Samstag, 27. März 2010, 10:06 Uhr
Kriegsgräber

Doku zum Kriegsgefangenenlager Bockhorn-Kreyenbrok

3963
0
 

Anfang April 2010 erschien die knapp 100 Seiten umfassende Dokumentation von Holger Frerichs zur Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Bockhorn-Kreyenbrok im Buchhandel.

Varel / Bockhorn / Kreyenbrok Die Recherchen des Verfassers rund um das Kriegsgefangenenlager Kreyenbrok und die sowjetischen Kriegsgräber auf dem Friedhof Bockhorn waren zuvor bereits Gegenstand einiger Berichte in der Nordwest-Zeitung. Auch das in Neuenburg aufgeführte Theaterstück der dortigen Niederdeutschen Bühne (Mann up'n Hoff) stand im Zusammenhang mit diesem Thema. Verbunden mit der Theateraufführung war eine Ausstellung über Zwangsarbeit in Friesland im Vereenshuus in Neuenburg.

Von Mai 1940 bis Mitte September 1942 bestand in Bockhorn-Kreyenbrok ein Lager für Kriegsgefangene, die zumeist im Straßenbau rund um den Ort Bockhorn eingesetzt wurden. Zunächst waren in Kreyenbrok polnische, dann französische und zuletzt ab August 1941 bis Mitte September 1942 bis zu 280 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht.

Ihr weithin in der Öffentlichkeit noch unbekanntes und unbeachtetes Schicksal stand im Mittelpunkt der Dokumentation.

Im Arbeitskommando Kreyenbrok starben nach neuesten Erkenntnissen 27 sowjetische Gefangene, etwa die Hälfte davon wurde von den deutschen Wachmannschaften erschossen. 23 Opfer wurden auf dem Friedhof Bockhorn, die übrigen 4 in Wilhelmshaven bestattet.

Mit aussagekräftigen Unterlagen aus dem Staatsarchiv Oldenburg und anderen Archiven, mit Hilfe von Materialien der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten (Dr. Rolf Keller), Aussagen von Zeitzeugen und aus anderen Quellen ließ sich die Geschichte des Lagers und die völkerrechtswidrige und menschenverachtende Behandlung vor allem der sowjetischen Gefangenen in weitem Umfang rekonstruieren.

Ein britisches Luftbild vom Juni 1941, auf dem das Lager zu erkennen ist, konnte ebenfalls vom Verfasser ermittelt werden und ist Bestandteil der Dokumentation.

Durch personenbezogene Originalunterlagen der ehemaligen deutschen Wehrmachtsverwaltung konnten schließlich im Zuge der Recherchen rund um die sowjetischen Kriegsgräber auf dem Friedhof Bockhorn sechs von neun der dort bisher als unbekannte Tote verzeichneten Sowjetbürger namentlich identifiziert werden.

Der Titel des Buches, dessen Druck von der Gemeinde Bockhorn finaziell gefördert wurde, lautet:

Todesursache: Erschossen
Das Arbeitskommando Bockhorn-Kreyenbrok,
die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941/42
und die 27 Russengräber auf dem Friedhof Bockhorn.

Die Dokumentation umfasst 96 Seiten im Format DIN A 4, kostet 14,80 Euro und ist ab Anfang April erhältlich im hiesigen Buchhandel oder beim Verlag Hermann Lüers in Jever, Ochsenhammsweg 31H, 26441 Jever, Telefon 04461-2792. Die Startauflage beträgt zunächst 500 Exemplare.

Inhaltsverzeichnis der Dokumentation:

Vorwort von Dr. Rolf Keller,
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Celle

Einleitung

Wehrmachtswichtige Straßenbauten und die
Entstehungsgeschichte des Lagers Kreyenbrok

Topographie und Ausstattung des Lagers Kreyenbrok

Polnische Kriegsgefangene in Kreyenbrok
(Mai bis Juli 1940)

Französische Kriegsgefangene in Kreyenbrok (August 1940 bis Juli 1941)

Das sowjetische Arbeitskommando in Kreyenbrok
(August 1941 bis September 1942)

Planungen zum Fall Barbarossa im Kriegsgefangenenwesen

Der Beginn des Russeneinsatzes im Reichsgebiet

Exkurs: Das Stalag X D (310) Wietzendorf

Ankunft des Arbeitskommandos X D Nr. 5 im August 1941 und die 15 Todesfälle bis Ende 1941

Die 8 Todesfälle zwischen dem Jahreswechsel 1941/42 und dem Abbruch des Lagers im Herbst 1942

Übersichten: Belegungszahlen sowjetisches Arbeitskommando und Liste der namentlich bekannten sowjetischen Gefangenen im Lager Kreyenbrok

Sonstige Arbeitskommandos sowjetischer Kriegsgefangener in Bockhorn und Umgebung 1942 bis 1945

Die Gräber blieben stumme Zeugen: Die Vergangenheitsbewältigung nach 1945

Alliierte Suchaktionen und die Geschichte der Russengräber bis 2009

Neue Erkenntnisse und die Identifizierung
von unbekannten Toten auf dem Friedhof Bockhorn 2009

Übersicht: Die 27 sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem Friedhof Bockhorn

Literaturhinweise

Dokumentenanhang

Leserkommentare (0)

Melden Sie sich bitte an um einen Kommentar abzugeben.
Passwort vergessen

Artikel schreiben



Bitte warten...
Schon registriert?
Melden Sie sich hier an! Passwort vergessen Anmelden
Noch nicht mit dabei?
Registrieren Sie sich hier! Registrieren

Von Lesern für Leser

Dieses Portal bietet allen Lesern die Möglichkeit, eigene Beiträge und Bilder zu veröffentlichen. Es handelt sich nicht um Beiträge der Nordwest-Zeitung, die Beiträge werden nicht vorab geprüft.

Feedback

Sie haben einen Fehler entdeckt oder einen Verbesserungsvorschlag? Schreiben Sie uns!

Suchen in der N@chbarschaft

Der Autor