5. MMW Diskussionspapier - Deichsicherheit
Ohne Deich ist das Konzept wertlos. Doch wollen wir den Deich in dieser Form überhaupt? Und wann könnte er frühestens realisiert werden?
Dangast
5. Diskussionspapier - Deichsicherheit
Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Aspekte des „Konzeptes der Kurverwaltung“ , aber auch bei den eigenen Alternativ-Vorschlägen wurde schon in den ersten 4 vorangegangen Diskussionspapieren immer mal wieder das Thema „Deichsicherheit“ angesprochen.
Das Thema ist – wenn ich es einmal so salopp sagen darf – in den letzten 10 Jahren sträflich vernachlässigt worden. Es wurde damals beim Quellbadneubau schlichtweg vergessen. Nun müssen wir nach Lösungen suchen.
Die Kurverwaltung schlägt daher vor die Deichlinie auf die Linie des heutigen, kommunalen Seedeich zu verschieben. Das wirft natürlich eine Reihe von Fragen auf:
Wie sieht der Deich aus und was kostet er?
Wann können wir mit einer neuen Deichlinie rechnen?
Zu 1.
Folgt man den reinen finanziellen Ansätzen im Konzept, muss man wohl davon ausgehen, dass der kommunale Deich auf einer Länge von ca. 500 m als normaler Deich mit einer Höhe von 10,- m und einer Deichfußbreite von ca. 100,- m kalkuliert wurde. Nur dann käme man - zumindest nach Einschätzung der MMW – mit dem geplanten Ansatz im „Finanzierungsplan des Konzeptes“ hin.
Doch die Ausbildung des Deiches mit einem entsprechenden Deichprofil, würde den Strand, teile des Quellbadgeländes und des Parkplatzes für die touristische Nutzung unbrauchbar machen – ist also keine wirkliche Lösung. Also selbst wenn der Deichband und die Deichsicherungsbehörde uns das Benutzen, des Schutzdeiches als Liegewiese für die Badegäste erlauben würde, sollte man vielleicht den Demografischen Wandel im Hinterkopf behalten.
Also bleibt eigentlich nur die sehr teure Variante, den Deich als Schutzmauer zu errichten. D.h. es müsste zunächst eine 25,- m tiefe Stahlspundwandgründung eingebracht werden, auf der dann eine ca. 1,80 bis 2,- m hohe Schutzmauer (auf den jetzigen Sommerdeich) aufgesetzt werden müsste. (siehe Fotocollage). Die MMW schätzt hier die Bausumme der Deichbaumaßnahme – je nach Ausführung - auf 5 bis 8 Millionen, von denen der Löwenanteil dann natürlich von der Kurverwaltung (Stadt) selbst getragen werden müsste. Die günstigste Variante (vergleichbar mit der Mauer in Brake) würde als reine Betonmauer ausgeführt – die Gafitikünstler wären mit Sicherheit dankbar für diese Lösung. Die teuerste Variante könnte ein Ausbau mit Panzerglaselementen sein – das lässt natürlich das Herz eines jeden Grünen wegen des zu erwartenden Vogelschlags schneller rasen.
Der Ausbau in diesen Dimensionen ist unabdingbare Voraussetzung, um überhaupt ernsthaft über das „Konzept der Kurverwaltung“ (die Zimmervermittlung und weitere Einrichtungen an den Strand zu verlegen) zu diskutieren und wirft eine ganze Palette von neuen Fragen auf *).
Unsere Alternative im Alleingang durch die Kurverwaltung/Stadt, um auch zeitnah zu einer wirklichen Lösung, die auch in die Landschaft passt, zu kommen, haben wir bereits im ersten Diskussionspapier dargestellt. Mehr Sicherheit ja, aber nur mittels einer abgespeckten Variante, die den Sommerdeich nicht zu einem Bollwerk aus Stahl und Beton von über 10 Metern Höhe macht, sondern in einem angemessenen wirtschaftlichen Verhältnis zu den zu schützenden Altbestand und in einem optischen Gleichgewicht. Eine Erhöhung um einen halben Meter scheint uns angemessen, um das Risiko einer Überschwemmung zu minimieren. Vermutlich können wir in diesem Fall auch noch zusätzliche Fördermittel für diese kostengünstigere Variante (geschätzt ca. 300.000,- €) einwerben, wenn es gelingt diese Maßnahme zu einer wirklichen Strandpromenade zu entwickeln.
Zu 2.
Da die Stadt den Grundsatzbeschluss gefasst hat, in die Richtung „Verschiebung der richtigen Deichlinie“ zu denken, hier ein paar grundsätzliche Überlegungen – die sich aus eigener Recherche, gesunden Menschenverstand und Zeitungsmeldungen zusammen setzten.
Es war erst kürzlich zu lesen, dass der II. Oldenburgische Deichband, noch bis mindestens Ende 2013 beim Waplersiel mit dem dort anstehenden Deichbau beschäftigt ist … und bis Dangast sind es dann auch noch ein paar Kilometer. Unsere Anfrage, beim Deichband – wann wir überhaupt mit einer Baumaßnahme in Dangast rechnen können und was eine Verlegung der Deichline kosten würde – konnte natürlich nicht konkret beantwortet werden, da es noch keine konkreten Planungen und Berechnungen für diesen Abschnitt gibt.
Der Logik gehorchend, kann man aber vermuten, dass eine solche Maßnahme nicht vor 2015 – eher 2017 – konkret werden kann. Dangast ist für den Deichbau ein schwieriges Gelände und wird in der Planfeststellung sicherlich nicht in zwei, unabhängigen Bauabschnitten (Quellbad/Kurhaus) überplant. Die jetzige Deichlinie liegt im rechten Ortsteil (von der See her betrachtet) noch hinter der ersten Baulinie – also auch noch hinter dem Kurhaus mitten im Wald. Das wirft eine Menge von Fragen und Problemen auf. Die Ertüchtigung des Küstenschutzes im Ortskern wird mit Sicherheit eine kontroverse, öffentliche Diskussion aufwerfen und eine aufwendige Planung erfordern.
Können wir, wenn wir wirklich über einen bessern Schutz des Quellbades diskutieren so lange warten? (2005 hätte sich diese Diskussion schon fast erübrigt, da stand das Hochwasser 10 cm unter Bestick des Sommerdeiches.)
*) zusätzliche Fragen, die der Eigenbetriebs- und Wirtschaftsausschuss der Stadt gründlich beraten muss:
Die erste Frage ist natürlich – wollen wir unser Alleinstellungsmerkmal an der Nordseeküste wirklich mit einer hässlichen Mauer verbauen oder durch einen Deich verstellen? Wir sind neben Cuxhaven der einzige Küstenabschnitt, wo man ohne den Deich zu überqueren an den Strand kommt. Das ist zur Zeit ebenfalls brachliegendes Kapital, das nicht wirklich werbewirksam genutzt wird.
Durch die Verlegung der Deichlinie geht das vom Deichband benötigte Grundstück am Strand in den Besitz und die Pflege des Deichbandes über. D.h. hier wird indirekt auch städtischer Besitz „verkauft“. Wichtige Flächen für eine touristische Entwicklungen werden aus der Hand gegeben – wollen wir das?
Grundsätzlich ist das Betreten der Deiche nach dem Deichschutz verboten. Zur zeit werden aber großzügige Genehmigung durch die Deichsicherungsbehörde im Einvernehmen mit den Deichbänden geschlossen. Kann sich diese gelebte Praxis ggf. auch wieder ändern?
Welche langfristigen Auswirkung hat eine Verlegung des Deiches – vor dem Hintergrund des Klimawandels, der unweigerlich mittelfristig zu einer weiteren Erhöhung des Deiches führt - auf den Strand?
Der alte Deich bleibt als zweite Deichlinie erhalten und das Quellbad wir damit Poldergebiet. Was hat dass für Konsequenzen?
Zwar bedeutet die zweite Deichlinie auch die Befreiung vom jetzigen Abstandsgebot (eine Bebauung muss 40 m Abstand zum Deichfuß halten). Doch wollen wir wirklich die Bebauung bis an die jetzige, alte Deichlinie rücken lassen, nur um noch mehr Kohle aus dem Grundstück zu holen? (Mir ist im Moment nicht klar, ob die Verkaufspläne schon wirklich auf diese neu gewonnene Baufläche reflektieren – aber es ist zu befürchten).
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