Fresko in der Schlosskirche zu Varel zeigt ein anderes Bild des streitbaren Grafen
Straßenräuber, der einst Pilger überfiel, stirbt in den Pyrenäen auf einer Wallfahrt nach St. Jacob zu Compostella
Varel / Varel/Neuenburg
1462 legte der Oldenburger Graf Gerhard den Grundstein zum Schloss Neuenburg, in dem er die Neue Burg (Niege Borg) als abschreckende Grenzfestung an die Grenze zu Ostfriesland setzte. Bei der Gründung soll er ausgerufen haben: ?Ob dat de Fresen de Bammel slage!?
Zum Ende seiner Regierungszeit entstanden die Fresken über dem Münstermann Altar in der Vareler Schlosskirche. Das Fresko im Chorraum zeigt neben Christus, der als Weltenrichter auf einem Regenbogen thront, rechts Johannes den Täufer und links Maria. Zu ihren Füßen wieder herum ist kniend eine Rittergestalt im Wams und mit Schwert dargestellt.
Die Darstellung des fromme Ritters zeigt die andere Seite des Oldenburger Grafen ?Gerd de Mutige?. Die Zeichensprache des beigefügten Wappens identifiziert ihn eindeutig. - Das Wappenwesen (Heraldik) entwickelte sich unter den Bedingungen der Kreuzzüge, um die eigenen Krieger wegen der massiven Panzerung von außen mit identifizierbaren Zeichnen auszustatten. - Auch das Spruchband auf dem Fresko, das über seinem Kopf die Bitte des geläuterten Räuberhauptmannes und streitbaren Grafen: ,,0 Herr was me gnaedig? formuliert, verweist auf einen zweiten kaum bekannten Lebensabschnitt von ?Gerd den Mutigen?.
Hatte er während seiner Regierungszeit nur wenig auf Verträge gegeben und sogar nach den Frieden zu Quakenbrück (1476), sein Versprechen, die Pilger und Wanderer ruhig ihrer Straße ziehen zu lassen nicht gehalten, so nahm sein Leben nach seiner Abdankung eine verblüffende Wende. 1482 ging er ins Kloster Rastede. Um 1499 zog der alte Graf nach Frankreich und starb 1499 in den Pyrenäen auf einer Wallfahrt nach St. Jacob zu Compostella im Alter von 70 Jahren.
Das spannende Leben des Grafen wird im Juli dieses Jahres in einem farbenprächtigen Freilichttheater vor dem Schloss Neuenburg in Szene gesetzt. Informationen zum Freilichttheater sind unter www.freilichttheater-neuenburg erhältlich. Karten gibt es in allen Nordwest-Ticketstellen sowie im Bühnenbüro Neuenburg unter 04452/928074.
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