Wölfe in Deutschland - zurück, um zu bleiben
Dieses Thema hatte der vom NABU veranstaltete Wolfsabend, der vom Geschäftsführer des NABU Rüdiger Wohlers am 23.01. 2012 kurz nach 19.00 Uhr eingeleitet wurde.
Oldenburg / Oldenburg PFL
Dieses Thema hatte der vom NABU veranstaltete Wolfsabend, der vom Geschäftsführer des NABU Rüdiger Wohlers am 23.01. 2012 kurz nach 19.00 Uhr eingeleitet wurde. Die Betonung liege auf Wolf und nicht etwa auf einen weiteren Wulffsabend. Dies wurde mit lautem Gelächter in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragssaal zwei im PFL quittiert. Endlich einmal wieder ein sehr erfreuliches Thema für den Naturschutz über das gleich der NABU Wolfsexperte Markus Bathen und der Geschäftsführer des Wolfcenter Dörverden Frank Faß berichten möchten. Er ist zurück, der Wolf, doch er kommt leider nicht alleine. Zurück sind auch die Mythen, Märchen und bösen Geschichten um den Wolf. Kaum wieder da ranken sich wieder Horrorgeschichten um den ach so bösen Wolf (Foto 2). Das Lachen zu Beginn der Einführung war uns schnell vergangen. Ja, bis auf den letzten Platz gefüllt war dieser Saal im PFL, doch als ich so in die Runde sah, wurde mir eines deutlich. Hier saß niemand, der dem Wolf nur schlechtes wünscht, sondern Menschen, die bereits vieles über und um den Wolf verstanden haben. So berichtete Herr Bathen zunächst über die Stammesgeschichte, das Leben und Verhalten des Wolfes. Bevor er dann im 2. Teil seines Vortrags auf die positiven und negativen Begleiterscheinungen des Auftauchens der Vorfahren aller Hunde einging. Ja es ist richtig, dass wir in ganz Deutschland jeden Tag damit rechnen dürfen, das sich der Wolf in unserer Nähe niederlässt. Wobei Niederlassen beim Wolf bedeutet, dass acht Wölfe eine Fläche von etwa 200 km² bewohnen. Ob ein Mensch überhaupt einen Wolf zu Gesicht bekommt ist sehr fraglich, denn er ist zwar ein Kulturfolger, doch dem Kontakt mit Menschen geht er lieber aus dem Weg. Selbst Kühe oder Pferde sind keine Beutetiere, da diese den Wolf einen zu hohen Einsatz kosten würden. Nur an Schafe oder Ziegen traut er sich heran und daher müssen diese Haustiere auch vor dem Wolf geschützt werden. Der Wolf weiß leider nicht, dass ein Schaf eine wirtschaftliche Existenz der Menschen darstellt. Wogegen ein von Wolf erlegtes Reh ein ganz natürlicher Vorgang in der Natur ist. Oft wird der Wolf sogar als Gesundheitspolizist angesehen, da er überwiegend kranke Tiere frisst. Während Jäger unabhängig von der Fitness des Wildes in Ruhe auf Entfernung schießen können, muss der Wolf seine Nahrung erjagen. In Ökosystemen mit Wolfsgebieten regulieren sich sowohl Wild- als auch Wolfspopulationen von selbst. Die Jäger in der Lausitz haben sogar trotz Vorkommen der Wolfsrudel mehr Rotwild gejagt, als vorher. Somit sollten Jäger den Wolf endlich als Jagdhelfer, statt als Konkurrenten ansehen. In Sachsen, wo Schafe von Wölfen gerissen wurden, gibt es inzwischen Sicherungsmaßnahmen für die Schafe. Durch nur neunzig Zentimeter hohe Zäune und in Ausnahmefällen zusätzlich eingesetzte Herdenschutzhunde werden nur noch ungeschützte Schafe die Beute von Wölfen. Die Schäfer werden für diese Verluste zu hundert Prozent entschädigt. Gegenüber früheren Untersuchungen ist es nunmehr wissenschaftlich erwiesen, das Wölfe grundsätzlich in Familien leben. Diese bestehen aus den Eltern, Welpen und einjährigen Wölfen. Eine Wolfsfamilie in der Lausitz kann so z.B. aus acht Wölfen bestehen. Wenn man keine Wölfe zu Gesicht bekommt ist es sehr schwer ihr Vorkommen eindeutig nachzuweisen. Zwar laufen Wölfe im Gegensatz zu Hunden im geschnürten Trab und haben eine Schrittlänge von 110-140 cm. Allerdings gibt es auch Hunde, die in bestimmten Situationen (viel Schnee oder Sand) ebenfalls in einer geraden Spur, wie an einer Perlenkette laufen und die gleichen großen Trittabdrücke haben. Inzwischen gibt es weltweit ein Wolfsmanagement bei dem sich viele Organisationen zusammen geschlossen haben. Nur in Niedersachsen gibt es als einziges Bundesland und selbst weltweit einziges Land dieses Wolfsmanagement seit Dezember 2011 nicht mehr. Stattdessen gibt es einen Kooperationsvertrag zwischen Umweltministerium und Landesjägerschaft zum Umgang mit dem Wolf (siehe Fotos auf Mein Oldenburg.de) bei dem nicht einmal die Schafzüchter ein Mitspracherecht haben. Gegen die Jäger ist da diesbezüglich nichts zu sagen, nur hätte das Landesministerium diesen Vertrag nicht abschließen dürfen.
Im dritten Teil informierte uns Herr Faß dann in einer sehr informativen detaillierten Präsentation über das in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene Monitoring von Wölfen. Dies bedeutet alle Beobachtungen oder Funde zu erfassen, auszuwerten und Schlussfolgerungen zu ziehen. Eingeteilt wird das Monitoring in drei Klassen, je nach Einstufung der Aussagekraft gemachter Beobachtungen und Funde. In die erste Stufe fallen z.B. Todfunde von Wölfen, in die zweite Stufe Beutefunde, die nicht mit Sicherheit einem Wolf als Jäger zuzuordnen sind und in die dritte Stufe z.B. Wolfsichtungen von Spaziergängern. Beim Monitoring kommt modernste Technik, wie Fotofallen oder Telemetrie (GPS Sender) zum Einsatz. Dabei berichteten Markus Bathen und Frank Faß über das Wanderverhalten der Wölfe. Dieses konnte insbesondere durch eine vom Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegebene Studie verfolgt werden. So können Wölfe innerhalb weniger Wochen 1550 km zurücklegen. Würden die Wölfe von der Lausitz ausgesehen dies in alle möglichen Richtungen tun, könnten sie fast ganz Mitteleuropa innerhalb einiger Wochen durchqueren.
Dieser Bericht wird wohl die Menschen, die immer noch das Märchen vom bösem Wolf im Kopf haben nicht beruhigen. Sie werden weiter Angst davor haben, dass ein Wolf durch unseren schönen Landkreis streichen könnte. Nun gehört das Weser-Ems Gebiet nicht zum sogenannten Wolfserwartungsland und somit ist das Auftauchen eines Wolfes hier nicht zu erwarten. Bitte machen Sie dann sich, ihren Kindern und eventuell ihrem Hund einen Gefallen. Besuchen Sie eines der Wildgehege mit Wölfen. Es gibt gleich vier Gehege im Umkreis von maximal zwei Stunden Autofahrt, wo sie Wölfe, wenn auch in Gefangenschaft kennen lernen können.
Ich bin so weit gegangen, dass ich gleich mit zwei Polarwölfen im Filmtierpark Eschede spazieren war. Während und nach diesem Spaziergang war ich emotional so aufgewühlt, dass meine Lebensgefährtin später statt mir, mich und unseren Neufundländer zurück nach Hause fuhr. Sicher, diese beiden Polarwölfe sind von Geburt an Menschen gewöhnt und haben sich sehr schnell beim Spaziergang auf mich eingestellt. Gerade deshalb war ich total überrascht, als bei einem ungewöhnlichen, von einem Pferd ausgelösten Geräusch der Wolf vor lauter Angst an mir hochsprang. In der Hocke sitzend hatte ich ihn plötzlich auf dem Schoss, wobei er das krasse Gegenteil einer wilden Bestie war. Je länger die gemeinsame Zeit mit den Wölfen wurde, desto mehr Respekt brachte ich den beiden Polarwölfen entgegen. Ja, Wölfe sind Raubtiere, vor denen in freier Wildbahn, Hase, Reh und Wildschwein auf der Hut sein sollten. Doch der Mensch gehört mit Sicherheit nicht dazu. Als ich mich beim Gehege der europäischen Wölfe mit meiner Kamera zu sehr dem Zaun näherte knurrte ein Wolf leise. "Ist, gut, habe verstanden", murmelte ich ebenso ruhig und ging zwei Schritte langsam zurück. Da entspannte sich der Wolf wieder und sah woanders hin. Sollte ich irgendwann einmal einen Wolf zu Gesicht bekommen werde ich ihm zurufen: "Willkommen Wolf". Nach diesen Worten wird er dann sicher das Weite suchen. Kein Mythos, kein Schreckgespenst, sondern einfach nur ein Raubtier, dass zurück gekommen ist. Weder damals wie heute gibt es keinen wirklichen Beleg dafür, das gesunde Wölfe Menschen angegriffen haben. Lediglich zu Zeiten der Tollwut sind fünf tödliche Angriffe auf Menschen durch tollwütige Wölfe bekannt geworden. (Quelle: http://www.wolfsregion-lausitz.de/umgang-mit-woelfen).
Weiterführende links:
NABU
www.willkommen-wolf.de
Forschungsarbeit BFN
http://www.bfn.de/10050.html?&cHash=feaed406ef1c7fd5ae506d6502423b70&tx_ttnews[tt_news]=4030
Umfassende Informationen zum Wolf auf
http://www.wolfsregion-lausitz.de
Kooperationsvereinbarung zum Umgang mit dem Wolf
http://www.umwelt.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=2260&article_id=101055&_psmand=10
Gehege mit Wölfen mit maximaler Entfernung 2 Std. Fahrzeit PKW von Oldenburg
Wolfcenter Dörverden
Viele Informationen und Ausstellung zum Thema Wölfe
Europäischer Wolf, Wolfshunde, Schafe mit Herdenschutzhund
www.wolfcenter.de
Wildpark Lüneburger Heide
Informationen zu Wölfen von Tanja Asgani
Europäischer Wolf, Polarwolf, Timberwolf
http://www.wild-park.de/
Joe Bodemann's Filmtierpark
Wolfstreffen mit Spaziergang möglich
Europäischer Wolf, Polarwolf
http://www.filmtierpark.de/
Wildpark Schwarze Berge
Nicht immer im Gehege zu sehen
Europäischer Wolf
http://www.wildpark-schwarze-berge.de/
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