Kurze Tage - lange Stunden ohne Ansprache - Telefonketten- Hilfe
Die Telefonketten für alleinstehende Senioren/ - innen im Diakonischen Werk
Oldenburg / Bad Zwischenahn / Varel
Mit zunehmender Mobilität gibt es eine steigende Zahl an Senioren und Seniorinnen, die alleine im eigenen Haus wohnen, ohne eine Ansprache von Dritten zu haben: Die Kinder sind im Studium an einer fernen Universität oder haben ihren Tätigkeitsbereich in Süddeutschland gefunden, die Nachbarn verzogen vor einiger Zeit, die Freundin ist verstorben, - kein täglicher Kontakt mehr mit der Umwelt.
Gerade jetzt mit den länger werdenden Abenden wird die Einsamkeit deutlich.
Die ehrenamtlichen Telefonketten innerhalb des Diakonischen Werkes Stadt Oldenburg leisten hier Abhilfe: Einmal täglich kommt ein Anruf eines Kettenmitglieds zur Morgenstunde und erkundigt sich nach dem Befinden. Wenn alles in Ordnung ist, reicht die Angerufene die Frage weiter an das nächste Kettenmitglied. Die letzte der Runde meldet dann der Leitung "alles in Ordnung!"
Geht jemand nicht ans Telefon und liegt auch keine Abmeldung vor (Urlaub, Besuch bei Kindern usw), dann wird die vorher hinterlegte Nummer einer Nachbarin oder in der Nähe wohnenden guten Bekannten gewählt mit der Bitte, doch einmal anzuklopfen; vielleicht hat das Kettenmiglied nur verschlafen.
Kommt auch hier keine Reaktion, dann könnte ein Unfall, ein Sturz im Badezimmer o.ä. gegeben sein und der / die Betroffene hilflos am Boden liegen.
Für diesen Fall nutzen viele Telefonmitglieder die Möglichkeit, ihren Wohnungsschlüssel bei der "Johanniter- Unfall- Hilfe" zu hinterlegen. Diese entsendet auf Bitten der Telefonkettenleitung einen Fahrer, der nach dem Rechten sieht und notfalls gleich einen Krankenwagen anfordert.
Diese Dienste sind kostenlos, sie erfordern nur etwas Sorgfalt bei der Mitwirkung beim morgendlichen Rundruf.
In Oldenburg gibt es seit Jahren fünf Telefonketten, deren Mitglieder unter der Leitung einer "Kapitänin", so wird hier die Leitung genannt, stehen und zum Teil seit über vier Jahren freudig zusammenhalten. Oftmals bilden sich kleine Freundschaften, - man trifft sich freiwillig zu einer Kaffeerunde usw.
Die Telefonkette ist nicht zu verwechseln mit dem Telefonnotruf verschiedener Anbieter. Bei diesem kostenpflichtigen Dienst kann der oder die Betroffene im Notfall einen Knopf am Handgelenk drücken und über die Telefonleitung wird eine Zentrale alarmiert, die jemanden entsendet, - eine mehr technische, sinnvolle Möglichkeit. Man kann auch beide Möglichkeiten zusammen vorsehen.
Die "Kapitäne" treffen sich jährlich zum Erfahrungsaustausch oder sie melden der Gesamtleitung, dass wegen Umzugs in ein Seniorenheim oder wegen eines Todesfalls ein Platz frei wird. Höchstens acht, in der Regel sechs Damen und Herren sind in einer Kette zusammengeschlossen.
Die Anregung zur Teilnahme kommt sehr oft von den jüngeren Angehörigen; Töchter in der fernen Universitätsstadt sind beruhigt, wenn sie ihre Muter oder ihren Vater in einer Kette wissen und regen die Teilnahme dann an.
Die Gesamtleitung aller fünf Ketten in Oldenburg liegt bei Wolfgang Oehrl, Tel. 0441 - 4 56 00, (1995 Gründer der ersten Ketten als Leiter der "Johanniter- Hilfsgemeinschaft", JHG) Vertretung: Elisabeth Rotert, Tel 0441 -969 73 58
An ihn gelangen auch Anrufe von Seniorenstätten, kommunalen Stellen aus dem gesamten Bundesgebiet, die oft mit Neugründungenzum Erfolg führten.
Bilder: Wolfgang Oehrl
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