Clemens-Schwestern verlassen das St. Johannes-Hospital in Varel
Die Wählergemeinschaft KLARE KANTE auf Abschiedsbesuch bei der kleinen Kommunität am Bleichenpfad. Der Auszug der Kommunität ist ein weiteres Kapitel im Trauerspiel um die so genannte "Weiterentwicklung" des Klinik-Standortes Varel.
Varel / Bockhorn
Sie sitzen auf gepackten Koffern und haben nicht die geringste Lust auf diese Reise: Von Varel nach Münster ziehen die Schwestern Hanna Ossege und Ruth Hoffmann, nach Dülmen Schwester M. Benediktine. Addiert man ihre Dienstzeit im St. Johannes-Hospital, kommt man auf 60 Jahre Leben und Wirken in Varel. So berichtete es „Der Gemeinnützige“ am 29. Januar.
Einigermaßen fassungslos reagiert Schwester Hanna auf die Berichterstattung im Vareler Lokalteil der Nordwest-Zeitung. Der Artikel habe den Eindruck erweckt, die Generaloberin der Clemensschwestern löse den kleinen Vareler Konvent auf, weil die Arbeit in der Klinik zu beschwerlich geworden sei. Wahr ist, dass Schwester Hanna sehr gerne ihre Arbeit im St. Johannes-Hospital weiter getan hätte. Und wahr ist, dass sie dazu körperlich und geistig sehr wohl in der Lage gewesen wäre. Dass die Leser des „Gemeinnützigen“ den Eindruck gewinnen mussten, Gebrechlichkeit sei Grund für den Rückzug in den Ruhestand, empört Schwester Hanna zutiefst.
Der Grund für die Beendigung des Dienstes der Clemensschwestern ist ein ganz anderer:
Im September 2023 signalisierte die Geschäftsführung der Friesland-Kliniken dem Konvent, dass seine Arbeit in Varel beendet werden müsse. Damit wurde den Clemensschwestern eine Kündigung in absehbarer Zeit in Aussicht gestellt: ein weiteres Puzzleteil in der chaotischen Klinik-Auflösungsszenerie, deren Zeuge die Öffentlichkeit inzwischen geworden ist.
Nun hat eine Ordensgemeinschaft naturgemäß wenig Interesse daran, dass ihr eine Kündigung ins Mutterhaus flattert. Deshalb hatte die Leitung der „Barmherzigen Schwestern – Clemensschwestern e.V.“ in Münster die Initiative ergriffen und den Gestellungsvertrag mit dem Landkreis Friesland als Träger der Klinik gekündigt.
Von chaotischen Mitarbeiter-Versammlungen ist uns schon von anderer Seite berichtet worden. Der Bericht der drei Clemens-Schwestern bestätigt das: In einer Mitarbeiter-Versammlung im November 2023 versuchte die Geschäftsführung, die Dienstbeendigung des Konventes auf die Kündigung des Gestellungsvertrages zurück zu führen. Erst die Intervention von Schwester Hanna machte deutlich, dass die Geschäftsführung selbst höchstes Interesse daran hatte, dass die Arbeit des Konventes zu Ende geht.
Die drei Schwestern haben mit ihrer pflegerischen, seelsorgerlichen und auch pädagogischen Arbeit die Atmosphäre des Hauses geprägt. Ihr Leben und ihre Arbeit in Varel verstanden sie als Berufung, und Spiritualität war die Quelle ihrer Kraft. Sie lebten nach der Ordensregel der Clemensschwestern: „Unsere Sendung besteht darin, als Barmherzige Schwestern … in der Welt von heute zu leben.“ Viele Vareler haben im Laufe der Zeit erfahren, welcher Segen vom Dienst der Kommunität ausging.
Spätestens mit dem Wechsel der Geschäftsführung sei ein ganz anderer Geist ins Haus gezogen, beklagen die drei: Intransparenz, katastrophale Kommunikation und vollständig fehlende Wertschätzung für die Beschäftigten im Haus kennzeichnen jetzt die Atmosphäre am Bleichenpfad.
Die Wählergemeinschaft KLARE KANTE stellt fest: Mit einer bevorstehenden Krankenhausreform und eventuell notwendigen Strukturveränderungen lässt sich das alles nicht erklären. Was die drei Clemens-Schwestern erlebt haben, zeugt von einer Kälte, ja, von menschlicher Armseligkeit, die man in einem solchen Haus nicht erwarten durfte.
Ganz vorsichtig äußert Schwester Hanna auch Kritik an ihrer Kirche: Die Kirche hätte ihrer Meinung nach das Haus nicht verkaufen dürfen. Sie schaut ein bisschen wehmütig nach Brake: Das kleine Krankenhaus in katholischer Trägerschaft bleibt und arbeitet auskömmlich.
In der kommenden Woche ziehen die drei Schwestern um.
Varel wird ärmer.
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