Tourismus in Dangast
Varel
Beginn und Ende des Tourismus in Dangast
Quietschende Bremsen, Fauchen, Zischen, Dampfwolken und Lokomotivgeräusche. Auf dem Bahnhof Varel hält ein Zug aus Oldenburg kommend. Einige Fahrgäste verlassen den Zug. Damen mit großer Sommergarderobe, lange, modische Kleider und Sonnenhüte. Koffer und Taschen werden von Kutschern getragen und zu den, vor dem Bahnhof bereitstehenden Gespannen gebracht. Es sind Sommergäste mit dem Ziel, des am 15. Juni eröffnete Kur- oder Conversationshauses.
Man schreibt das Jahr 1877. Exakt vor 140 Jahren begann der Tourismus. Die ausgewiesenen Zimmerpreise in der Anzeige sind natürlich mit den heutigen Kosten in keiner Weise vergleichbar. Was sehr gut war, sind die angebotenen medizinischen Badekuren, der Hinweis auf den großen Park und die umgebende Natur.
Überträgt man die Situation auf heute, bleibt mit Bitterkeit festzustellen: Der große Park ist arg geschrumpft. Die waldreiche Umgebung, gemeint ist in der Anzeige sicherlich der ehemalige Sternenwald der das Kurhaus umgab, ein Bestandteil des Geestrückens, ist nur noch in Resten vorhanden. Will man heute auf die waldreiche Umgebung ausweichen, braucht man das Auto oder den Bus. Die medizinischen Bäder sind insgesamt gestrichen. Bei dem Neubau des „Weltnaturerbeportals “ reichte das Geld nicht. Die mühsam erkämpfte Nordseeheilbadtitulierung wurde nicht erhalten.
Der Ort entspricht nicht mehr dem Fischer - oder Künstlerdorf, was es einmal war. Das Alleinstellungsmerkmal für Kultur, Kunst, Gastlichkeit und Gesundheit ist vertan. Immer zahlreicher werden die Kritikpunkte von Urlaubern die über Jahre nach Dangast kamen.
„Nun ist Schluss“ . Defekte Straßen, ungepflegte Grünanlagen, unklare Parkmöglichkeiten, unendliche Autoschlangen am Wochenende, Baustellen und Baulärm, fehlende Lokalitäten. Keine medizinischen Kuranwendungen. Nun kommt noch ein Investor mit einer bankrotten Moral und will drei Hähnchenmastställe in dem Kurort errichten. So dürfte das Ende des Tourismus in Dangast eingeläutet werden.
Wolfgang Half
Quelle: Archiv des Gemeinnützigen, Gespräche mit Gästen
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