Nicht jedes "Labyrinth" ist ein Irrgarten
Anziehende Gartenorte
Oldenburg / Ammerland / Rastede
Hannover 1947 - der Große Garten wurde wieder eröffnet mit seinem Teil "Irrgarten", wie wir Jungens die eine Ecke bezeichneten.
Spannend, - ob man da wieder herausfindet?
Vom Eingang führte der von Buchenhecken begrenzte Gang zunächst spiralförmig zum Mittelpunkt, in dem ein großer Käfig stand, für Vögel oder wie manche sagten, für Eichhörnchen (Bild).
War das Alles? Hinein in den nächsten Gang. Jetzt wurde man entgegengesetzt immer weiter im Kreis bis zum Ausgang geleitet , - vom "Verirren" keine Spur. Enttäuschend für die kleinen Forscher.
Im Geschichtsunterricht hörten wir von einem Ungetier in Kreta, Minotaurus genannt, das aus der Verbindung einer Königsfrau mit einem Stiers hervorging und gerne junge Menschen fraß.
Der König, Minos, ließ für den Minotaurus eine sichere Unterkunft bauen: Ein Irrgarten, aus dem niemand mehr heraus fand.
Alle neun Jahre mußten die Athener nach einem verlorenen Krieg gegen Kreta sieben junge Männer und Frauen zum Minotaurus senden.
Einmal war unter ihnen der Sohn vom König Athens,Theseus. Dieser traf auf Kreta die Tochter von König Minos, Ariadne, und verliebte sich in sie.
Würde das Ungeheuer auch ihn fressen und wenn nicht, wie fand er wieder heraus zu seiner Liebsten? Ariadne dachte nach und gab ihm ein großes Fadenknäuel mit auf dem Weg, das er Schritt für Schritt abrollen sollte.
Tapfer besiegte Theseus den Minotaurus und kehrte dank des Fadens wieder heil zum Ausgang zurück, freudig begrüßt von Ariadne.
In der St. Lambertikrche Oldenburg wurde innerhalb eines "Zug durch die Gemeinde" auch ein Labyrinth im Vestibül mit Hilfe von von Buchsbaumzweigen errichtet, aber nichr als Irrgarten, sondern in der klassischen Form, die man in jahrtausend alter Weise annahm - ein verschlunger Pfad ohne Abzeigungen und Sackgassen. Er führt zum Mittelpunkt, wo eine Taufschale steht.
Hier war keine Ariadne- Faden zum Verlassen notwendig.
Es gibt so manche Deutung eines Labyrithganges. Es könnte der Weg eines Menschen von Geburt bis Lebensende mit einem Höhepunkt sein, - kaum ist er geradlinig ohne Winkel, er führt aber zum Ziel!
Oder: Wege im Gottvertrauen gegangen sind oft verwinkelt, dann aber stetig in Näherung zum Ziel. Das Ziel ist nicht der Endpunkt, der weitere Pfad wird wieder verwinkelt sein.
In unserer Gegend gibt es keine der pflegeaufwändigen, teuren Irrgärten. Dafür stellt so mancher Bauer ein Maisfeld mit verwundenen Gängen zur Verfügung.
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