Sonntag, 03. Juli 2011, 15:05 Uhr
Vareler Papierkorb

Eine Zeitreise durch die ehemalige Vareler Industrie !

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Jährlich wurden über 200 000 Bürsten bei Plönjes produziert.

Varel

 Über 120 Jahre gingen Vareler Bürstenwaren aus der Langestrasse 15 hinaus ins Oldenburger Land und den angrenzenden Gebieten. So auch ins Ostfriesland, Schleswig Holstein und ins benachbarte Hannover, denn 1858 begann Heinrich Plönjes in bescheidener handwerklicher Arbeit mit der Herstellung von Bürsten, Besen und Pinsel.

Allmählich wuchs der Betrieb, die Belegschaft stieg auf etwa 50 Arbeiter, und an Stelle der Handarbeit trat auch schon vielfach maschinelle Anfertigung an, so dass die Zahl der erzeugten Bürsten jährlich annähernd 200 000 Stück betrug.

Die dafür verschiedenen Holzarten mussten ein Jahr lang trocken lagern. Diese Hölzer, die mitteldeutsche Spezialfabriken lieferten, waren Rotbuche, Weißbuche, Ahorn und Erle. Mit der Beschaffenheit andere Holzarten sah es schlecht aus. Dadurch war die Bürstenfabrik auf das Ausland angewiesen und die Qualität war zu minderwertig.

Das Jahr 1910 brachte der Firma einen schweren Verlust, der Gründer Heinrich verstarb und Carl Plönjes führte das Geschäft allein weiter.

Im Jahre 1919 trat der Schwiegersohn von Carl Plönjes, Otto Naab, der bis dahin als Betriebsingenieur bei Namenhaften Werken der Eisenindustrie tätig war, in die Bürstenfabrik ein. Otto Naab wurde 1922 Mitinhaber der Fabrik. Nach dem Carl Plönjes 1927 verstarb, war  Naab alleiniger Inhaber und wurde vom zweiten Sohn von C. Plönjes unterstütz.

Die Bürsten- und Pinselfabrik Plönjes, genannt auch Plöva, verkaufte zum Beispiel Handfeger für 60 Pfenning, oder Schrubber für 80 Pfenning, auch Fahrradlackierpinsel für nur 15 Pfenning. Für den Mann gab es aus der Fabrik feine Rasierpinsel für 35 Pfenning.

In Produktion waren auch Teeschrubber, Kannenbürsten, Eckenbürsten, Stahldrahtbesen, Fensterbürsten, Emaillelackpinsel und viele andere Produkte.

Bis November 1980 lief die Produktion mit einigen Erneuerungen so weiter.

Am 20. November 1980 fiel die Bürstenfabrik einen Grossbrand zum Opfer. Die Fabrik glich einem Flammenmeer, was Hunderte von Schaulustigen mit beobachteten. Der Schaden wurde auf mindestens eine halbe Million DM geschätzt.

Elf Stunden dauerte damals die Brandbekämpfung. Und am nächsten Morgen sahen einige Vareler Bürger ihre Chance und bedienten sich „kostenlos“ aus dem ausgebrannten Gebäude nach gut erhaltenen Besen und Handfegern. Schon dreist !

Die Reste der Bürstenfabrik Plönjes wurden abgerissen und durch einen Wohnblock ersetzt.

Somit gehört auch die Bürsten -und Pinselfabrik Plönjes in die Akte:„ Fotodokumente“ oder im Vareler Papierkorb.

 

 

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