Spaziergang im November
Der November ist der Monat der Traurigkeit, vielleicht aber auch die Gelegenheit für einen besonderen Spaziergang
Varel
Die beiden schlendern im Kurschritt über die breite Allee des Friedhofs. Jetzt ist nicht die Zeit des Pflanzens, und sie sind nicht hier, um das Grab eines lieben Verstorbenen zu pflegen. Das sieht man ihnen an, denn dazu fehlt ihnen der zielsichere Schritt zum Grab oder zum Brunnen, es fehlen ihnen auch die Gießkanne, die Plastiktüte mit Harke und Schüppchen und Arbeitshandschuhen und auch der Karton mit neuen Pflanzen oder Blumenstrauß. Nein ? sie gehen spazieren.
?Wo kann man denn hier schöner spazieren gehen, wenn man nicht in die umliegenden Wälder gehen will? Hier ist Ruhe, nur die Vögel sorgen für ein schönes Konzert, wie im Kurpark, und ab und zu läutet die Totenglocke, aber das ist ja kein Lärm.? ?Die Luft ist nicht verpestet von Abgasen. Es riecht zwar manchmal etwas nach Schneckenkorn und Hasenstreu (Anm.: Damit sollen Schnecken und Hasen von den Grabbepflanzungen ferngehalten werden), aber daran gewöhnt man sich.?
Ich muss Ihnen recht geben: Wenn man es richtig ansieht, ist es hier wie in einem gepflegten Park; und irgendwie bekommt man, wenn man richtig ?hinhört?, den Eindruck von so etwas wie ?heiliger Stille?. Ob sie denn keine Angst haben? Wegen Grufties, Okkultismus, schwarze Messen und so? ?Ja, wir haben davon gehört. Aber das soll doch nur nachts sein. Und überhaupt ? das sind doch nur arme Irre; die kann man doch nur bedauern.?
Soviel Tod, konzentriert auf dem Friedhof, ob sie das nicht traurig macht oder schwermütig? ?Ach nee, eigentlich nee! Wissen Sie, wir müssen doch alle mal sterben. Darüber sollte man sich eigentlich viel öfter klar werden. Und die Jüngsten sind wir ja auch nicht mehr.? ? Sicher, manchmal sieht man ein Grab, da sagt man vielleicht: Guck mal, der musste aber früh gehen. Aber wer weiß, wofür es gut war. Es ist ihm so vielleicht vieles erspart geblieben. Können wir doch sowieso nicht beurteilen.?
?Wir kennen ja fast alle, oder zumindest sehr viele ? wenn man so lange in diesem Ort wohnt wie wir. Oft sagt mein Mann: ? Erinnerst du dich noch an den oder die? Wir haben früher zusammen gespielt.? Und dann freuen wir uns, dass wir uns noch haben.? Sie haben vor Kurzem das Fest ihrer Goldenen Hochzeit feiern dürfen. ? ob sie denn auch Gräber zu pflegen hätten? ?Ja, einige. Manchmal sogar noch mehr. Wenn so ein Grab ganz wild aussieht, dann rupfen wir da auch schon mal Unkraut aus. Der da unten liegt, merkt ja nichts mehr davon, aber anständig ist das nicht, wenn man ein Grab so verkommen lässt.?
Wir sind am Ausgang angekommen. ?Sehen Sie, und wenn wir dann nach Hause gehen, dann nehmen wir uns immer wieder einen guten Rat mit. - Und den befolgen wir dann auch.? Ich schaue ihrem ausgestreckten Zeigefinger nach und lese, was da an der Wand der Friedhofskapelle geschrieben steht: ? Seid so gut zu den Lebenden, wie ihr zu den Toten gerne sein möchtet!? ? Eigentlich liest das jeder, der vom Friedhof kommt.
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