Die "Parkwächter"
Vorgeplänkel zur Kommunalwahl 2021
VAREL / RASTEDE / OLDENBURG
Die „Parkwächter“ haben sich auf den Weg gemacht, um „Leben in (den) Park an der Windallee“ zu bringen – so stand es kürzlich in der Zeitung. Für ein solches Projekt hat man die Weberei, das Waldstadion, den Schlackenplatz und die Deharde Wiese ins Auge gefasst. Ein „Sport- und Bürgerpark“ soll entstehen. Professionelle Landschaftsgärtner sollen planen, Arbeitsgruppen Gestaltungsvorschläge erarbeiten und Fördermittel eingeworben werden. Das ist ein strammes Programm für Leute, die eigentlich ehrenamtlich unterwegs sein sollten.
Alles in allem haben wir es da mit einem absonderlicher Vorschlag zu tun. Um es deutlich zu sagen: Die „Parkwächter“ wollen die letzten Grünflächen der inneren Stadt verplanen, sie haben offenbar vor, das ganze grüne Stadtviertel umzubauen. Daraus könnten sich unabsehbare Folgen ergeben für alle, die dort wohnen, arbeiten, Sport betreiben oder sich ganz einfach erholen wollen. Von Folgekosten, wie sie etwa für die Verkehrsanbindung, die Wohnbebauung oder das Einfügen ihres Projekts in eine Gesamtplanung für die ganze Stadt anfallen könnten, ist nicht die Rede. Da haben wir es mit einem insgesamt deutlich zu eng gefassten Ansatz zu tun.
Was hier – ganz offenbar in enger Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister – beredet und geplant wird, gehört schlicht und einfach in den Stadtrat und sollte dort öffentlich verhandelt werden. Das ist die Aufgabe der Vertreter des Rates, die sind für solche wichtigen Aufgaben von der Bürgerschaft demokratisch gewählt worden. Das Ehrenamt kann den Anspruch auf Stadtplanung und vor allem die Verantwortung die für anschließende Durchführung nicht übernehmen.
Warum sollte eigentlich am bestehenden Vareler Grün überhaupt etwas verändert werden? Mit einem intakten Grün sind die Vareler Bürger durchwegs recht zufrieden Allerdings haben sie einen gewichtigen Einwand gegen Zustand der Anlagen: Sie befinden sich in einer beklagenswerten Verfassung und sind schlicht verlottert. Dagegen müsste dringend etwas unternommen werden – aber es passiert trotz gültiger vertraglicher Verpflichtungen nichts. Entweder Schlendrian oder volle Absicht: Der Gedanke drängt sich auf, dass die Verantwortlichen der Stadt darauf setzen, dass ihre Bürger leichten Herzens auf ihr unansehnlich gewordenes Sport- und Erholungsgebiet verzichten könnten. Wer will denn schon auf dem zerwühlten Schlackenplatz Sport betreiben?
Ursprünglich wollten die Parkwächter, als wieder einmal lautstark Gerüchte, nein, die schon seit über einem Jahrzehnt fertig ausgearbeiteten und längst bekannten Pläne für eine Wohnbebauung der Sportanlagen an der Windallee durch die Gemeinde geblasen wurden, wacker an der Seite der Sportler von der Windallee für den vollständigen Erhalt der Sportanlagen streiten. Bald danach kamen sie dann unversehens mit der Skizze eines Bürgerparks um die Ecke, den sie mit einigen besonderen Einrichtungen möblieren wollten: Kletterwand, Hindernisparcour, Streetball und mehr. Da würden natürlicherweise Kosten entstehen. Naja, man könnte doch aus der Sportanlage ein wenig Bauland abzweigen, oder nicht? Vielleicht auch so viel Bauland, dass man das TIVOLI abreißen und neu aufbauen könnte? Ob da noch Platz für den Sport geblieben wäre? Wohl eher nicht!
Ein Satz noch zum Berufsbild der Landschaftsgärtner: Zu den bevorzugten Aufgaben dieser Fachleute gehört es auch, luxuriöse Wohnbebauung in üppig wachsendes Grün einzufügen – auch das wäre ein Bürgerpark. Das wollen sicherlich einige in der Stadt. Ich setze darauf, dass die Mehrheit der Bürgerschaft deutlich Stellung bezieht und ihre Interessen verteidigt.
Heiko Scheepker
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