„Am liebsten würde ich hier bleiben“ - Die Kleinkindgruppen des Kinderschutzbundes
Morgens um 9 Uhr im Oldenburger Kinderschutzbund:
Oldenburg
Morgens um 9 Uhr im Oldenburger Kinderschutzbund: Im hellen, sonnendurchfluteten Gruppenraum der Kleinkindbetreuung für Kinder von 1 – 3 Jahren, sammelt sich die Gruppe der acht Kinder zum Morgenkreis. Die Wände sind voller bunter Zeichnungen, der Boden ist mit flauschigem Teppich ausgelegt. Der zweijährige Lukas klatscht begeistert in die Hände, denn die Erzieherin verteilt kleine Rasseln zum Musizieren. Dann wird das Begrüßungslied gesungen, alle Kinder klatschen, rasseln, tanzen und singen mit. So starten die Kinder begleitet von zwei Pädagoginnen in den Tag. Und der hat es durchaus in sich. Denn, was wie einfaches Spiel aussieht, ist in Wirklichkeit frühkindliches Lernen auf höchstem Niveau. So wird in der Gruppe Sozialverhalten und Beziehungsfähigkeit gelernt. Im Spiel werden wichtige Körpererfahrungen gesammelt, die Kinder erfahren hier, die für Erwachsene so selbstverständlichen Tatsachen. „Wo fängt mein Körper an, wo hört er auf?“ „Was tut mir gut oder weh?“ „Wie groß bin ich, komme ich da schon ran?“ sind nur einige wenige Fragen, die beantwortet werden. Beim Frühstück erfahren sie Gemeinschaftlichkeit, lernen zu teilen und neue Speisen kennen. Das gemeinsame Musizieren und Tanzen stärkt das Selbstwertgefühl, die Wahrnehmung und die Freude am eigenen Körper.
„Kinder lernen in dieser Lebensphase sehr körperbetont“ weiß Nicole Rohlfs, Leiterin der Kleinkindbetreuung. „Die Umwelt wird durch Berühren, durch Tasten wortwörtlich »begriffen«.“ Daher sei es wichtig, Kindern vielfältige Anlässe zur Bewegung, zur Erfahrung und Auseinandersetzung mit der Umwelt zu bieten. Darauf werde in den Gruppen des Kinderschutzbundes besonders geachtet. „Uns ist es wichtig, die Kinder in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit, in ihren persönlichen Erfahrungen und Entwicklungsschritten zu begleiten und zu unterstützen“, so Rohlfs weiter. Dabei sei es wichtig, dass Kinder feste Bezugspersonen in der Einrichtung haben, die sie begleiten und mit denen sie vertraut sind.
In der Gruppe toben die Kleinen derweil um Pädagogin Sabina Schierholt herum, denn die hat geschnittenen Apfel als gesunden Pausensnack auf einem Teller dabei. Nach dem Essen wird vorgelesen, noch ein Lied gesungen und dann steht auch schon der Hauptpunkt auf dem Programm: Der Ausflug zum Hafen. Im Bollerwagen geht es die knapp zwei Kilometer zum Oldenburger Yachthafen nahe der Innenstadt. Unterwegs gibt es viele Stopps, weil es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt; hier ein großer LKW, da eine Baustelle, auf der ganz viel Krach gemacht wird. Und die Oma mit dem Hund, die vielen Tauben, die sich um ein halbes Brötchen balgen, nicht zuletzt: Der Eisstand an dem Diana Schmidt eine Kugel Eis für jedes Kind besorgt. „Man darf auch mal ein wenig naschen zwischendurch“ lächelt sie verschmitzt. Und Lisa, zweieinhalb Jahre ergänzt: „Erst esse ich mein Eis und dann Timos!“ Aber das weiß Timo zu verhindern; schnell ist das Eis aufgeschleckt und die Fahrt zum Hafen geht weiter. Dort angekommen sorgen die vielen Schiffe für staunende Gesichter. So sammeln die Kinder ganz nebenbei viele Erfahrungen, entdecken ihre Umwelt und erfahren dabei eine liebevolle und fachkundige Begleitung durch die Pädagoginnen.
„Kinder, die eine Krippe oder ein vergleichbares Angebot besuchen, sind in ihrer Entwicklung oftmals fortgeschrittener, als Kinder ohne solche Erfahrungen.“ sagt Frühpädagogin Diana Schmidt. „Die Kinder lernen hier grundlegende Kompetenzen. Wir wissen, dass Kinder unter drei Jahren sehr aufnahmefähig sind, deswegen ist eine gute Begleitung und eine anregende Umwelt, die Lernerfahrungen ermöglicht, so wichtig.“, so Schmidt weiter. Die Bereiche, in denen die Kinder gefördert werden, in denen sie lernen, sind vielfältig. Die Sprache wird durch Verbalisieren und Benennen von Dingen geschult. Die Kinder erfahren ihre Individualität unter anderem dadurch, dass sie persönlich begrüßt und mit Namen angesprochen werden. So geht die Kleinkindbetreuung des Kinderschutzbundes auf Bedürfnisse und aktuelle Anforderungen ein – auch durch die Tatsache, dass fachkundiges Personal die Kinder liebevoll begleitet.
Schnell geht ein ereignisreicher Tag in der Gruppe zu Ende. Müde Kinder, die heute viel ausprobiert, geforscht und gelernt haben, gehen nach Hause. „Aber morgen backen wir doch?“ versichert sich Lisa noch einmal bei den Pädagoginnen. „Ich hab jetzt schon Hunger.“ sagt sie und reibt sich den Bauch. Und fügt hinzu: „Am liebsten würde ich gleich hier bleiben!“.
Eine bessere Auszeichnung für die Arbeit kann es kaum geben, findet dann auch Nicole Rohlfs. „Die Kinder kommen gerne zu uns, das merkt man“, berichtet sie. Und das merken auch die Eltern. Die immer schon stark angefragten Gruppen sind stets voll belegt, neue Anmeldungen bekommen zurzeit Warteplätze.
Dies unterstützt auch die Stadt Oldenburg: im Zuge des Krippenausbaues hat der Kinderschutzbund eine erweiterte Betriebserlaubnis bekommen. Nun können die Kinder länger in den Gruppen betreut werden. „Jedes Kind kann 15 Stunden pro Woche zu uns kommen“, erklärt Nicole Rohlfs.
Frühkindliche Bildungsarbeit in all ihrer Vielfältigkeit hat einen festen Platz im Oldenburger Kinderschutzbund – so werden die Kinder optimal auf den Kindergarten und ihr weiteres Leben vorbereitet.
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