Fortsetzung - weitere Diskussionsansätze für den Arbeitskreis
Bevor man sich in neue Risiken stürzt, sollte man erst einmal die alten Investitionen auf ihre Wirksamkeit überprüfen.
Dangast
Von Einigen wird die Frage gestellt, ob das Angebot und die Organisationsstruktur der Kurverwaltung überhaupt noch zeitgemäß ist und fordern radikal die schrittweise Auflösung des Eigenbetriebs Kurverwaltung Dangast. Diese Perspektive lenkt auf das Wesentliche, das in den letzten Jahren versäumt wurde - auf eine genaue Analyse der einzelnen Betriebsteile und eine notwendige Aufgabenkritik.
Die MMW hat seit 2004 mehrfach eine solche Aufgabenkritik angemahnt. Es stellt sich die Frage welche Aufgaben werden von den Vermietern und der Gastronomie gefordert um ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Bädern zu behaupten (teilweise konnte man der Diskussion in der Vergangenheit ja alle möglichen Statements – von eine Überflüssigen Zimmervermittlung bis hin zu neuen Vermarktungsstrategien - hören). Einige Aufgaben der alten Kurverwaltung (Bewegungsbad, Massagebereich) wurden in den letzten Jahren eingestellt oder abgegeben und haben zu einer nachhaltigen Reduzierung des Defizits geführt, ohne dass wir einen Einbruch bei den Besucherzahlen hatten.
Die Aufgaben sind derzeit im Groben:
-klassische Touristeninformation
-Quellbad
-Strand
und Campingplatz
zur Touristeninformation:
Die MMW glaubt, dass die Kernaufgaben der Verwaltung – Zimmervermittlung, Werbung und Touristeninformation - als logistischer Überbau weiterhin notwendig sind. In diesen Bereichen bildet die Kurverwaltung das Dach für die Vermieter und Gastronomie. Die Verwaltung ist Dienstleiter für die "Weiße Industrie", die einen Gesamtumsatz von 40. Millionen Euro tätigt.
Die Veränderungen in den letzten 2 Jahren haben gezeigt, dass man diesen Bereich optimieren kann (Dangast-Card, Parkraumbewirtschaftung, Buchungssystem) und die Maßnahmen auch erste Früchte tragen.
Der Dienstleistungscharakter von Marketing, Zimmervermittlung und Gästebetreuung muss aber stärker ins Bewusstsein der Auftraggeber (Vermieter und Gastronomie) gebracht werden (ein Prozess der schon im Gange ist). Durch einen erhöhten Interessenanteil der Vermieter für bestimmte Dienstleistung, wie z.B. die Zimmervermittlung, Erstellung von Prospekten, Angeboten und überregionale Werbung, kann nicht nur eine bessere Refinanzierung der unterschiedlichen Aufgaben geschaffen sondern auch eine verbesserte Steuerung der Aufgaben erreicht werden. Ein Vermieter wird nur dort (Prospekte, Internetpräsenz usw.) investieren, wo er auch einen wirtschaftlichen Vorteil sieht. Und die Verwaltung ist nicht selbstlos tätig, sondern orientiert sich an den Wünschen der Kunden.
zum Quellbad:
Auch hier konnte man in der Diskussion in den letzten Tagen Statements - von Quellbad dicht schieben bis hin zur Entwicklung einer Sauna- und Wellnesslandschaft - hören.
Das Quellbad ist und war eine reine touristische Investition, um insbesondere die Nachsaison zu beleben (Außerdem zur Kenntnis: die Stadt Varel zahlt, parallel zu der Verlustabdeckung, zusätzlich einen Interessenanteil für die Vareler Bürger an die Kurverwaltung).
Der Nachweis, ob der Ausbau zum Ganzjahresbad irgendwelche Auswirkungen auf die Belebung der Nachsaison hatte, wurde jedoch nie geführt. Schon 2004 und 2009 wurde von der MMW eine Kosten- Nutzenanalyse des Quellbades - ohne Erfolg - gefordert. Das Quellbad ist maßgeblich für das hohe Dangast-Defizit verantwortlich und bedarf von daher einer besonderen Betrachtung.
Eine detaillierte Kostenaufstellung (Betriebs-, Personalkosten) sollte auf die jeweiligen Monate aufgeschlüsselt und mit den Besucherzahlen sowie den Übernachtungszahlen in Verbindung gesetzt werden, um die These „der Saisonverlängerung“ zu überprüfen und um verlässliche Daten für das weitere Vorgehen zu gewinnen. Unsere Überlegung war: Sollte sich ein krasses Missverhältnis zwischen Kosten und Nutzen zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten feststellen lassen, ergibt sich hieraus ein akuter Handlungsbedarf.
Durch die strikte Weigerung der Politik und der Verwaltung in den letzten 10 Jahren den Nachweis zu erbringen, dass die Investition mit hohen Betriebskosten wirklich die Nachsaison gestärkt hat, fordern wir nun die Umkehr der Beweislast.
Die Erweiterung zu einem Ganzjahresbetrieb hat eine Bewirtschaftung der Bäder im Wechsel (Sommer in Dangast Quellbad, Winter in Vareler Hallenbad) mit dem demselben Personal unmöglich gemacht und zu hohen Personal - und Betriebskosten in Dangast geführt. Kehrt man nun zu dem reinen Saisonbetrieb in Dangast zurück, könnten hierdurch langfristig Personal- und Betriebskosten einspart werden, das ist Fakt. Die Kurverwaltung muss also der Politik den Nachweis erbringen, dass der Winterbetrieb die Nachsaison (Zimmervermietung) signifikant gestärkt hat.
Unabhängig von diesen Überlegungen kann an einer internen Spezifizierung der Angebotspalette im Quellbad gearbeitet werden. Sofern sich ein Investor finden lässt, könnte ein privat betriebener Saunabereich an das Quellbad angegliedert und mit dem städtischen Badeangebot kombiniert werden. Aber auf keinen Fall darf die Öffentliche Hand sich in neue finanzielle Abenteuer stürzen und das unternehmerische Risiko tragen, wenn sie noch nicht einmal bereit ist ihre früheren Investitionen zu hinterfragen und ihre These zu verifizieren.
zum Campingplatz:
Vorschlägen wie, den Campingplatz langfristig zu Verpachten kommt nach unsere Auffassung keine hohe Priorität zu, da dieser Aufgabenbereich der Kurverwaltung (die hier schon auf der Richtigen Spur ist) einkömmlich ist und somit die wirtschaftliche Situation des Eigenbetriebes insgesamt verbessert . Ferner verweisen wir auf die Verbesserungsvorschläge aus unserem ersten Diskussionspapier (Naturerbeportal) und haben auch noch eine ganze Reihe von kleineren Optimierungsvorschlägen in der Tasche. Der Campingplatz sollte als eine separate Kostenstelle unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden. Der Campingplatz sollte einen eigenen „Manager“ (Hauptverantwortlichen) mit weitreichenden Kompetenzen erhalten.
zum Strand:
Der Gemeindestrand gehört zum Kernbereich und Vermögen des Kurbetriebes. Er ist sozusagen das Aushängeschild von Dangast. Die Diskussion um einen freien Strandeintritt darf
a) nicht zu einer finanziellen Belastung der Vareler Bürger (der Stadt) führen
b) die Säuberung und Instandhaltung muss aber weiterhin gewährleistet sein
c) und dass ist neu – im Gesamtpaket mit der Kurtaxe diskutiert werden.
Klar ist, dass ein familienfreundlicher Eintrittstarif oder der kostenlose Strandzugang die beste Werbung ist – man darf bei der Diskussion aber nicht vergessen, dass unsere Gäste (sofern sie ordnungsgemäß die Kurtaxe bezahlen) diesen auch schon haben – bzw. ihn als solchen wahrnehmen.
Eine Gegenfinanzierung der Leistung „freier Strandeintritt“ durch den Campingplatz oder anderer städtischer Einnahmequellen lehnen wir ab, da es wieder zu Lasten der Vareler Bürger (der Stadt) geht, weil diese Einnahmen dann natürlich an anderer Stelle fehlen.
Durch zusätzliche Anbieter privater Leistungen zur Steigerung der Attraktivität auf dem Strand könnte sich auch die Wirtschaftlichkeit dieses Betriebsteils „Strand“ verbessern. Es wäre zu überprüfen, ob eine Privatisierung der Strandkorbvermietung (es ist der MMW unverständlich, warum diese Dienstleistung bisher unterdurchschnittliche Gewinne macht) in Verbindung mit einer Bewirtungskonzession für einen kleinen Familienbetrieb so attraktiv ist, dass er als Gegenleistung die komplette Lagerung der und Reparatur der Körbe, Strandaufsicht, Reinigung und kleinere Instandhaltungsarbeiten übernimmt und garantiert. Ein solcher Kooperationsvertrag könnte der Schlüssel für einen freien Strandeintritt sein.
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