Freitag, 26. März 2010, 20:00 Uhr
Nationalsozialismus / SS

Fritz Suhren, ein KZ-Lagerkommandant aus Varel

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Der aus Varel stammende Kaufmann Fritz Suhren war der letzte Kommandant des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück.

Varel / Ravensbrück Fritz Suhren wurde am 10. Juni 1908 in der Stadt Varel geboren, verbrachte dort seine Kindheit und Schulzeit und lernte den Beruf des Kaufmanns. Er war verheiratet und hatte mindestens drei Kinder, davon jedoch eines im sogenannten Lebensborn. Für dieses dritte Kind musste Suhren Unterhalt zahlen, es existiert dazu eine Unterhaltsfestsetzung.

Suhren trat am 1. Dezember 1928 der NSDAP-Ortsgruppe Varel bei (Mitglieds-Nr. 109561). Seit Oktober 1929 war er Mitglied der Vareler SA, von dort ging er nach Aufstellung des ersten SS-Trupps in der Stadt Varel im Oktober 1931 zur SS (Mitglieds-Nr. 14682). Seit 1942 gehörte er auch zur Waffen-SS.

Suhren arbeitete von November 1941 bis Ende August 1942 als Erster Schutzhaftlagerführer im Konzentrationslager Sachsenhausen.

Vom 1. September 1942 bis zur Auflösung des Konzentrationslagers im April 1945 war er dann mit dem Dienstgrad eines SS-Obersturmbannführers der letzte Kommandant des Frauen-KZ Ravensbrück.

Im Laufe der fast sechsjährigen Existenz des KZ Ravensbrück von Mai 1939 bis Ende April 1945 wurden dorthin etwa 132.000 weibliche Häftlinge aus über 40 Nationen verschleppt.

Das KZ Ravensbrück entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Lagerkomplex. Dazu gehörte u.a. auch ein kleines Männerlager (ab April 1941). In vielfacher Weise mit dem Frauenlager verbunden war auch das seit Juni 1942 in 1,5 km Entfernung bestehende Jugendlager Uckermark für weibliche Minderjährige.

Seit Anfang 1942 diente das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück auch als zentrales Ausbildungslager für SS-Aufseherinnen, die danach in andere KZ (u.a. nach Auschwitz, Majdanek sowie in zahlreiche Außenlager) versetzt wurden.

Nach Aussagen des Kommandanten Fritz Suhren haben während seiner Dienstzeit vom November 1942 bis Frühjahr 1945 ungefähr 3.500 SS-Aufseherinnen und 950 Mann der Waffen-SS für kürzere oder längere Zeit in Ravensbrück und in den Außenlagern gedient.
Das Kranken-Revier in Ravensbrück wurde im Zeitraum vom August 1942 bis zum August 1943 zum Schauplatz pseudomedizinischer Experimente, die SS-Ärzte unter Leitung von Prof. Dr. Karl Gebhardt an 74 polnischen Gefangenen und 12 Häftlingen anderer Nationalität durchführten. Es handelte sich um Knochen-, Muskel- und Nervenentnahmen sowie um Operationen, die Infektionen (Gasbrand) hervorrufen sollten, um daran die Erfolgsaussichten einer Behandlung mit Sulfonamiden zu widerlegen.

Darüber hinaus wurden in Ravensbrück Anfang 1945 etwa 120 bis 140 Frauen und Mädchen der Sinti und Roma, die jüngsten von ihnen waren acht Jahre alt, Sterilisationsexperimenten unterworfen, an deren Folgen zahlreiche Opfer starben.

Im gleichen Zeitraum wurden auch im Männerlager Sterilisationen an einer Reihe von Sinti und Roma durchgeführt, deren jüngste Opfer ebenfalls noch im Kindesalter waren.

Im Januar 1945 begann die Lagerleitung unter Fritz Suhren die Voraussetzungen für Massentötungen vor Ort zu schaffen. Zu diesem Zweck wurde das Jugend-KZ Uckermark teilweise geräumt. Dieser Teil des Jugend-KZ, in den ab Ende Januar 1945 die im Stammlager selektierten älteren, geschwächten und kranken Häftlinge gebracht wurden, entwickelte sich schnell zur Todeszone. Die dort herrschenden Verhältnisse (die Frauen waren nur unzureichend bekleidet, bekamen nur die halbe Verpflegung und erhielten weder Decken noch medizinische Versorgung) waren noch weitaus verheerender als im Stammlager. Allein bis zu 50 Häftlinge starben dort täglich während der fünf- bis sechsstündigen Appelle in winterlicher Kälte an Hunger, Auszehrung und epidemischen Krankheiten.

Am 24. und 26. April 1945 wurden die männlichen Häftlinge in mehreren Kolonnen in Richtung Nordwesten getrieben. Den gleichen Weg mussten am 27. und 28. April etwa 20.000 weibliche Häftlinge nehmen. Zurück blieben ca. 2000 kranke Frauen, Männer und Kinder.
Am 29. April 1945 verließen die letzten Angehörigen der SS das Lager.

Einen Tag später zeigten sich erste Vorposten der Roten Armee auf der Lagerstraße, denen am 1. Mai reguläre Einheiten folgten, welche die letzten Häftlinge von Ravensbrück befreiten.

Insgesamt sind etwa 28.000 Menschen im Lagerkomplex Ravensbrück umgekommen.

Fritz Suhren wurde nach Kriegsende von den Alliierten inhaftiert und sollte im I. Hamburger Ravensbrück-Prozess angeklagt werden. Doch gelang ihm zunächst die Flucht.

Im März 1949 wurde er jedoch wieder verhaftet und musste sich vor dem französischen Militärgericht in Rastatt wegen vielfachen Mordes an Frauen im Frauen-KZ Ravensbrück verantworten.

Am 10. März 1950 erfolgte seine Verurteilung zum Tode. Die Hinrichtung fand am 12. Juni 1950 statt.

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