreiter, die wir hier wieder trafen, aufregend. Es verbanden uns die gemeinsam gedrehten Filmszenen in der Kirche. Und dann lief der Film. Zwei junge Menschen die sich lieben, es aber nicht dürfen und dafür ins Arbeitslager, ins Moor zum Torfabbau, und in ein von fragwürdigen Nonnen geführtes Heim gesteckt werden. Schläge, körperliche Gewalt, Hinterhältigkeit gehören nun zu ihrem Leben. Bosheit und Brutalität. Diese Jahre prägen sie, und in ihrem Erwachsenenleben, nach ihrer Freilassung, finden sie kein zurück ins normale Leben.

Wir sind gefangen von diesem Film. Es war ebenfalls unsere Kinder- und Jugendzeit und Schläge begleiteten uns durch diese Jahre. Wie oft stand man mit erhobenen Armen um den Kopf zu schützen, wie oft wartete man angsterfüllt auf die Rückkehr des Vaters von seiner Arbeit, die Mutter hatte gedroht: "Warte nur, wenn Vati von der Arbeit kommt"! Die "sogenannten Vergehen" wurden ihm von der Mutter geschildert und die Schläge erfolgten sofort. Diskussionen über die Sache gab es nicht, dafür nahmen sie sich nicht die Zeit. Ihre Autorität war geltend.
Und trotzdem hatten uns unsere Eltern lieb. Die Jahre des Krieges, die schrecklichen Erlebnisse, Gewalt und Tod, waren noch nicht verarbeitet und   hatten sie roh werden lassen, Gefühle zu zeigen war tabu. Sie mussten erst einmal selber mit sich ins Reine kommen. Die späteren Jahre wurden besser.

Dieser Film hat uns gezeigt, wie wertvoll Frieden ist, wie wertvoll die Liebe in der Familie ist.

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