Leserbrief zu "Kunstrasen ist ökologische Katastrophe"
Varel
Die Diskussion um das Vareler Sportstättenkonzept ist in vollem Gange. Vordergründig geht es um einen neuen "Sport- und Bürgerpark" und um die Erstellung eines ökologisch kaum vertretbaren Kunstrasenplatzes. Nachdem nun auch noch millionenschwere Bundessubventionen für das Projekt akquiriert wurden, gibt es kein halten mehr.
Dabei gerät ausser Acht, worum es der Stadt bei dem Projekt vermutlich in Wahrheit geht; weist es doch frappierende Parallelen zur Realisierung des Dangaster "Nordsee Parks" in Verbindung mit dem "Weltnaturerbeportal" auf.
In beiden Fällen dürfte zunächst ein gewiefter Investor sein begehrliches Auge auf die jeweilige städtische Immobilie geworfen haben. In Dangast waren das die damalige Kuranlage "Deichhörn" und der Kurpark, im Fall Sportstättenkonzept hat man es auf die ebenfalls städtisches Tafelsilber darstellenden Flächen des traditionellen Waldstadions und seiner angrenzenden Sportareale abgesehen. Schließlich befinden sich diese in attraktiver, ruhiger und zentrumsnaher Waldrandlage, geradezu ideal zur ambitionierten Umsetzung profitträchtiger Bauvorhaben. Gegenüber derartigen Investoren-Offerten hat sich die Stadt Varel schon mehrfach als sehr aufgeschlossen erwiesen (z.B. Schützenwiese, Webereigelände). Sie muss die Sache lediglich noch ihren Bürgern irgendwie schmackhaft machen. Also ködert sie die Fussballer mit einem Kunstrasenplatz und redet Vorhandenes schlecht. So dürften viele der vorhandenen Sportstätten ohnehin veraltet, marode und daher dringen erneuerungsbedürftig sein. Der mangelhafte Pflegezustand der Anlagen trägt dazu bei, dieses städtische Argument zu unterstreichen (analog zur Kuranlage "Deichhörn" und dem zugehörigen Bewegungsbad; beide Bauten nicht einmal 40 Jahre alt und schon abrisswürdig!!). Schließlich verpasst man dem Projekt einen wohlklingenden, euphemistischen Namen wie "Sport- und Bürgerpark" (aus der Dangaster Touristeninformation wurde so ein "Weltnaturerbeportal", aus dem neuen Wohnblock-Konglomerat wurde ein "Nordsee Park", der alles ist, nur kein Park!), und fertig ist die Vareler Sportstättenzukunft.
Dabei verfügt Varel über eine ausreichende Anzahl von Sportstätten in strategisch günstiger Lage. Sollte es der Stadt wirklich um ein tragfähiges Sportstättenkonzept gehen, liesse sich dieses optimal am vorhandenen zentralen Standort Waldstadion mit seinen angrenzenden Freiflächen und der alten, vermutlich denkmalgeschützten Deharde-Turnhalle (plus Tivoli als zusätzlicher Raumreserve) realisieren. Bei mehrheitlicher Sympathie für diese Variante in der Vareler Bevölkerung bedürfte der Versuch einer Kurskorrektur in diese Richtung jedoch massiver Meinungbekundungen und Anstrengungen seitens der Bürger und ihrer Sportvereine. Die Dangaster BI versuchte jahrelang Ähnliches (u.a. per Bürgerbegehren - leider vergeblich!
Werner Vogel, Varel
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