Roling (ÖDP) kritisiert Spahn
Oldenburg / Bad Zwischenahn / Cloppenburg
Spahnforderung nach Mehrarbeit in der Pflege für ÖDP nicht nachvollziehbar
ÖDP Politiker Roling zeigt sich irritiert
„Wenn viele Pflegende ein paar Stunden mehr pro Woche arbeiteten, sei beim Pflegenotstand viel gewonnen“, so wird Gesundheitsminister Spahn in einem Interview zitiert. Diese Aussage ist nach Ansicht des ÖDP Gesundheitspolitikers Andreas Roling aus Nordhorn so mehr als irritierend. Nachdem nun einige gute Ideen wohl auch auf Druck des neuen Patientenbeauftragten Andreas Westerfellhaus angedacht wurden, ist diese Aussage wieder ein Schritt in die falsche Richtung. Denn nicht umsonst ziehen sich Pflegende aus dem Beruf zurück und reduzieren ihren Stellenanteil. Schuld sind die schlechten Rahmenbedingungen, die letztendlich auch dazu führen, dass gerade die Teilzeitkräfte massive Überstunden vor sich herschieben. Stunden, die sie eigentlich weniger arbeiten wollten. In diesem Zusammenhang kann die Aussage des Gesundheitsministers von den professionell Pflegenden nur als Hohn empfunden werden.
Einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge klagt die Mehrzahl der Pflegenden über eine regelrechte "Arbeitshetze". Der DGB hatte Interviews mit mehr als 1800 Pflegekräften durchgeführt. Auf die Frage "Wie häufig fühlen Sie sich bei der Arbeit gehetzt oder stehen unter Zeitdruck?" hatten 76 Prozent mit "oft" oder "sehr häufig" geantwortet. Und 55 Prozent sagten der Umfrage zufolge, sie seien bei der Arbeit "oft" oder "sehr häufig" verschiedenen Anforderungen ausgesetzt, "die nur schwer miteinander zu vereinbaren sind".
Trotzdem, so Roling, seien viele Pflegende bereit, auch über ihre persönlichen Grenzen hinauszugehen zum Wohle des Patienten und um Kollegen und Kolleginnen nicht im Stich zu lassen. Dies dann meist auch ohne die Stunden immer offiziell zu dokumentieren. „Irgendwann aber ist auch eine Schmerzgrenze erreicht“, so Roling. Der Vorschlag zur Mehrarbeit des Ministers ist einfach weltfremd. Jens Spahn sollte sich mal einen ganz normalen Tag auf der Station angucken." Dann würden ihm auch die ÖDP Forderungen einleuchten, die ein Maßnahmenpaket vorsehen um eine qualitativ gute, bedarfsgerechte und menschenwürdige Pflege zu sichern. Dazu gehört die Einführung einer verbindlichen Personalbemessungsgrenze in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen (Mindestbesetzungsregel), die Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe durch leistungsgerechte Bezahlung, das Recht auf geplante Freizeit, die Schaffung von Springerstellen und die Förderung von Fort – und Weiterbildung.
Außerdem fordert ÖDP Politiker Roling ein Verbot von nicht in pflegebetreffende Leistungen reinvestierte Gewinne. Es darf keine Gewinnmaximierung auf Kosten von Pflegebedürftigkeit und Pflege geben. Alleine hier hätten CDU und SPD schon lange reagieren können, zeigt sich der ÖDP Politiker sehr ärgerlich.
Der eklatante Fachkräftemangel in der Pflege läßt sich nicht durch die Abwerbung von Pflegenden aus dem Ausland im großen Stil kompensieren. Nur durch eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe können wir dem akuten Fachkräftemangel entgegensteuern:
Daher brauchen wir nach Ansicht der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) die Einführung einer echten generalisierten Ausbildung und somit die Zusammenführung der drei Pflegeberufe und eine gesicherte Finanzierung der Praxisanleiterausbildung und finanzierte Freistellung in der Praxis.
Weiterhin hält Roling die bisherigen Kontrollen der Prüfinstanzen wie Heimaufsicht oder MDK für insuffizient und nicht transparent! Hier brauchen wir eine einheitliche, weisungsbefugte, möglichst bundesweit agierende Instanz, die Schaffung eines neuen pflegewissenschaftlich begleitenden neuen Prüfungsinstrumentes und Abschaffung der bisherigen nicht nachvollziehbaren Benotung durch den MDK.
Und wir brauchen eine stärkere Prüfung von formeller und psychosozialer Qualität von Führungskräften in den Einrichtungen; denn nicht selten führen Probleme in der Führung auch zu schlechter Pflegequalität.
Weiterhin müssen der Bereich der Betreuung in den stationären und ambulanten Bereichen weiter verstärkt werden und die Angehörigenpflege muss nicht nur gesellschaftlich, sondern auch finanziell gewürdigt werden. Hier fordert die ÖDP schon seit langer Zeit die Einführung eines Pflegegehaltes.
"Die Aussagen Spahns, egal in welchem Kontext er verpackt hat, zeigen wieder einmal, wie weit die Politik vom Menschen entfernt ist!" ergänzt Carsten Krehl.
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