Bewährtes wahren - Neues wagen
in der Tradition leben
Oldenburg / Wahnbek
Ein lang gehegter Wunsch vieler Etzhorner/innen wird durch den Bürgerverein Etzhorn wahr. Wir sind Gast bei Andrea Färber, Eigentümerin von Gut Etzhorn und der Kornbrennerei Hullmann. Andrea Färber empfängt uns in ihrem Herrenhaus. Man kennt das Gut vom Vorbeifahren, man kennt den "Alten Hullmann" mehr oder weniger intensiv genossen, und es ist für alle überwältigend in diese herrschaftliche, sehr gepflegte Villa, eintreten zu dürfen.
Die in schwerem dunkelen Holz gehaltene Empfangshalle, ist der richtige Ort, uns über die Familiengeschichte und Geschicke der Kornbrennerei Hullmann zu erzählen. 1906 wurde die Villa im Jugendstil erbaut. Durch Urkunden belegt ist die Familie Hullmann seit 1469 auf der Hofstelle in Etzhorn. Gerd Hullmann gründete 1807 die Kornbrennerei J. Hullmann. Wir sehen durch die großen bleiverglasten Fenster auf der Giebelseite, in deren Mitte das Hullmann´sche Familienwappen zu finden ist, auf eine gepflegte Gartenanlage. Überall stehen Kerzen und Blumen und es ist gemütlich warm. Die Wärme im ganzen Haus ist eine Errungenschaft der Biogasanlage wie sie uns erzählt.
Es ist keine einfache Aufgabe, die sie zu bewerkstelligen hat. Neben der Kornbrennerei sind 130 Hektar landwirtschaftliche Fläche zu bearbeiten, die in den letzten Jahren erbaute Biogasanlage wird versorgt und eine Beteiligung der Windräder ist eine weitere Aufgabe. Und sie erzählt uns, warum sie bereit ist, diese Verantwortung zu tragen. In Freiburg hat sie ihren Mann Johann Hullmann während des Jurastudiums kennen und lieben gelernt. In achter Generation hatte er die Brennerei übernommen. Zurück in Oldenburg ist ihr Interesse an der Brennkunst geweckt. Mit ihrer zweijährigen Ausbildung in Berlin an der Fachhochschule für Spirituosenherstellung als Destillateurin hat sie die besten Voraussetzungen getreu ihrem Motto Bewährtes wahren - Neues wagen bekommen.
Doch das Schicksal meint es nicht gut. Ihr Mann Johann stirbt mit 49 Jahren und sie steht vor großen Problemen. Sie verliert aber nicht ihren Mut und schultert nun alle Aufgaben dieses großen Anwesens alleine. Natürlich hat sie gute Mitarbeiter, doch die Verantwortung trägt sie.
Neben dem bewährten "Hullmann Weizenkorn" und dem "Alten Korn" wagt sie sich im Jahr 2013 an die Kreation eines neuen Premiumproduktes. "Charge 13", eine exquisite Geschmackskomposition. Entstanden ist sie in der Lagerung von zehn Jahren in alten ausgesuchten Eichenfässern gereiftem Korn.
Mit einem Lächeln versichert sie uns, dass beim Probieren nie getrunken, sondern nur geschmeckt wird. Die Geschmacksnerven sind ihr Kapital und müssen gepflegt werden, so sind Rauchen oder Knoblauch essen total tabu.
Gemeinsam gehen wir in die Brennerei und sehen die vielen Fässer aus Limousineneichenholz, in denen bereits Bourbon, Sherry oder Cognac reifte. In einer Flasche Weizenkorn finden sich 15000 ganze verarbeitete Weizenkörner, 450 pro Glas. Das gute Oldenburger weiche Wasser trägt zum erlesenen Geschmack mit bei.
Noch einmal treffen wir in der großen Empfangshalle. Irmtraut Fuhlrott liest am Kamin aus den "Etzhorner Geschichten" vor. Es sind Erzählungen von Gerda Rowold, ebenfalls eine gebürtige waschechte Etzhornerin. Alltagsgeschichten, aber auch Gedichte, hat sie aufgeschrieben, alles was sie berührend und interessant fand. Erlebnisse verbinden sie mit dem Gut Etzhorn. Herrschaftlich ging es hier zu, Mamsell, Gutsverwalter, Dienstmädchen und Gärtner gehörten selbstverständlich dazu. Und das Beste- zum Wochenende, am Samstag, wurden die gelben Kieswege säuberlich geharkt. Die Parkanlage mit dem Teich und dem Entenhaus boten immer einen gepflegten Anblick.
Das Gut Etzhorn mit seiner Kornbrennerei Hullmann wird uns in der Erinnerung noch lange begleiten. Andrea Färber ist eine beeindruckende Erbin, die sich den Aufgaben stellt und mit neuen Ideen zum Fortbestand beiträgt. Sie wird das Kleinod in Etzhorn hegen und pflegen.
Leserkommentare (0)