Ist die Innenstadt noch zu retten?
Famila versus neues Einzelhandels- un d Dienstleistungszentrum auf der Schützenwiese
Varel
Ist die Innenstadt noch zu retten?
Jeder Fünfte, der bei Famila einkauft, geht auch in die Innenstadt. Das ist derJetzt-Zustand.
Es ist unschwer vorauszusehen, wie sich dieses Verhältnis von 1 : 5 ändern würde, wenn sich die Verkaufsfläche auf der Schützenwiese mehr als verdoppeln und das Sortiment deutlich erweitern würde. Dabei ist es egal, ob das durch sogenannte
Randsortimente bei Famila selber oder durch shops in der Vorkassenzone geschieht. Die Bünting-Gruppe jedenfalls rechnet mit mehr als doppeltem Zulauf,was an der geplanten Vermehrung des Parkplatzangebotes von bisher 150 auf 350
Parkplätze abzulesen ist (davon die meisten im Westen des neuen Zentrums, also innenstadtfern).
Alles unter einem Dach bis hin zu Dienstleister und Gastronomie, Öffnungszeiten bis 20 Uhr, gut beworbene Artikel mit tatsächlichen oder gefühlten niedrigen Preisen….. Drang und Notwendigkeit nach dem Einkauf im geplanten Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum auch noch oder überhaupt in die Innenstadt zu gehen wird drastisch sinken.
Das hieße für unsere innerstädtischen Geschäfte sowie für die Lebendigkeit der Innenstadt deren schleichender aber unaufhaltbarer Verfall. Herr Adler (Bünting-Gruppe) umschreibt diesen Prozess mit den Worten: „Das wird der Markt regeln.“ Die Anzahl der Leerstände würde weiterhin steigen, eine kritische Masse überschreiten und die Innenstadt würde kippen.
Verwaltung und politische Entscheidungsträger mögen sich biegen und bemühen, es bleibt
eine Quadratur des Kreises: Entweder Konsumtempel bzw. –areal auf derSchützenwiese (mit perspektivischer Erweiterung bis hin zur Panzerstraße) oder lebendige Innenstadt. Beides zusammen ist – leider – nicht zu haben, jedenfalls
nicht für eine Stadt von der Größe und Struktur Varels.
Wir stehen, meiner Ansicht nach in Varel vor einem städteplanerischen zweiten Sündenfall. Der erste war der innerstädtische Ausbau der Bundesstraße und somit die Zerschneidung der Stadt in zwei Teile. Der aktuelle hieße: Ausbau der jetzigen Famila zu einem Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum in der geplanten Dimension.
Eva hat den Apfel noch in der Hand, um im Bild des Sündenfalls zu bleiben. Ich hoffe, dasswir uns nicht verführen lassen und der Apfel ganz bleibt.
Eine lebendige und attraktive Innenstadt mit einem guten Warenangebot sowie guter Wohn- und Verweilqualität ist eine schöne Perspektive. Warum nicht aus Fehlern anderer vergleichbarer Städte lernen, die zum Teil versuchen, ihre vergangenen Fehler zu revidieren?
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