Kunstwoche zum Thema Filz
Samstag und Sonntag - von fotorealistischen Bildern bis abstrakten Filz-Objekten
Wilhelmshaven / Oldenburg / Bad Zwischenahn
Der Kunstverein „Bahner“ lädt Samstag und Sonntag zur 34. Neuenburger Kunstwoche zum Thema: Filz. Bei der Auswahl der Teilnehmer - Sandra Struck-Germann aus Düsseldorf, Ricarda Aßmann aus Hennef, Andrea iNoeske-Porada aus Wiesbaden, Elke Hennen aus Karlsruhe und Konni Sswat-Mollwitz aus Berumbur - hatten die "Bahner" ein "Glückliches Händchen". Unterschiedlicher hätte die künstlerischen Ausdruckformen und Techniken wohl kaum mit so einer kleinen Anzahl von Künstlerinnen präsentiert werden.
Schon am zweiten Tag der Kunstwoche konnten sich Besucher ein eindrucksvolles Bild über die Vielfältigkeit des Material einzelne Arbeitsschritte und der Herangehensweise machen.
Fast klassisch geht Sandra Struck-German an das Thema heran. Sie legt das Vlies großflächig und lose aus, zupft und schneidet, kombiniert verschiedene Fasern in unterschiedlichen Farbschattierungen in mehreren Schichten - nach und nach entsteht durch das Filzen ein fast fotorealistisches Doppelportrait.
Abstrakter arbeitet dagegen Künstlerin Konni Sswat-Mollwitz. Sie Nutz einen vorgefertigten Nadelfilz - gleichsam als Bildträger in die sie z.T. hartgeschnittene Form aus Vorfilzen, lose Wollfasern und Wollsorten von unterschiedlichen Schafrassen sowie dreidimensionale Fundstücke zu einem Filz-Kunst-Objekt einarbeitet.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Ricarda Aßmann. Sie überarbeitet in einem ersten Arbeitsschritt durch das Filzen alte Stoffe. Die Stoffreste besitzen unterschiedliche Eigenschaften, Muster, Farben. Durch mehrere Filzvorgänge verändert sie deren ursprüngliche Form und Farbe ohne, das ihr biografischer Charakter ganz verloren geht. Aus den so erarbeiteten Vorfilzen trifft sie ein Auswahl der spannendsten -ausdrucksstärksten- Partien, die sie in einem erneuten Arbeitsprozess zu einen Kunstwerk collagiert und miteinander verfilzt.
Planerisch, abstrakt nutz Andrea Noeske-Porada die physikalischen Eigenschaften der Vorfilze um ein mathematisches Objekt mit 20 vollkommen gleichen Flächen, den "Ikosaeder" zu entwickeln. Dabei werden die 20 gleichschenkligen Dreiecke so miteinander verfilzt, dass nur durch die unterschiedlichen Filzlagen und den daraus resultierenden unterschiedliche Schrumpfungsprozess beIm Trocknen sich entsprechende Falzungen ergeben. Ziel ist es dem Objekt aus dem weichen Material ohne Nähte oder zusätzliche Konstruktionshilfen eine innere Stabilität zu geben.
Elke Hennen ist keine Flizerin, sondern ausgebildete Bildhauerin. Sie nutzt handelsüblichen Industriefilz um während der Kunstwoche ein Körper-Modifikations-Objekt zu gestalten. Dabei folgt die Funktion der Form. Sie fügt mit der Heissklebe Pistole Filzplatten mit organischen und linear-strengen Schnittkanten aneinander. So entsteht eine architektonisch wirkende - tragbare - Skulptur, die die menschlichen Körperteile nachspüren, erweitern und verfremden... und am Wochenende durch eine Performance zum Leben erweckt werden.
Gäste können sich während der Abschlusspräsentation am Samstag, 17.06.2017 ab 17.30 Uhr und Sonntag, 18.06.2017, ab 14.30 Uhr beim Vereenshuus Neuenburg, Urwaldstr. 37 ein persönliches Bild von der Bandbreite des Gestaltungsspielraumes, die das Material „Filz“ zulässt, machen.
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