Mittwoch, 17. Juni 2015, 17:15 Uhr
Shanty-Chor Aktivitäten

Kurs Norwegen

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Shanty-Chor Oldenburg vertrat Deutschland bei internationalem Festival in Langesund

Oldenburg Vom 05. – 07. Juni 2015 fand in Langesund, Norwegen zum 22. Mal das unter Kennern berühmte International Shanty Festival statt. Neben 15 Chören und Gruppen aus Norwegen waren einzelne Repräsentanten aus Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland eingeladen. Erstmalig durfte der Shanty-Chor Oldenburg Deutschland bei dieser großartigen Veranstaltung vertreten. Unter der Regie des Langesund Mandssangforening - der Chor von 1917 feiert in zwei Jahren sein hundertjähriges Bestehen - trafen sich die vielseitigen Interpreten drei Tage lang am Kai und anderen Plätzen des kleinen Hafenstädtchens direkt am Langesund Fjord.

Schon das Einlaufen der Fähre aus Dänemark – nach fast 14 stündiger Bus - und Schifffahrt – war für die Mitfahrer des Shanty-Chors Oldenburg ein großartiges Erlebnis, das jede Müdigkeit vertrieb. Rote und weiße Holzhäuschen vor beeindruckender Bergkulisse direkt am Ufer des Skagerraks unter sonnendurchflutetem blauem Himmel – atemberaubend schön. Das International Langesund Shanty Festival ist für norwegische Verhältnisse und echte Shantyfans durchaus vergleichbar mit dem deutschen Heavy Metal Treffen in Wacken. Der kleine Hafenort mit ca. 5000 Einwohnern verwandelt sich für 3 Tage in eine Hochburg maritimer und folkloristischer Klänge. Auf sechs Bühnen am Hafen und im Ort treten von morgens bis abends Gruppen und Chöre im Wechsel auf und finden ein zahlreiches, fachkundiges und begeistertes Publikum. Die Einwohnerzahl wächst in diesen Tagen auf das Doppelte bis Dreifache an. Die Oldenburger waren daher gezwungen, ihre Unterkunft außerhalb, im ca. 40 km entfernten Städtchen Skien zu nehmen. Die morgendliche Fahrt durch Telemark, vorbei an dunklen Seen, hohen bewaldeten und kahlen Felsen sowie zahllosen oft einsam in die Landschaft verstreuten kleinen Gehöften und durch sechs beeindruckende Tunnel entschädigte jedoch für diesen Nachteil. Für eine notwendige Erholung nach den gutbesuchten Auftritten war es ohnehin vorteilhaft, dem Festivalort nachts etwas ferner zu sein.

Bei seinen vier Auftritten, am Hafen und im Ort, war der Shanty - Chor Oldenburg besonders mit seinen deutschen Titeln sehr erfolgreich. Viele ältere Norweger verstehen unsere Sprache recht gut und - das wurde immer wieder deutlich – sie haben das historisch schwer belastete Verhältnis zu Deutschland als Besatzungsmacht ernsthaft verarbeitet und in freundschaftliche Bahnen gelenkt. Hocherfreut war man darüber, dass ihr deutscher Gast auch einen norwegischen Shanty einstudiert hatte und mehrfach mit großem Echo vortrug.

Eine in diesem Sinne herausragende und berührende Geste, war die Einladung an den Shanty - Chor Oldenburg, sich am Sonntag bei einem Gottesdienst in der Langesunder Kirche zu präsentieren. Dieser Auftritt wurde für den Chor zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die sehr freundliche norwegische Pastorin verkündete vor Beginn der Messe, dass der Oldenburger Chor nach einer vorgesehenen Taufe den Täufling mit drei Liedern in der Gemeinde begrüßen solle. Eine überraschende Offerte und große Ehre. Zwei Chorlieder und ein Shanty wurden - wie auch anschließend in der örtlichen Presse erwähnt -   so gefühlvoll gesungen, dass der während seiner Taufzeremonie laut schreiende Säugling, bei der ersten Strophe des Chores auf dem Arm seines Vaters selig einschlummerte.

Zwischen den Auftritten und am Abend fanden die Oldenburger ausreichend Zeit für interessante Gespräche und persönliche Eindrücke von diesem in jeder Hinsicht erlebnisreichen Festival. So wurde am Samstag eine  zweistündige Scherenfahrt mit einem über 100 Jahre alten Seenotrettungslogger der NSSR ( Norsk Selskap Til Skibbrudnes Redning – Norwegische Seenotrettung ) unternommen. Auf dem Langesund Fjord ging es, vorbei an unzähligen Felseninseln und Uferwäldern unter strahlend blauem Himmel zu einem idyllischen Ankerplatz, wo mit Kaffee, Kuchen und Shantys, die deutsch-norwegische Freundschaft weiter gefestigt wurde. Nach einem gemeinsamen Abschluss im Festzelt, lud der Langesunder Chor seine Gäste zu einem gemütlichen Krabbenessen in sein Vereinsheim am Fjord ein, wo man kleine Geschenke und viele gemeinsame Eindrücke austauschte.

Einmal in Norwegen, gönnte sich der Shanty - Chor Oldenburg am Montag eine Besichtigungsrundfahrt durch die wilde Provinz Telemark. Unter der überaus landeskundigen und sehr fürsorglichen Leitung des norwegischen Chorbetreuers, Arne Andreassen - ein pensionierter Ingenieur mit ausgezeichneten Verbindungen nach Deutschland, der schon nach wenigen Stunden das Herz aller deutschen Mitreisenden erobert hatte - ging es im eigenen Bus auf die abenteuerliche Strecke. Den Beginn machte die größte erhaltene Stabkirche in Heddal aus dem 12. Jahrhundert. Ein sehr imposantes und technisch erstaunliches Holzbauwerk mit mittelalterlichem Flair, dessen beeindruckende Akustik einen a capella Shanty des Chores zu großer Wirkung brachte. Am Fuß des Gaustatoppen (1883 m ) wurde, nach abenteuerlicher, aber, Dank des erfahrenen Busfahrers, sehr sicheren Serpentinenfahrt,  auf 1250 m Höhe eine sommerliche Schneeballschlacht inszeniert um danach, im kleinen Industriestädtchen Rjukan, das tief im Vestfjord-Tal zwischen Felsmassiven eingeklemmt wird, den Marktplatz zu besuchen, der sechs Monate im Jahr ( Oktober – März ) ohne direkten Sonnenschein bleibt und heute nur durch drei Heliostaten   ( Spiegel mit je 17 m² Fläche ), die 2013 auf einem der Bergrücken errichtet wurden, im Winterhalbjahr Sonnenlicht erhält. Weiter ging es an den Telemark-Kanal, wo sich in Vrangfoss die größte, mit 5 Kammern ausgestattete Schleuse präsentierte, die seit mehr als 100 Jahren im Handbetrieb Schiffe über 23 m Höhendifferenz durch den Kanal leitet. Eine zünftige norwegische Mahlzeit beendete diese unvergessliche Rundfahrt durch einen typisch norwegischen Landstrich.

Zwischen dem Langesund Mandssangforening und dem Shanty - Chor Oldenburg entstand an diesen schönen Tagen eine Freundschaft, die sicher dazu führen wird, dass bei einer der nächsten internationalen Veranstaltungen des Oldenburger Chores die norwegischen Sänger als Gäste auftreten werden.

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