Dienstag, 24. Februar 2015, 18:11 Uhr
Wölfe / Wolf am Kindergarten Goldenstedt / Wölfe in Niedersachsen

Leben mit Wölfen in Niedersachsen

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Auf lange Sicht sind Wölfe eine Bereicherung unserer Lebensqualität und wir sollten dringend damit aufhören Angst und Panik über den Wolf zu verbreiten. In vielen Fällen war es zudem im nachhinein kein Wolf, der gesichtet wurde, sondern freilaufende wildernde Hunde.

Oldenburg / Edewecht / Wildeshausen Auf lange Sicht sind Wölfe eine Bereicherung unserer Lebensqualität und wir sollten dringend damit aufhören Angst und Panik über den Wolf zu verbreiten. In vielen Fällen war es zudem im nachhinein kein Wolf, der gesichtet wurde, sondern freilaufende wildernde Hunde. Inzwischen konnten die Schafrisse im Kreis Vechta zwar eindeutig Wölfen zugeordnet werden, bei vielen anderen Schafrissen waren es dagegen Hunde. Leider dauert der genetische Nachweis viel zu lange und würde einiges an zwischenzeitlicher Aufregung ersparen oder schneller für Schutz- und Entschädigungsmaßnahmen sorgen. Mittlerweile werden die ersten Wölfe bereits wieder einmal als Problem Wölfe angesehen. Natürlich ist ein Wolf kein Kuscheltier, er ist allerdings genauso wenig eine wilde Bestie, die Menschen angreift. Leider gibt es auf der einen Seite immer noch zu wenig Aufklärung und andererseits wollen sich viele Menschen nicht mit dem Thema Wolf auseinandersetzen, sondern ihn einfach nur los werden.

Die Wölfe sind aus eigenem Antrieb wieder zu uns gekommen, in ein Land, das schon immer auch ihre Heimat war. Er wurde weder ausgesetzt noch ausgewildert, sondern kommt in unsere Region, weil er hier sehr gute Lebensbedingungen vorfindet.  Nein, es sind nicht Schafe, Ziegen oder andere Nutztiere, die ihn hertrieben. Es sind die Wildtiere, wie Rehwild, Damwild, Wildschweine, Hasen und andere, die ihm einen reich gedeckten Tisch servieren. Dazu Gebiete, in denen er gut leben kann, wie zum Beispiel die vielen verlassenen Truppenübungsplätze.

In Bezug auf menschliche Behausungen sind Wölfe sehr anpassungsfähig. Ein gesunder und nicht von Menschenhand gefütterter Wolf wird die Nähe der Menschen jedoch meiden. Er hat zwar trotz seiner Ausrottung vor langer Zeit keine Angst vor uns, doch ist er in Bezug auf uns Menschen ein sehr vorsichtiges, umsichtiges und äußerst zurückhaltendes Raubtier.

Natürlich freut er sich, wenn es ihm Nutztiere, die sich bisher nicht verteidigen brauchten und dies noch nicht gelernt haben, leicht machen, sie zu erlegen. Das wird sich jedoch schnell ändern und in der Lausitz wird kaum noch ein Nutztier gerissen. Dort wo die Wölfe zuerst angekommen sind, regen sich immer weniger Menschen über sie auf. Kein Mensch wurde dort von einem Wolf belästigt.

Solange sich die Wölfe noch in weiter Entfernung in Ostdeutschland in der Lausitz aufhielten, gab es im Oldenburger Land keine wirklichen Ängste. Sofern ich im Bekannten- und Freundeskreis das Thema Wolf anschnitt, wurde darüber meist gelacht und die wenigsten waren bereit sich darüber mit mir auseinander zu setzen. Nachdem jedoch der erste Wolf im Raum Cuxhaven auftauchte und sich die Berichte über Wölfe in unserer Region häuften, sah das plötzlich ganz anders aus. Da bestand auf einmal erhöhter Diskussionsbedarf und es gab drängende Fragen: Wie war das noch, wie soll ich mich verhalten, wenn ich einem Wolf begegne? Wie war das noch, auf keinen Fall füttern?

Obwohl alle wirklichen Wolfsexperten immer wieder darauf hinwiesen, dass auch im Großraum Oldenburg bald Wölfe sesshaft werden, nahm dies offenbar kaum jemand ernst. Das schlimme für mich daran ist, es setzte sich auch niemand mit dem Wolf ernsthaft auseinander. Stattdessen treten selbsternannte Wolfexperten aus allen Berufszweigen auf den Plan und schüren wieder alte Ängste. Leider ist auch Herr Alexander Will als Redakteur dabei, unsachliche und fehlerhafte Kommentare zu veröffentlichen. Genauso wie einige Schäfer und Landwirte, welche den Wolf einfach nur schnell wieder los werden wollen.

Wie schön ist es da doch, auf Landwirte, Jäger oder ganze Schulklassen zu treffen, die sich über Seminare oder Führungen mit Wölfen in Gehegen, eines Besseren belehren lassen. Dazu kommen Landwirte, die eigentlich einen Schutz für Ihre Tiere aus ganz anderen Gründen schaffen mussten. Wie ein Landwirt, der mir lachend erzählt: ich freue mich auf den Wolf, denn nachdem mehrere meiner Pferde von Menschen vergiftet wurden, habe ich einen Herdenschutzhund geholt und seitdem kann ich nachts richtig ruhig schlafen.

Vielleicht informiert sich der Waldkindergarten aus Goldenstedt mal dort, wo es schon länger Wölfe in Deutschland gibt. Wie man dort mit Ihnen ohne Angst lebt.

Im letzten Jahr gab es wie jedes Jahr einige verletzte und sogar getötete Menschen durch Angriffe von Wildschweinen. Im Landkreis Cuxhaven wurden einige Schafe von Wölfen gerissen, viel mehr dagegen von freilaufenden Hunden.

Die Presse sollte sich endlich einmal darauf beschränken, was jetzt zu tun ist, damit Menschen und Wölfe richtig gut miteinander auskommen. Erwiesenermaßen sorgen Wölfe dafür, dass sich die Artenvielfalt sogar erhöht, statt das Arten verschwinden. Sofern es sich nicht um ausgesetzte Arten, wie die von Herrn Alexander Will zitierten Wildschafe (Mufflons) handelt. Ich kenne keine Gebiete in Europa (auch nicht Nordspanien, wo ca. zweitausend Wölfe leben), wo irgendeine heimische Art durch Wölfe ausgerottet wurde.

Wölfe haben auch trotz ihrer Ausrottung keine Furcht vor uns Menschen. Das wäre auch schlecht, wie ja Hunde, die aus Angst beißen, gelegentlich zeigen. Im Gegensatz zu anderen Raubtieren, haben Wölfe nicht nur ein sehr sensibles soziales Gefüge, sondern gehen jeder unnötigen Konfrontation aus dem Wege. Anders, als dies eben bei Wildschweinen oder Füchsen der Fall ist.

Ein Mensch, auch Kinder, stellen für den Wolf immer ein zu hohes Risiko ohne jeden großen Nutzen dar. Deshalb hat es in Europa von gesunden, nicht gefütterten Wölfen, bisher keinerlei Übergriffe auf Menschen gegeben.

Ich glaube nicht, dass noch irgendjemand versucht, den Wolf zu verniedlichen. Er ist und bleibt ein Raubtier, jedoch eines, dass im Vergleich zu anderen extrem vorsichtig und misstrauisch agiert. Deshalb reißen Wölfe bevorzugt kranke, alte und schwache Tiere. Da besonders Schafe und Ziegen relativ schutzlos und weniger wehrhaft sind, greifen sie natürlich gerne diese Tiere an. Viele Wildtiere, wie auch andere Nutztiere sind Wölfen gegenüber sehr wehrhaft. So sind ausgewachsene Pferde und Rinder (insbesondere mit Hörnern) für den Wolf so verletzungsgefährdend, dass diese nicht zu ihrem Beutespektrum gehören.

Noch immer sind Wölfe vom Aussterben bedroht und Ihre Anzahl ist in Deutschland noch lange nicht so groß, die sie zur Jagd freigeben dürfte. Hinzu kommt, dass sich die Populationsdichte aufgrund der Größe ihrer Reviere von selber ohne jegliches menschliches Eingreifen regelt. Nur wäre diese große Dichte in Deutschland wohl nicht akzeptabel.

Wir sollten auch im Oldenburger Land endlich Maßnahmen ergreifen, um Wölfe bei uns ohne Angst akzeptieren zu können. Nicht weiter Panik verbreiten, sondern aufzeigen, wie wir gemeinsam mit dem Wolf leben können und wollen.

So sehen aus meiner Sicht diese ersten Maßnahmen aus.

1. Verhalten
Im Gegensatz zu wildernden freilaufenden Hunden, reicht es aus, sich dem Wolf mit lauten Rufen bemerkbar zu machen.  Sollten sie mit Kindern und/oder Hunden unterwegs sein, holen sie diese zu sich heran. Locken und füttern sie auf gar keinen Fall einen Wolf. Warten sie ab, bis der oder die Wölfe sich von Ihnen abwenden. Können und wollen sie nicht warten, rennen sie bitte nicht, sondern gehen langsam in eine andere Richtung.

Das hört sich theoretisch einfach an, sieht verständlicherweise jedoch ganz anders aus, wenn man plötzlich einem Rudel Wölfe gegenüber steht. Da ist es verständlich, dass man wie die Frau mit ihren Hunden in der Lüneburger Heide große Angst bekommt. Die Wölfe haben hier jedoch die Hunde verfolgt, da sie diese als Konkurrenten betrachten. Lautes Rufen und ein vorsichtiger Rückzug hätten hier geholfen. Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen: besuchen Sie Gehegewölfe, nur so gewinnen sie einen ersten Eindruck dieser Tiere und werden bei einer Begegnung in freier Wildbahn etwas weniger Angst haben.

2. Landwirtschaft
Für Landwirte werden immer mehr Informationsveranstaltungen und Seminare angeboten, z.B. im Wolfcenter Dörverden. Insbesondere Schafe und Ziegen müssen natürlich geschützt werden. Der Verlust eines Zuchtschafes ist kaum zu ersetzen und jeder Verlust eines Nutztieres stellt einen hohen wirtschaftlichen Schaden da. Die Nachweisverfahren (Gentests) sind dringend zu beschleunigen. Schutzmöglichkeiten sind spezielle Zäune, Herdenschutzhunde, Alpakas oder Esel. Hütehunde dagegen  schützen nicht vor Wölfen.

3. Jäger
Im Vergleich zu den Wildtieren, die ein Jäger im Jahr erlegt, ist der Anteil der Beutetiere eines gesamten Wolfsrudels im gleichen Jagdrevier sehr gering. Untersuchungen ergaben, dass der Anteil des Wolfes an der Jagdstrecke eines Jägers bei den meisten Wildarten um zehn Prozent liegt, maximal beim Rehwild um vierzig Prozent. Dennoch ist die Tatsache, einen Wolf im Jagdrevier zu wissen, für den Jäger vergleichbar mit einem totalen Aktiencrash an der Börse. Jagdreviere sind teuer und jeder Jäger freut sich, wenn der Wolf nicht in seinem Revier ist, denn ändern ließe sich an dieser Tatsache leider nichts.


4. Links
http://www.nwzonline.de/kommentare-der-redaktion/frage-der-angst_a_24,0,574778431.html
http://www.nwzonline.de/kommentare-der-redaktion/kein-kuscheltier_a_21,0,1256036140.html
http://www.skrippy.com/13628_1_Barney%27s%20Wolfzeitung%20-%20Ausgabe%201
http://www.nwzonline.de/region/ueber-den-hund-zum-wolf-gekommen-der-mit-dem-wolf-balgt_a_15,0,14339201.html
http://www.nwzonline.de/leserbriefe/kein-platz-mehr-fuer-woelfe_a_24,0,1242640846.html
http://www.nwzonline.de/wesermarsch/wirtschaft/gruene-sehen-keinen-anlass-fuer-angst-oder-panik_a_24,0,1155128375.html
http://www.nwzonline.de/interview/zusammenleben-von-menschen-und-woelfen-ist-moeglich_a_24,0,1154478467.html

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