Oldenburg handelt fair
Materielle Kultur Eine Milliarde Kleidungsstücke liegen ungenutzt im Kleiderschrank. Studierende bieten Workshop an, um Schrankhüter wieder aufzuwerten.
Oldenburg / Rastede / Nethen
Oldenburg hat sich 2015 zum Ziel gesetzt „Fairtrade-Town“ zu werden. Durch das Aktionsbündnis „Oldenburg handelt fair“ bestehen bereits Kooperationen zwischen dem Einzelhandel sowie Organisationen, um nachhaltig zu agieren und den fairen Handel zu verbreiten. Die Textilindustrie ist in den letzten Jahren immer mehr in den Verruf gekommen, da sie nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen die in dieser arbeiten erhebliche Schäden herbeiführt. Vielen Konsumenten_innen ist besonders nach dem Einsturz des Rana Plazas Gebäude im Jahr 2013 bewusst welche Ausmaße die Textilindustrie hat. Die billigen Preise der Modeanbieter sind dennoch für viele ein ausschlaggebendes Argument dafür, Fast Fashion weiterhin zu unterstützen. Studierende des Instituts für Materielle Kultur treffen sich regelmäßig in den Schlosshöfen Oldenburgs und feilen stets an neuen Ideen, dem Phänomen der sogenannten „Wegwerfmode“ entgegenzuwirken. Dazu trägt unter anderem das von ihnen geplante und durchgeführte Projekt „Einfach Einzigartig“ bei. Anhand von drei Projekttagen wurden zusammen mit MSB Schülern_innen der Schule Sandkruger Straße in Oldenburg die Hintergründe und Vorteile von Second Hand Kleidung theoretisch und praktisch erforscht. Gestaltet wurde ein Modemagazin, in welchem die Kinder in von ihnen ausgewählter Second Hand Kleidung abgebildet wurden. Steckbriefe welche ihre Meinungen und Erfahrungen zu gebrauchter Kleidung festhalten sollen, wurden ebenfalls ergänzt. Eine Studierende schildert ihre Erfahrungen als sehr positiv:
„Es war unglaublich zu sehen wie die Kinder nach und nach ein großes Interesse an Second Hand Kleidung entwickelten. Vor allem auch die, die dem Projekt zu Anfang eher skeptisch gegenüber traten, waren zum Schluss die, die am meisten mitgemacht haben.“
Durch die Ausarbeitung von Projekten und der regelmäßigen Präsenz am Point of Sale, in den Schlosshöfen, versuchen die Studierenden zu zeigen wie aus Schrankhütern oder Kleidung mit Mängeln, neue modische Kleidungsstücke durch einfache Verfahren und ohne großen Kostenaufwand, entstehen können.
Franziska, Studentin des 4. Semesters Materieller Kultur: Textil, erzählt: „Die Forschungswerkstatt dient uns als außeruniversitärer Ort, um unser Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten sowohl untereinander als auch nach außen hin zu diskutieren und zu vertiefen.“
Weiter führt die Studentin aus: „In unserem Studium der Materiellen Kultur: Textil liegt unser Schwerpunkt auf Textilien, also insbesondere Kleidung, die wir im Spannungsbild zwischen Sachkultur, Körper, Medien, Design und Nachhaltigkeit untersuchen.“
Die Studierende erzählt, dass ihr vor allem der Schwerpunkt der Nachhaltigkeit interessiert, den sie heut zu Tage als elementar wichtig einstuft.
„Mir war zwar schon bereits vor meinem Studium bewusst, dass ein T-Shirt für 4,99 Euro nicht unter den besten Bedingungen produziert werden konnte, jedoch waren mir die extremen Auswirkungen auf viele Bereiche, wie z.B. die Umwelt oder Lebensbedingungen der Arbeiter*Innen, die zur textilen Lieferkette gehören nicht bewusst. Ich bin froh, dass genau dies ein Themenbereich in meinem Studium ist, denn seither habe ich umfangreiches Wissen vermittelt bekommen, welche Alternativen bestehen, um die Fast Fashion Industrie nicht weiter zu unterstützen. Dieses Wissen trage ich nun auch an Freunde, Familie und Bekannte weiter.“
Ein Beispiel dafür, wie das erlernte Wissen vermittelt werden kann, sind Postkarten, welche von den Studierenden entworfen und in Oldenburg verbreitet wurden. Durch kurze aber aussagekräftige Sprüche und Texte dienen sie dazu, das eigene Kaufverhalten kritisch zu hinterfragen und zum konsumkritischen Nachdenken anzuregen.
Nun soll auch ein offener Workshop, der am 08. August 2019 stattfindet, dazu dienen sich untereinander auszutauschen. Hierbei werden Interessierte ab 16 Jahren dazu eingeladen,anhand von unterschiedlichen Verfahren kostenlos, ihre alten Kleidungsstücke aufzuwerten oder gar wieder tragbar zu machen. Die Techniken sind für jede*n umsetzbar und es bedarf keine besonderen fachlichen- als auch praktischen Vorkenntnisse. Dabei besteht zusätzlich die Gelegenheit miteinander zu diskutieren und neue Möglichkeiten der Gestaltung und Verarbeitung von Textilien kennenzulernen. Die Studierenden des Zwei-Fach Bachelors in Materieller Kultur: Textil informieren dabei nicht nur zum Thema Upcycling von Kleidung, sondern stehen auch für Fragen rund ums Studium zur Verfügung.
Workshop – Infos – Studium – Austausch!
Wo: Freitag den 8. August in den Schlosshöfen (Eingang Galeria Kaufhof, erstes Ladengeschäft, rechte Seite)
Wann: 10.00-18.00 Uhr
Was benötige ich: falls gewollt und vorhanden: alte Kleidung
Jede*r ist willkommen!
Leserkommentare (0)