Donnerstag, 08. März 2012, 19:40 Uhr
Vareler Papierkorb

Vareler Schleuse mit drei Generationen „Schütte“!

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Nach 130 Jahren wurde sie durch die heutige Schleuse ersetzt.

Varel / Vareler Hafen Schulausflüge mit den Grundschulklassen der Hafenschule, Ziel Vareler Schleuse, waren damals für jede Klasse ein „Muss“. Ich kann mich noch sehr gut an die schmale Fußgängerbrücke erinnern. Sie wurde damals mühselig über die Schleusendurchfahrt geschoben. Beim betreten der Brücke mit dem hohen und weißen Geländer, lief man über Holzbohlen mit breiten Fugenspalten lang. Durch diese Spalten konnte man das trübe Salzwasser erkennen. Das von den Schulen besuchte Bauwerk wurde am 1. Oktober 1847 in Betrieb genommen. Die damalige Bausumme der Schleuse belief sich auf 46500 Reichstalern und wurde mit der Vareler Sielacht, dem Staat, der Stadt Varel sowie den Gewerbetreibenden geteilt.

Im Frühjahr 1846 begannen die ersten Arbeiten der Deichschleuse. Als erstes wurde ein Schutzdamm um die Baustelle hergestellt. In der über acht Meter tiefen und neun Meter breiten Deichlücke versenkten Arbeiter die schweren Fundamente. Über 700 dicke Baumstämme mussten mit Handrammen in den etwa 110 Jahre alten weichen Kleiboden eingebracht werden. Gebaut wurde damals international, mit Bockhorner Klinkern, belgischen Sandstein und bremischen Zement. Das Eisen musste von bester schwedischer Marke sein. Mauern durfte man nur mit Süßwasser, alles andere wurde mit hohen Strafen belegt. Als das Mauerwerk die vorgeschriebene Höhe von 8,30 Meter erreicht hatte, mussten gesunde Eichenstämme aus dem Vareler und Neuenburger Wald herangeschafft werden. Aus ihren dicken Bohlen entstanden die Sieltore. Sie wurden aufwändig mit Eisenklammern zusammengehalten. Vier Tore für je ein Flut- und Sturmtorpaar (6,30m x 8,30m) wurden in Handarbeit hergestellt, ohne Maschinen. Als erster Sielwärter der Vareler Schleuse ging Hinrich Schütte am 11. Februar 1847 seine Arbeit nach. Er hegte und pflegte „seine“ Deichschleuse bis zum 1. April 1892 und übergab das schwere Amt an seinem Sohn Wilhelm Schütte weiter. Die dritte Generation „Schütte“ war der nächste Schleusenmeister Carl Schütte. Er folgte den ewigen Tag- und Nachtdiensten seines Vaters am 6. Januar 1931. Carl Schütte half schon als 14jähriger seinem Vater, als eine große Sturmflut das Land bedrohte. 1945 trug er bei, eine geplante Sprengung der Schleuse zu verhindern. Am Tag seines 80. Geburtstages stand der Schleusenmeister im Mittelpunkt einer verdienten Ehrung. Er wurde für 66 Dienstjahre als Schleusenwärter mit einer Verdienstmedaille des Verdienstordens geehrt. Zu diesem Zeitpunkt wurde Carl Schütte bei den Schleusenarbeiten von Theo Bergmann schon unterstützt. In Volksmund wurden die beiden Wärter „Duo Carl-Theo“ genannt und behüteten das beliebte Wanderziel bis 1977.

Denn am 11. November 1977 wurde die alte Deichschleuse durch das in zweijähriger Bauzeit entstandene neue mechanisches Sielbauwerk ersetzt.

Was ist nun von der alten Deichschleuse geblieben? Einige Utensilien der Schleuse schmücken den Eingang der Vareler Fußgängerzone als kleines Denkmal sowie ein Gemälde von Carl Schütte hängt im Vareler Heimatmuseum. Und selbstverständlich bleiben noch die persönlichen Erinnerungen bei Jung und Alt.

Weitere Fotodokumente rund um dem Vareler Hafen sind in den vier Büchern "Das waren noch Zeiten" von Udo Klün zu bestaunen.

      

 

 

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