Mittwoch, 08. Oktober 2014, 17:44 Uhr
Vareler Papierkorb

Wo einst das Schnitzel aus einer Kupferpfanne serviert wurde.

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Fritz Bölts hatte die Idee für das "Schnitzel- in Morgengrauen".

Varel / Varel/Bahnhofstraße Fast hätte Fritz Bölts in seinem Hotel im September 1961 drei Jubiläen feiern können. Zum 85. Male jährte sich der Tag an dem die Gastwirtschaft "concessioniert" wurde. Zum anderen übernahm Fritz Bölts bis dato vor 25 Jahren das 1876 von den Tischler J.F. Athen eröffnete Lokal. Aber zum dritten Jubiläum des von Bölts servierten 250 000 Schnitzel hatte es dennoch bis an diesen Tage nicht gereicht.

Es war nach dem Kriege, als F. Bölts mit einer bekränzten Jolanthe durch Varels Straßen zog und für sein Schlachtfest warb. Damit wurde Bölts zum Begründer der Vareler Schlachtfeste. Von Beruf Metzger war es für ihn was leichtes deftige Leckerbissen herzurichten. Der tägliche Betrieb fing bei Fritz Bölts eigentlich erst richtig an, wenn in anderen Lokalen die Gäste an den Heimweg dachten. Während Fritz Bölts seinen hungrigen Gästen leckere Schnitzel servierte, sorgte seine Frau in der Küche für die duftenden und geschmackvollen Gerichte.

Warum der Name "Zur Kupferpfanne"? Fritz Bölts hat es die Pfanne angetan. Kupferne, blitzeblanke Pfannen nahm er zum Servieren, andere Pfannen mit Deckel, viele Jahre alt, zierten die Wände der Gaststube. So war es eigentlich natürlich, daß Fritz Bölts sein Haus "Zur Kupferpfanne" nannte. Er besaß auch noch alte Urkunden, die aus jener Zeit stammten, als der Tischler J.F. Athen das Haus kaufte und später hier eine Gastwirtschaft eröffnete. Zu dieser Zeit hieß die Bahnhofstraße noch Gaststraße und in diesen Haus befand sich damals ein Krankenhaus, das jedoch 1894 völlig abbrannte. Auf den Grundmauern baute Athen das heutige Haus an der Bahnhofstraße. Bis 1940 war es im Besitz der Familie Athen.

Daß in diesem urigen Lokal die Zeit stehen geblieben war, zeigten die Relikte der vergangenen Jahre. An der Decke die alten Balken, vor dem Kachelofen die alte Bank. Das Sofa mit den verschnorkelten Schnitzereien stand lnge Zeit in der sogenannten Kuschelecke. Der Zapfhahn aus Kupfer bewies sein Alter mit einer Inschrift: "... für Alfred aufgestellt von Heini Schmitz aus Elberfeld, Pfingsten 1919". Über den Tresen war ein Spruch im Holz eingeschlagen "Seh´to, dat in´n Swung kummst". Selbst eine kuriose Kasse vom Hersteller Mogler gehörte lange Zeit zur Gasstube.

Nach 35jähriger Tätigkeit gaben Fritz Bölts und Frau am 15. August 1971 ihre Gaststätte "Zur Kupferpfanne" auf. Im September wurde der Name Kupferpfanne mit dem Namen Balkan- Grill ergänzt. Von nun an gab es hier jugoslawische Spezialitäten von Goran Durasinovic. Knapp ein halbes Jahr später wurden die guten alten Bölts-"Spezialitäten" von Erika und Jürgen Knappert wieder angeboten. Im April 1973 eröffneten Elfriede und Dieter Kuiper die Gaststätte und brachten den renommierten Alltag in der Kupferpfanne wieder zurück. Wie sein Vorgänger Bölts schon bis in den Morgenstunden Schnitzel brutzelte, tat es Dieter Kuiper auch. Die Schnitzelgerichte wurden hier auf einen Intra-Turmix-Grill hergerichtet. Manchen Sonntag wurde noch Morgens zwischen 7.00 und 8.00 Uhr in der Kupferpfannen-Küche gebraten. ...denn wer irgendwo feierte und hatte noch Hunger hatte, bei Bölts brannte immer noch das Licht....

Nach 23 Jahren schloß Dieter Kuiper am 31. Dezember 1995 sein so geschätztes Lokal. Im Februar 1996 lud der Auktionator Losenscky zur Inventar Versteigerung auf. Neben vielen Hängelampen, Kaffemühlen, Waschkrüge und Wanduhren, wurden auch die Stühle, die Küchenmaschine, die alte Mogler-Kasse sowie die 61 Schnitzelplatten die stets im Einsatz waren, versteigert. Wer den Zuschlag für die Schnitzelplatten bekommen hat, der darf sich rühmen, wenn er sein nächstes Schnitzel auf einen Teller legt: "Der ist noch von Bölts, sowie auch aus der Kupferpfanne".




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