20jähriger Beschluss der KMK bezüglich der Kampfsportarten verliert seine Gültigkeit
Bundesländer dürfen über Kampfsport an Schulen selbst entscheiden
Oldenburg
Der Weg für Karate-Do im Schulsport mit offizieller Genehmigung der Kultusministerkonferenz (KMK) ist geebnet. Bei der letzten Sitzung der für den Schulsport zuständigen Kommission „Sport“ der KMK und der Kontaktkommission zwischen der Kommission „Sport“ der KMK und dem Deutschen Olympischen Sportbund wurde das Thema Kampfsport erneut behandelt.
In der Ergebnisniederschrift über die 157. Sitzung der Kommission Sport am 14./15.06.2012 in Frankfurt/Main heißt es zur Ziffer 4.5 „Sport im außerschulischen Zusatzangebot an Ganztagsschulen – unter besonderer Berücksichtigung der Beschlüsse zu den Kampfsportarten“ heißt es:
[…] Konsens in der Kommission Sport ist, dass die Länder in eigener Zuständigkeit regeln, welche Sportarten (darunter auch Kampfsportarten) im Schulsport angeboten werden können. […]
Der fast 20jährige Beschluss der KMK bezüglich der Kampfsportarten mit Kontakt hat somit seine Gültigkeit verloren. Mit diesem Grundsatzbeschluss obliegt es nun den einzelnen Bundesländern darüber zu entscheiden, inwieweit explizit das Karate in den gesellschaftlich anerkannten Bereich der Schulsportarten für den Pflichtunterricht aufgenommen wird.
Nun liegt es an den Landesverbänden des Deutschen Karate Verbandes (DKV), als einziger anerkannter Fachverband für Karate durch das Bundesministerium für Inneres, das Karate im differenzierten Schulsport oder als Schulsport mit Notengebung bundesweit einzuführen.
An guten Argumenten fehlt es dem Verband nicht. Genannt seien in diesem Zusammenhang:
· Das Erfahrungs- und Lernfeld bzw. Bewegungsfeld „Kämpfen“ an den Schulen, in dem zum Teil schon das Karate zur Kompetenzvermittlung unterrichtet wird.
· Die ersten sportpraktischen Abiturprüfungen im Karate (z.B. in Niedersachsen)
· Das Siegel SPORT PRO GESUNDHEIT für den DKV
· Qualifizierte SV-Ausbilder (Selbstverteidigung) und Gewaltschutztrainer (Selbstbehauptung)
· Anerkannte Kooperationspartner, wie die Barmer-GEK und die Deutsche Jugendfeuerwehr
Angemerkt sie in diesem Zusammenhang, dass das Karate in Niedersachsen bereits seit Jahren in der Schule angekommen ist und dort auch im benoteten Unterricht praktiziert wird. Niedersachsen und Bayern besaßen diesbezüglich aber eine bundesweite Sonderstellung, die es nun nicht mehr geben muss.
Das Niedersachsen in Bezug auf die Kampfsportarten eigene erfolgreiche Wege geht zeigt sich auch in dem Projekt „Boxen an Brennpunktschulen. Seit 2006 findet vom niedersächsischen Kultusministerium aus ein bundesweites Pilotprojekt mit Boxen im außerschulischen Sportunterricht statt. Unterstützt wird das Projekt vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Aufgrund der positiven Resonanz folgten inzwischen weitere Projekte wie „Boxe Éducative“ in Lüneburg und „Boxen an Hamburger Schulen“. Bei allen steht die pädagogische Orientierung im Vordergrund: Regeln, Werte, Fairness und Gemeinsamkeit.
Anhand dieser Projekte lässt sich ebenfalls aufzeigen, dass dem Kampfsport ein besonderer Zugang zu Jugendlichen nahegelegt werden kann, deren Bedeutung auch von kultusministerieller Seite erkannt worden ist.
Alexander Hartmann
DKV Schulsportreferent
Schulsportreferent des Karate Verbandes Niedersachsen (KVN)
1. Vorsitzender des Vereins für Traditionellen Budosport e.V.(VTB)
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