Montag, 01. August 2016, 21:32 Uhr
Kino und Computerkult / Ghostbusters / Pokemon Go

„Who you gonna call? – Ghostbusters!“

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Zur Artikelreihe „Computer, Kult und TV-Klassiker“.

Oldenburg An den Anblick hatte man sich ja schon gewöhnt. Im Bus, im Wartezimmer oder auch am Badesee. Überall starren die meist jungen Menschen gebannt auf ihre Smartphones und streicheln zärtlich das Display. Aber die Menge der Menschen die nun plötzlich überall in der Stadt im kleinen Rudel oder in der großen Herde gemeinsam wild auf ihre mobilen Telefone patschen, das weckte vor einigen Tagen schon meine Neugier. „Wir jagen Monster, höllische Kreaturen, die hier auf der Straße sitzen…“ gab mir ein netter junger Mann zu verstehen und zeigte mir im Display seines Handys eine komische Gestalt. Ein Spukgebilde, das laut Displayanzeige direkt vor mir auf dem Weg stand und mit einigen geschickten Handbewegungen auf der Oberfläche des Smartphone vom jungen Monsterjäger neben mir gefangen wurde. Und in dem Moment habe ich mehr gesungen als gedacht: „Who ya gonna call? Ghostbusters!“  Die Geisterjäger sind wieder unterwegs.  

Schließlich sind die Achtziger schwer angesagt. Viele Kassenschlager aus Film und Musik dieses Jahrzehnts werden neu aufgelegt. Und die Remake-Welle lässt sich natürlich auch nicht von den Geisterjägern aufhalten. Ungefähr 30 Jahre nach den beiden ersten erfolgreichen „Ghostbusters-Filmen“ werden aktuell auf den Leinwänden der Kinos wieder die Geister verfolgt und eingefangen. Die Kult-Komödien mit gepflegtem Gruselfaktor haben einen zeitgemäßen Aufguss bekommen. Und da liegt die Vermutung natürlich nah, dass es hier einen Bezug zwischen Smartphone-Spielerei und dem aktuellen Geisterjäger-Film gibt.

Denn auch die Neuauflage der Geisterjagd treibt nur eine erfolgreiche Vermarktungsmaschine weiter an, die bereits in den Achtzigern startete. Alle "Ghostbusters-Streifen" sind Teil eines Franchisings, das neben den Filmen auch Merchandise-Artikel, Adaptionen fürs Fernsehen und eben aus Spielen für alte Heimcomputer oder moderne Smartphones besteht. 

Als der erste Teil „Ghostbusters“ 1984 in die Kinos kam, da gelang es erstmals pünktlich zum Start eines Kinofilms das passende Computerspiel auf den Markt zu bringen. Die Schlüsselszenen des Films, das Fangen von schleimigen Monstern und die Begegnung mit dem Marshmallow-Mann, waren in den Spielen für alle gängigen Heimcomputer nachspielbar. Bei der Vermarktung setzten die Software-Firmen aber auf einen neuen Trend: Vom Soundtrack zum Gametrack. Denn die Musik zum Film, vor allem die Titelmelodie von Ray Parker Jr. stürmte schon vor dem Kinostart die Hitparaden. Allein in Deutschland ging die Ghostbusters-Single vor der Premiere mehr als 500.000-mal über die Ladentheke. Wer den Song mochte und nach dem Kinobesuch den Ohrwurm trällerte, der hatte vermutlich auch Interesse an einem Computerspiel. Denn das Spiel bot für den Musikfreund noch eine Besonderheit: So erscheint im Intro nicht nur das Ghostbusters-Logo und die bekannte Titelmelodie wird eingespielt. Auch der Liedtext wird eingeblendet und über dem Text hüpft ein Punkt, der zum Mitsingen einlädt. Welches Computerspiel der Achtziger ermöglichte schon Karaoke am heimischen Fernseher? Der erfolgreiche Film und der eindringliche Sound bildeten also eine lukrative Symbiose und warben in dieser Kombination gegenseitig füreinander.

 
Und zum Filmstart von Ghostbusters III hat irgendeine findige Softwarefirma wieder pünktlich ein angesagtes Spiel zum Film auf den Markt bringen können. So wie damals Dan Akroyd und Bill Murray mit ihren Geisterfallen durch New York rannten um Slimer und Co zu fangen, kann  heute jeder in die Rolle eines Geisterjägers schlüpfen. Die modernen Smartphones fungieren als Geisterfalle um die Welt von virtuellen Kreaturen zu befreien. Da hatte das Management der Geisterjäger also auch drei Jahrzehnte später wieder eine geniale Werbe-Strategie: Ein begeisterndes Spiel zur cineastischen Neuauflage. Gratis mit einer stetig wachsenden Fangemeinde! Und diese Gemeinde wird geschlossen die Kinosäle stürmen.

Inzwischen weiß natürlich auch ich, dass die moderne GPS-gesteuerte Geisterhatz in keiner Verbindung mit den Ghostbusters steht. Bei der angesagten Pokemon-Go-App geht es um Pikachu und Konsorten. Nicht nur in Oldenburg gibt es einen regelrechten Hype um die Pokemon-Jagd via Smartphone. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Hype endet, bevor es die Mario Kart-App für das Smartphone gibt.  Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Jagd nach Turbopilzen und Powersternen auf viel befahrenen Hauptstraßen enden würde.

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