Vom Biosprit zum Umweltproblem: MdB Hoppe stellt sich Schülerfragen
Großer Andrang herrschte an diesem Donnerstagmorgen in der Aula der BBS 3 in der Milchstraße.
Oldenburg Großer Andrang herrschte an diesem Donnerstagmorgen in der Aula der BBS 3 in der Milchstraße. Auf Einladung des Politiklehrers Wilke Brüning stellte sich Bundestagsabgeordneter Thilo Hoppe (Grüne) drei Stunden lang kritischen Fragen der Schüler und Schülerinnen. Die wollten vor allem eines: klare Antworten. Antworten zum Beispiel zu aktuellen Themen wie etwa dem umstrittenen Biosprit E10, der Möglichkeit einer Flugverbotszone über dem krisengeschütteten Libyen oder dem stagnierenden Atomausstieg. Viel Zeit nahm sich der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Bundestages Hoppe bei der Darstellung des Globalisierungsprozesses anhand des Biosprits E10. So legte er dar, dass dieser Treibstoff für Industrieländer keine umweltfreundlichere Alternative zum herkömmlichen Benzin sei. Dazu ist der Co2 Ausstoß, der während der Produktion entsteht, zu hoch. So ist die Belastung für Mensch und Umwelt durch Brandrodung, Düngemitteleinsatz sowie lange Transportwege ähnlich wie bei herkömmlichen Kraftstoffen. Allenfalls rechne sich der Biosprit für die Herstellerländer zum Eigenverbrauch. Hoppe kritisierte das großflächige Aufkaufen von fruchtbarem Land in den sogenannten Dritte - Welt Ländern durch "Hedge - Fonds" und die Ölindustrie. "Wir reden hier von einer Fläche so groß wie Deutschland und Österreich zusammen - allein in Afrika!", so Hoppe. Dieses Land fällt als Anbaufläche für die Einwohner weg. Solche Monokulturen verschärfen das weltweite Hungerproblem - wo Zuckerrohr für Biosprit wächst, gibt es oftmals keinen Platz für den Anbau von wichtigen Grundnahrungsmitteln wie Weizen oder Reis. Dieses hat zur Folge, dass täglich 33.000 Menschen an den Folgen von Hunger sterben und ca. eine Milliarde Menschen auf der Welt chronisch unterernährt sind. Ein weiteres Thema war der Klimawandel. Hoppe erklärte, dass wenn die in der EU vereinbarten Klimaziele erreicht werden sollen, der Pro Kopf Co2 Ausstoß um ein Vielfaches verringert werden müsste. Dies veranschaulichte er an der 20 - 10 - 4 - 1 Zahlenfolge. So beträgt der durchschnittliche Co2 Ausstoß einer Person in den USA ca. 20 Tonnen pro Jahr, in Europa etwa 10 Tonnen, in China 4 und in Afrika knapp 1 Tonne. Jeder Deutsche verbraucht ca. 11,4 Tonnen Co2 im Durchschnitt. Um nun die Erderwärmung verlangsamen zu können, müsste der pro Kopf Co2 Ausstoß innerhalb der nächsten Jahre auf annähernd afrikanisches Niveau reduziert werden (knapp 2 Tonnen pro Jahr). Die Schüler waren begeistert von dem Bundestagsabgeordneten. Mit viel Geduld und Wertschätzung beantwortete er die Fragen der engagierten Schülerschaft. "Toll so jemandem mal persönlich zu begegnen", so Meike Soeken, Schülerin der BBS III. "So wird die große Politik einmal ganz anders erlebbar!" So endete eine für alle Anwesenden einprägsame und hoffentlich bewegende Veranstaltung. Denn eines wurde besonders deutlich: Nachhaltige Umweltpolitik braucht starke Fürsprecher ebenso wie engagierte Bürger. Text: Kristin Wedemann Jonathan Aulke Meike Soeken Peter Schreiber
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