Von dringenden Bedürfnissen und drängenden Entscheidungen
Im Vareler Waldstadion wird das marode Sanitärgebäude abgerissen. In Container-Toiletten werden künftige Geschäfte abgewickelt. Ein Omen für eine varelhafte Zukunft an der Windallee?
Varel / Zetel / Jaderberg
Fast siebzig Jahre war es das stillste Örtchen im Vareler Waldstadion. Rettung in höchster Not für aufgeregte Schüler kurz vor Beginn der Bundesjugendspiele. Halbzeittreffpunkt für Fußball-Fans, die sich zuvor genossener Kaltgetränke entledigen mussten.
Aber nun ist endgültig Schluss: Das Sanitärgebäude mit den rosa gekachelten Toiletten wird in diesem Sommer abgerissen.
Das Fundament, das man in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts legte, war letztlich nicht darauf ausgelegt, einen Bau für die Ewigkeit zu tragen. Lange hätte es nicht mehr gedauert, und die Risse im Mauerwerk wären als Belüftungsanlage durchgegangen.
Und überhaupt: Der Aufenthaltskomfort hielt sich in engen Grenzen. Seit Jahrzehnten war nichts mehr renoviert oder gar saniert worden.
Schade eigentlich, denn der Klinkerbau hatte durchaus einen Hauch Repräsentatives. Und das heimische Material spiegelte obendrein ein wenig von der regionalen Kultur und Tradition des Bauens wider.
Und nun?
Die Stadt als Eigentümerin der Anlage wird auch künftig keinem Stadionbesucher zumuten, bei stetig steigendem Druck auf und ab hopsend den Schlusspfiff herbei zu flehen. In zwei Sanitärcontainern werden künftig die notwendigen Geschäfte abgewickelt. Ein Provisorium.
Ein Provisorium, das bald einem würdigeren Locus (Achtung, Lateiner) weichen wird? Der Vorstand des TuS Varel hat sich in einem Gespräch mit Bürgermeister Wagner mit der Containerlösung einverstanden erklärt. Irgendwie musste es ja auch weiter gehen. Aber irgendwie – so will es dem Verfasser dieser Zeilen scheinen – gerät das künftige sanitäre Angebot zum Lackmustest, wie die Stadt möglicherweise in Zukunft mit dem Stadion, mit Schlackeplatz und Deharde-Wiese umgehen will.
Sicher: Bebauungspläne gibt es nicht. Aber es raunt hier und es raunt dort. Man raunt von Absichten, die den Vereinen vor Ort nicht gefallen können. Und wenn man es recht bedenkt: Eine Stadt, die sich das Prädikat „varelhaft“ verpasst hat, sollte sich nicht die Blöße geben, dass auswärtige Stadionbesucher nach ihrer Heimkehr davon berichten, unter welchen Bedingungen man im Waldstadion Erleichterung findet.
Wir haben in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt ein letztes, großartiges Ensemble freier Flächen. Stadion und Schlackeplatz, Deharde-Wiese und Tivoli-Garten haben das Zeug zu einem ganz besonderen Ort. Dazu gehört das Gelände an der Weberei. Das phantastische Familienfest am 10. und 11. Juni hat viel begeisterte Resonanz erfahren. Es hat gezeigt, dass mit Engagement und Kreativität solche Flächen zu Orten der Begegnung, kultureller Impulse und der Lebensfreude werden.
Toiletten im Waldstadion – Sportflächen an der Windallee – Tivoli-Garten – Weberei-Gelände und schließlich: das Tivoli selbst. Alles hängt miteinander zusammen. Keines dieser Themen kann isoliert für sich betrachtet werden. All diese Flächen müssen einer gemeinnützigen Nutzung vorbehalten bleiben. Die Bürger der Stadt, die Vereine und die Schulen brauchen diese Plätze. Sie bringen die Menschen zusammen.
Dieses Jahr wird für die Zukunft des Areals Vorentscheidungen bringen. Wer will, dass diese Orte auch künftig den Bürgern gehören, muss jetzt Flagge zeigen.
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