Donnerstag, 28. April 2011, 19:56 Uhr
Kinderschutzbund Oldenburg

Ingrid Goertz ist Oldenburgerin des Jahres!

2269
0
 

Ein wenig unangenehm ist ihr der Rummel um ihre Person schon. Ingrid Goertz, erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes Oldenburg e.V. ist nicht der Typ Mensch, der sich gerne in den Vordergrund drängt

Oldenburg Ein wenig unangenehm ist ihr der Rummel um ihre Person schon. Ingrid Goertz, erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes Oldenburg e.V. ist nicht der Typ Mensch, der sich gerne in den Vordergrund drängt. Schüchtern winkt die 64 - jährige ab, wenn sie nach ihrer Biographie gefragt wird. "Es geht um die Kinder, nicht um mich!", und da kann sie dann sehr energisch sein. So engagierte sich die gebürtige Wilhelmshavenerin lange Zeit in Südamerika für Kinder und ihre Familien. Berührungsängste kannte sie dabei nicht. Ihre Bemühungen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten fanden dort statt, wo die Not am größten war, in den Slums von Buenos Aires und Santiago de Chile. Um neben ihrem Mann, der für das Auswärtige Amt als Lehrer unterwegs war, nicht untätig zu sein, baute Ingrid Goertz initiativ ein tragendes Hilfesystem für Familien vor Ort auf, die vollkommen mittellos und häufig allein mit ihren bis zu 10 Kindern lebten. Zunächst baute sie das nötige Vertrauen zu ihnen auf, sprach dann unter anderem auch mit den Frauen und Müttern über das sensible Thema der Familienplanung. Ferner organisierte sie Nähmaschinen und Nähkurse, regelte den Verkauf der genähten Produkte und die faire Entlohnung der Arbeiterinnen, die so ihre Familie ernähren konnten. Sie sorgte dafür, dass in jeder "ihrer" Familien einem Kind der Schulbesuch und damit eine Berufsausbildung ermöglicht werden konnte. So sicherte sie die finanzielle Zukunft, sicherte das Überleben der Familien. Wie viele Kinder ihr Überleben dem selbstlosen Engagement der Grundschullehrerin verdanken, weiß sie nicht. "Das ist auch nicht so wichtig", winkt sie ab, "viel wichtiger ist, dass ich hier eine sinnvolle Hilfe leisten konnte, die bei den Menschen ankam." Dabei ist sie keine Frau der großen Worte sondern eine Pragmatikerin, eine die anpackt, eine Macherin. Jemand, der nicht vor Verantwortung, vor menschlicher Nähe, vor Verbindlichkeit zurückschreckt. Nach der Zeit in Südamerika zurück in Oldenburg wurde sie 2003 erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes Oldenburg. Und engagierte sich weiter für Kinder und ihre Familien. Unermüdlich packt sie dort an, wo Hilfe gebraucht wird. So sorgt sie zum Beispiel durch das Beschaffen von Sachspenden dafür, dass das kleine Vereinsbüro, damals noch in der Auguststraße, mit einem PC ausgestattet wird. Sie kümmert sich um die Einstellung von Fachkräften, führt Gespräche mit Sponsoren, mit Ämtern und Behörden. Sie ist oft Tag und Nacht im Einsatz, achtet auf die laufenden Kosten. Da wird dann auch schon mal jede zweite Glühlampe aus der Deckenbeleuchtung gedreht, um die Stromkosten niedrig zu halten. Einen Blick fürs Detail hat sie sich bewahrt, den Blick für das Wesentliche nie verloren. Damit gibt sie dem Oldenburger Kinderschutzbund ein Gesicht, eine Richtung, viel Kraft und Energie. "Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass der Kinderschutzbund heute nicht das wäre, was er ist, ohne die selbstlose Arbeit von Ingrid Goertz!", betont Geschäftsführerin Ruth Attenbrunner. Ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer unermüdlichen Arbeit ist dabei immer wieder das Geld; denn der Kinderschutzbund finanziert sich nahezu ausschließlich durch Spenden und Bußgelder, ist also auf die Hilfe und Unterstützung von Spendern und Sponsoren angewiesen, um seine Angebote aufrecht erhalten zu können. Hier ist Ingrid Goertz es gewohnt immer an vorderster Front mit dabei zu sein. So sammelt sie Spenden ein, wirbt Sponsoren, stellt die Spendenhäuschen des Kinderschutzbundes auf, verkauft Lose für die große Tombola, die der Kinderschutzbund in diesem Jahr auf dem Nadorster Erlebnistag veranstaltet. Die Nachbarn wissen schon, woher der Wind weht, wenn sie mit entschlossenem Gesicht vor der Tür steht, und sie geben gerne, denn mit ihrer herzlichen, offenen Art spricht sie die Menschen an. Von dem eingeworbenen Geld können dann qualifizierte Fachkräfte angestellt, können Möbel und Spielsachen für die Kinder bezahlt werden. Seit einigen Jahren bietet der Kinderschutzbund eine Kinderbetreuung für 1-3 jährige an. Dieses aus kleinen Spielgruppen entstandene Angebot, das Kleinkindern erste Erfahrungen in der Gruppe und Eltern eine Entlastung ermöglicht, hat sich nicht zuletzt durch das Engagement von Ingrid Goertz zu einem anerkannten und sogar durch die Kommune mitfinanzierten Betreuungsangebot entwickelt. Außerdem ist der Kinderschutzbund Oldenburg in der Lage, neben einem niedrigschwelligen Beratungsangebot für Eltern und Erziehende, für Kinder und Jugendliche, auch das Gruppenangebot für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien zu finanzieren . All das wäre ohne ihr Engagement nicht denkbar. Darüber hinaus ist ihr die aktive Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen wichtig; daher klärt der Kinderschutzbund Kinder über ihre Rechte auf und bietet das Projekt "Recht habt ihr" in Kooperation mit verschiedenen Grundschulen an. Einen Lohn für ihre Arbeit hat sie dabei nie erhalten, als ehrenamtliche Helferin ist ihr das auch nicht wichtig. Wichtiger ist die Gewissheit, helfen zu können. "Kindern ein lebenswertes Leben ermöglichen." ist dann auch ihre Antwort auf die Frage, was ihr persönlich am wichtigsten ist. Und in diesem Sinne möchte die Mutter von zwei erwachsenen Adoptivkindern ihre Arbeit für den aktiven Kinderschutz weiterführen. Diese Bemühungen sind nun durch die Oldenburger Volksbank sowie die regionale Nordwest - Zeitung honoriert wurden. Ingrid Goertz wurde in ihrem 10. Jahr als erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes zur Oldenburgerin des Jahres ernannt. Dieser Titel wird an all die Menschen verliehen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement der Allgemeinheit dienen. Diesen Menschen einmal "Danke" zu sagen, das ist das Anliegen der Aktion, bei der Volksbank und NWZ bereits zum sechsten Mal verdiente Mitbürger auszeichnen, die sich uneigennützig für andere oder eine gute Sache einsetzen. Der Kinderschutzbund Oldenburg gratuliert seiner ersten Vorsitzenden zu dieser verdienten Würdigung ihrer Arbeit.

Leserkommentare (0)

Melden Sie sich bitte an um einen Kommentar abzugeben.
Passwort vergessen

Artikel schreiben



Bitte warten...
Schon registriert?
Melden Sie sich hier an! Passwort vergessen Anmelden
Noch nicht mit dabei?
Registrieren Sie sich hier! Registrieren

Von Lesern für Leser

Dieses Portal bietet allen Lesern die Möglichkeit, eigene Beiträge und Bilder zu veröffentlichen. Es handelt sich nicht um Beiträge der Nordwest-Zeitung, die Beiträge werden nicht vorab geprüft.

Feedback

Sie haben einen Fehler entdeckt oder einen Verbesserungsvorschlag? Schreiben Sie uns!

Suchen in der N@chbarschaft

Der Autor