Dienstag, 02. Februar 2016, 11:04 Uhr
Finanzen / Technik von heute

EC-Zahlungen per NFC – jetzt auch bei Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen

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Für wen sekundenschnelles Bezahlen ohne Bargeld und ohne direkten Kontakt zum Bezahlterminal noch nach Zukunftsmusik klingt, der wird von den Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen überrascht sein: „girocard kontaktlos“ nennt sich die EC-Karte, die genau das kann und das Bezahlen in Zukunft vereinfachen soll.

Oldenburg Sparkasse hoffte bereits 2012 auf positives Feedback
Dabei handelt es sich nicht um eine komplett neue Erfindung, denn schon 2012 hatte die Sparkasse mit ihrer girogo-Karte den Versuch gewagt, ein erstes Mittel zum kontaktlosen Bezahlen einzuführen und auf positives Feedback gehofft. Nun sollen Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken an die Nutzung der girocard kontaktlos herangeführt werden, während die Sparkasse auf eine Kombination des neuen Verfahrens mit der bereits bestehenden girogo-Karte setzt.

Wie funktioniert die Zahlung per NFC?
Das genutzte Verfahren nennt sich NFC, steht für Near Field Communication und bedeutet im Fall des Bezahlsystems der genannten Banken, dass auf direkten Kontakt mit dem Terminal verzichtet werden kann. Stattdessen wird die EC-Karte vor den Bildschirm des Lesegerätes gehalten und der Bezahlvorgang mit einem kurzen Piepton bestätigt. Bei Beträgen von weniger als 25€ ist zudem keine Pin-Eingabe notwendig, sodass der gesamte Prozess in wenigen Sekunden beendet ist. Einkäufe oberhalb der Grenze von 25€ müssen sicherheitshalber mit Pin bestätigt werden, würden dadurch aber nicht wesentlich länger dauern. Vermieden werden sollen somit unter Anderem unnötige Wartezeiten an der Kasse und Falschbeträge beim Wechselgeld.

NFC-Zahlung auch über Smartphones möglich
Was so manchen verblüffen könnte: die Zahlung per NFC funktioniert nicht nur über die neuen EC-Karten der Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparkassen, sondern – unter bestimmten Voraussetzungen – sogar über das eigene Smartphone. Damit wäre nicht einmal mehr die EC-Karte zum Kauf nötig. Das klingt zwar bis hierhin nach einer wesentlichen Vereinfachung im Bezahlvorgang, hat aber eine nicht außer Acht zu lassende Tücke: den Aufwand.

Gemeint ist hier nicht der Aufwand des Bezahlens, sondern die Voraussetzungen und Vorbereitungen, die zu treffen sind, bevor die Nutzung überhaupt möglich wird. Um einen Überblick über alle Eckpunkte zu schaffen, die beachtet werden müssen, soll die nachfolgende Übersicht dienen:

  • NFC-fähiges Handy: die meisten neueren Android- & Windows-Smartphones sind bereits NFC-fähig, d.h. die Funktion muss nur aktiviert werden. Wer ein älteres Modell besitzt und über den Kauf eines neuen NFC-fähigen Handys nachdenkt, könnte hier fündig werden.
  • App: zusätzlich zur Aktivierung der Funktion muss die passende App installiert werden. Dazu gehören beispielsweise die Vodafone Wallet – SmartPass, die Base Wallet von Telefónica und MyWallet von der Telekom.
  • Mobilfunkvertrag: Chance auf Nutzung des Bezahlsystems haben lediglich Vertragskunden bei Vodafone, Deutscher Telekom und Base; Prepaid-Kunden bleiben außen vor (einzige Ausnahme ist hier Vodafone Callya).
  • SIM-Karte: desweiteren wird eine speziell für NFC-Zahlung preparierte SIM-Karte benötigt. Diese kann vom Provider auf Wunsch kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Im letzten Jahr ausgetauschte Karten sind dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit schon passend für das Zahlungsverfahren.
  • Prepaid-Debitkarten-Konto: die Funktionsweise des Kontos ist selbsterklärend. Ein im Voraus eingezahlter Betrag kann zur Bezahlung per NFC verwendet werden (das System erinnert an  Paypal).
  • Freischaltung: die letzte Hürde auf dem Weg zum kontaktlosen Bezahlen ist die Freischaltung zur Zahlung durch die Bank. Ist das bewältigt, kann es endlich losgehen!

Wer bietet die NFC-Technik an?
Zwar schicken sich mittlerweile auch Mastercard und Visa an, das bargeldlose NFC-Verfahren als Option im Bezahlverkehr einzuführen, jedoch bleiben Sparkasse sowie Volks- und Raiffeisenbanken in diesem Feld Vorreiter mit der girocard kontaktlos und der girogo der Sparkasse. Im Zuge der Einführung müssen deshalb die Bankkarten der Kunden ausgetauscht werden. Die Terminals an den Kassen hingegen betrifft das nicht – sie dürfen bleiben. Mehr zu diesem Thema und einem in diesem Rahmen durchgeführten Pilotprojekt finden sie hier.

Wie sicher ist das Bezahlen per NFC?
Wer sich für die girocard kontaktlos entscheidet, geht einen großen Schritt in Richtung Zukunft mit dem neuartigen Bezahlverfahren. Doch genau wie mit allen Innovationen, die in Geld- und Datentransfer involviert sind, stellt sich die große Frage: Wie sicher ist es?

Laut Deutscher Kreditwirtschaft ist der Datenschutz gewährleistet, da es keine Möglichkeit gebe, von der EF-ID auf den Karteninhaber zu schließen. Experten sind diesbezüglich allerdings eher skeptisch und befürchten die Gefahr des Auslesens von Kundendaten und Kaufverhalten der girocard kontaktlos- & girogo-Kartennutzer. Da das NFC-Verfahren über Funk Daten übermittelt, besteht die Gefahr des Abfangens von Kundeninformationen durchDritte, die nahe genug an die Karte herankommen. Erprobt und bewiesen sind diese Befürchtungen allerdings nicht.

Erst mit der Einführung und vermehrten Verwendung der neuen NFC-fähigen EC-Karten können Sicherheitslücken sichtbar, bestehende Probleme und Datenschutzlücken behoben und Verbesserungen an Funktionsweise und Sicherheit in Angriff genommen werden.

Wo kann ich damit bezahlen?
Mittlerweile kann im Einzelhandel immer öfter per NFC bezahlt werden. Zu den Geschäften, die das anbieten, zählen z.B. Thalia, Karstadt, Galeria Kaufhof, Douglas und Starbucks, aber auch Tankstellen. Seit letztem Jahr schließen sich zudem immer mehr Discounter und Supermärkte dem Trend an, darunter Aldi Nord und Süd, Lidl und weitere – Tendenz steigend.

Bildquelle: © Mobiles Bezahlen (vodafone_de/flickr.com, CC BY-ND 2.0)

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