St. Johannes Hospital: Sieben Fragen an den Landrat
Zum Ausscheiden der Clemensschwestern, zur Situation in der Notaufnahme der Vareler Klinik sowie zu Betriebsklima und Mitarbeiterführung richten die Wählergemeinschafen ZUKUNFT VAREL und KLARE KANTE sieben Fragen an Landrat Ambrosy in dessen Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Friesland Kliniken.
Varel / Bockhorn / Zetel
Am 4. Februar wurden die Schwestern Hanna Ossege, Ruth Hoffmann und M. Benediktine
nach jahrzehntelangem Dienst im St. Johannes-Hospital verabschiedet.
Vor ihrem Wegzug aus Varel hatten wir Gelegenheit, mit den drei Clemensschwestern ein
Gespräch zu führen. Dabei bestätigten sich viele Eindrücke, die wir schon bei der Begegnung
mit Mitarbeitern aus dem Pflegebereich und der Ärzteschaft gewonnen hatten:
Von Intransparenz und katastrophaler Kommunikationskultur sowie vollständig fehlender
Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigen im Haus berichteten die Schwestern.
Von ihrer Angst vor Repressalien erzählten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sie daran hindert, die ungebührlichen Methoden der Krankenhausleitung offen zur Sprache zu bringen.
Nie hätten wir für möglich gehalten, was uns berichtet wurde.
Unsere Gesprächspartner halten wir für glaubwürdig. Insbesondere den Berichten der drei
Ordensfrauen messen wir ein hohes Maß an Authentizität zu. Aber weil wir nichts ungeprüft lassen, stellen wir unsere Fragen dem Träger der Friesland-Kliniken.
Vom Landrat des Kreises Friesland, Herrn Sven Ambrosy, erbitten wir in seiner Funktion als
Vorsitzendem des Aufsichtsrates Antwort auf folgende Fragen:
1. Die Clemensschwestern berichteten uns, dass im September 2023 die Geschäftsführung der
Kliniken dem Konvent signalisierte, dass seine Arbeit in Varel beendet werden müsse. Wurde
den Clemensschwestern direkt oder indirekt eine Kündigung in Aussicht gestellt?
2. Falls ja: Warum wollte die Geschäftsführung die Arbeit der Schwestern in Varel beenden?
3. Falls nein: Welche Reaktion erfolgte seitens der Friesland-Kliniken auf die Kündigung
durch den Frauenorden „Barmherzige Schwestern – Clemensschwestern e.V.“?
4. War der Aufsichtsrat über das gesamte Vorgehen informiert?
5. Angehörige von Patienten, die Hilfe in der Notaufnahme des St. Johannes-Krankenhauses
gesucht haben, berichten davon, dass Kranke viel zu spät in die Klinik Sanderbusch verlegt
wurden. Schuld daran sei nicht die diagnostische Inkompetenz der Ärzte in der Vareler
Notaufnahme, sondern eine Anordnung der Klinikleitung, das Krankenhaus in Sanderbusch
so wenig wie möglich mit Patienten zu belasten. Uns sind Fälle bekannt, in denen die sträflich
verspätete Verlegung in die Stroke Unit von Sanderbusch irreparable Folgen zeitigte.
Wir fragen: Hat es eine solche Anordnung gegeben?
6. Die inzwischen ausgeschiedenen Clemensschwestern berichteten uns von einem
katastrophal kalten Umgang der Geschäftsführung mit den Mitarbeitern im Haus. Bis heute
haben Mitarbeiter Angst vor Repressalien, sollten sie die Methoden der Geschäftsleitung
öffentlich machen.
Wir fragen: Ist dem Träger bekannt, wie es um die Qualität der Mitarbeiterführung im
Vareler Krankenhaus bestellt ist, und dass es in weiten Teilen der Belegschaft große
Unzufriedenheit mit der Geschäftsführung bezüglich des Umgangs mit dem Personal gibt?
Wir fragen weiter:
Wann ist dem Träger aufgefallen, dass er offensichtlich eine Geschäftsführung installiert hat,
die fachlich nicht in der Lage gewesen ist, eine gute Mitarbeiterführung zu gewährleisten?
7. Im Jahre 2013 ermöglichte die Hans-Joachim-Hoffmann Stiftung mit einer anteiligen
Kostenübernahme die Initiierung einer Palliativstation im St. Johannes Krankenhaus.
Wir fragen:
Wie ist die Geschäftsführung nach Schließung der Palliativ-Einheit mit den Mitteln aus der
Hans-Joachim-Hoffmann Stiftung umgegangen?
Sind Stiftungsvorstand und Beirat in Gespräche über die bevorstehende Schließung
eingebunden gewesen?
Dass bevorstehende Entscheidungen zur Neuordnung des Krankenhauswesens
Umstrukturierungen in den Friesland-Kliniken notwendig machen, steht außer Frage. Dieser
Prozess kann nur gelingen, wenn er nicht nur von fachlicher Kompetenz gestaltet, sondern
auch vom Vertrauen der Bevölkerung getragen wird.
An diesem Vertrauen mangelt es in Varel weithin. Die wöchentlichen Mahnwachen vor dem
St. Johannes Hospital und 10 000 Unterschriften unter einer Petition sprechen eine deutliche
Sprache.
Die Zukunft des Standortes Varel hängt nicht nur von betriebswirtschaftlichen
Entscheidungen ab. Neben der pflegerischen und ärztlichen Kompetenz braucht es in einem
Krankenhaus ein hohes Maß an sozialer Kompetenz.
Es erschüttert uns, dies überhaupt thematisieren zu müssen.
Von Landrat Ambrosy erwarten wir, dass er unsere Fragen nicht delegiert, sondern selbst
dazu Stellung nimmt
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