Freitag, 15. Januar 2021, 12:33 Uhr
Pandemie und Schlaraffia

Auch eine zweite Pandemie wird besiegt werden...

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Schlaraffia 130 Jahre in Oldenburg

Oldenburg Schlaraffia als Kleinst-Klein-Staaten - Utopie
eine vorübergehende CORONA-LÖSUNG ?
Schlaraffia in der 2. Pandemie

- - Dr. Klaus Groh --

Schlaraffia ist eine gespielte Utopie.
-eine existierende utopische Realität-

Wenn Schiller in seinen „Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen“ schreibt, „ der Mensch ist nur dort Mensch, wo er spielt“, hat Schlaraffia neu das Mensch-Sein wiederentdeckt. Das Spiel, die Kreativität oder die Kunst, drei Synonyme, die sich im Wahlspruch der Schlaraffia „in arte voluptas“ (in der Kunst liegt das Vergnügen) wiederfinden, stehen immer wieder im Mittelpunkt. Gerade heute, in einer Zeit, in der das soziale Zusammenleben, die Kunst und der persönliche Kontakt stark in Mitleidenschaft gezogen sind, wird bei Schlaraffia aktiv – auch unter Berücksichtigung aller Schutzmaßnahmen – die menschliche Kommunikation ein zentrales Anliegen.

Schlaraffia, - als Schlaraffia Oldenburgia e.V., seit 1891 in Oldenburg, - ist ein Inselreych, unabhängig, weltweit und autonom, mit eigener Zeitrechnung und einer eigenen Währung, eigener Gerichtsbarkeit und eigener Sprache, mit eigenen Identifikationspässen und einer eigenen Reychsordnung, friedlich und unpolitisch. Gegründet, als Enklave in Oldenburg, seiner Zeit im sogenannten Schwibbogen des Großherzoglichen Hoftheaters von Theatermitgliedern und kulturinteressierten oldenburger Bürgern und seit dieser Zeit mit einer ständig unveränderten Mitgliederzahl. Die Einwohnerzahl Oldenburgs hat sich fast verdreifacht und die Anzahl der Schlaraffen könnte sich durchaus auch in dem Sinne verändern--- .
Nach der Gründung 1859 im Deutschen Theater in Prag, dem Mittelpunkt der österreich-ungarischen Donaumonarchie, war die Schlaraffia Oldenburgia die 110. Enklave schlaraffischer Niederlassungen.
Otto Ehlers (ehemals stellvertr.Chefredakteur der NWZ, heute : Ritter Klugschnack)) schrieb in einem Essay zur Schlaraffia Oldenburgia:
„Schauspieler, Sänger und Heimatdichter waren oft wichtige Persönlichkeiten im Oldenburger „Schlaraffen­reych“ oder hatten Verbindung zu ihm. Der Heimatdichter Georg Ruseler, der den Ritternamen „Bolko“ trug, war einer der Gründungsritter, ebenso der Maler Ludwig Fischbeck als Ritter Quast. Der Marschendichter Hermann Allmers zählte dazu und später Kringbaas Heinrich Diers, der als Herrlichkeit Ritter Baas auf dem Thron saß. Hofschauspieler Fritz Schwemer war Ritter Posa. Die Namen der Kammermusiker Karl Klapproth (Ritter Blondin) sowie Heinrich Düsterbehn (Ritter Rabentatz) stehen auf der Liste der ersten Oldenburgia-Schlaraffen. Theodor von Kobbe, der „Heil dir o Oldenburg“ komponierte, ist der Ehrenschlaraffe „Eminenz“ und Julius Mosen, (Textdichter der Tiroler Landeshymne) der den Schlaraffenname Andreas Hofer trägt. Unvergessen ist der Kammerschauspieler Franz Müksch (Ritter Unser Conferanzl), der einer der Künstler ist, die die „Schmierbücher“ der Oldenburgia so herrlich gestaltet haben, oder der Bühnen- und Maskenbildner Karl-Heinz Krämer, der den Ritternamen Ritter Kallynos trug.Professor Klaus Bannier (Ritter Lapidarius) sind mehr als 100 Protokoll-Seiten zu danken, Rt.- DaDa-Lust führte die Gästebuchaufzeichnungen mit Brillanz weiTer.“

Die dreistündige Wochenexistenz der ca. 300 Enklaven sind weltweit so verteilt, dass in den täglichen Abendstunden, nahtlos, außer sonntags, irgendwo immer ein „Reych“ existiert. - Die Existenz dieser Reyche ist jeweils auf sieben Monate im Winterhalbjahr begrenzt, äquatorial wieder, den Jahreszeiten gemäß, aufgeteilt. Auf der südlichen Halbkugel sippt man eben anders ist als auf der nördlichen. Ob in Quito (Ecuador) oder in Bangkok (Thailand), in Mexico City (Mexico) oder in Perth (Australien), in Kapstadt (Südafrika) oder Oldenburg. Die Dauer der dreistündige Existenz wird überall durch zwei wohlklingende Tam-Tam-Schläge begrenzt. Außerhalb dieser zeitlichen Eingrenzung beginnt überall auf der Welt erneut auch für diese Exklusivinselbürger der übliche profane Alltag.

Die Vereine nannten sich „Reyche“ im Einklang mit den existierenden damaligen Reichen. In der Gründerzeit Mitte 1800 herrschte die österreich-ungarische Donaumonarchie mit allen dazugehörenden Attributen. Der Einzelmensch verschwand hinter seinen Titeln. Aus dieser Zeit gesehen, und aus dem Wunsch heraus, eine weltweite friedlichen lebensfröhliche Sozialgemeinschaft zu gründen, nannten ( und nennen sich auch heute noch) die Vereine eben „Reyche“, klanggleich in Anlehnung an in der Zeit bestehende Reiche, mit dem kleinen aber wichtigen Unterschied: Man nahm das „y“ statt das übliche „i“! Und dieser Buchstabe „y“ führte zur ersten überstandenen Pandemie.

Es war die Zeit, als die in Deutschland existierenden Vereine einen ideologischen Reichs-Zusatz annehmen mußten. Die schlaraffischen „Reyche“ sollten ihr „y“ gegen ein „i“ austauschen, was sie -sinnigerweise-, nicht getan haben. Schlaraffia wollte mit keinem der bestehenden Reiche im politischen Gleichklang stehen. Es wollte ein Meta-Reych bleiben. Um weiterbestehen zu können, sollte als Gleichstellungsmaßnahme im Rahmen des sog. Nationalsozialistischen Gleichstellungsgesetzes, in dem sogar Kaninchenzuchtvereine den Reichs-Zusatz annehmen sollten, die Umnennung in „Reichsschlaraffia“ nationalsozialische Integrationspolitik sein. Diese diktatorischen Schattenseiten des letzten Jahrhunderts haben Wunden hinterlassen, die zwischenzeitlich wieder ausgeheilt sind. In aller Stille hat Schlaraffia überlebt. Die drei Säulen, die ein dauerndes gemeinsamen Streben nach schönem Leben und geselligem Zusammenleben versprechen, KUNST, FREUNDSCHAFT und HUMOR, konnten weiterhin praktiziert werden und garantieren inzwischen eine fast 160 jährige friedliche weltweite Koexistenz. Die herrschenden Phänomene Politik, Geschäft und Religion, die ständig zu weltweiten Konflikten und Weltkriegen führten, sind für Schlaraffia absolut tabu.
Eine neue heute nicht steuerbare Pandemie droht erneut.
Allerdings, das „y“ muß nicht gegen ein „i“ ausgetauscht werden, die drei schlaraffischen Säulen Kunst, Freundschaft & Humor werden nicht angetastet. Schlaraffia lebt! Nur muß das geselliges Zusammenleben neu gestaltet werden, muß noch individueller werden, wobei die Herzlichkeit bestehen bleiben muß. Das bewährte weltweite Inseldasein muß weiter in kleinere Spieleinheiten aufgeteilt werden. Der Sprengel besteht dann aus vielen Reychen, die dann wiederum sich in kleineren Heim-Treffs vereinigen.
In der Pandemie der diktatorischen uhufinsteren NS-Zeit mußte sich Schlaraffia zurückziehen und untertauchen und im Stillen auf bessere Zeiten warten. Schlaraffia sitzt heute mit der gesamten Menschheit im gleichen Boot, was leider zum normalen Alltag geworden ist und sicherlich eine Weile auch noch so bleiben wird. Aber der Schlaraffe kann weiterleben, er lebt, in neuen Konstrukten, direkt und in Sichtweite mit Handschlag und Umarmung. Im Notfall auch mit Maske!! Der Mensch braucht Nähe!
Das uhuweite Inseldasein muß neu strukturiert werden. Virtuelle Kleinst- Zusammenkünfte lösen die dreistündigen wöchentliche Vereinstreffs ab; die intime schlaraffische Umarmung und der Handschlag werden abgelöst durch ( und das ist das wesentlich NEUE!) durch die schon in vielen Reychen praktizierte zwei/vier-Personen Kleinstversammlung (Krystalline) in privater Atmosphäre, im Wohnzimmer,auf dem Balkon, im Gärten usw.
Schlaraffia als Philosophie ist dann nicht nur für drei Stunden in der Woche ein Eintauchen in eine paradiesische, absolut tolerante und friedliche, freundschaftliche, gesellige, fröhlich-intelligente Welt. Es ist kein Widerspruch, man trifft sich familiär nach Absprache, Zeit, Lust, Bedürfnis und Gelegenheit ! Eine große Chance tut sich auf, CORONA als neue Chance (?) : Vielleicht kann sich so dann Schlaraffia in den normalen Alltag einbringen.
Es entsteht eine Welt mit dem Ziel KUNST, FREUNDSCHAFT und HUMOR - vielleicht endlich Frieden nach dem Sieg über einen gemeinsamen noch unbekannten Störenfried, namens CORONA.


www.schlaraffia.org
schlaraffia@gmx.org,
www.oldenburgia-matinee.jimdo.com

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